Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Das Willkommensteam sucht dringend Fahrräder – und Menschen, die sich auch privat der Flüchtlinge annehmen …

Eine „Handvoll“ der 70 Mitglieder, die sich im WillkommensTeam engagieren und selbstlose Hilfe leisten

Noch vor kurzem war der Begriff Willkommenskultur in unseren Breiten nur wenigen bekannt. Inzwischen kommen jedoch täglich Menschen aus verschiedenen Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland – in der Hoffnung, den alltäglichen Terror hinter sich zu lassen und hier wenigstens ein Dach über dem Kopf zu finden, einen Schlafplatz und etwas zu essen. Es sind Junge und Alte, auch Familien mit ihren Kindern, die oft den Vater oder die Mutter zurücklassen mussten und qualvolles Elend hinter sich haben. Und die in Lebensgefahr schwebten, bevor sie bei uns Aufnahme fanden.

In Henstedt-Ulzburg ist es, wie in vielen anderen Städten auch, das Willkommensteam, das hilft und sich kümmert und über das Lebensnotwendige hinaus Trost spendet, Wärme gibt und den Menschen wenigstens vorübergehend so etwas wie Geborgenheit vermittelt.

Seit das WillkommensTeam im September vorigen Jahres seine Arbeit aufgenommen hat, herrscht in Henstedt-Ulzburg eine positive Stimmung im Umgang mit den Flüchtlingen. Und das dank der 70 beteiligten Henstedt-Ulzburger, die wie selbstverständlich sofort tätig geworden sind und auch die Nachbarn von Flüchtlingsunterkünften mit den Bewohnern bekannt gemacht haben. Auf diese Weise fühlten sie sich gleich selbst ein wenig mitverantwortlich dafür, dass es den neuen Bewohnern hier bei ihnen gut geht.

Alles begann an einem runden Tisch mit Gründerin und Vorsitzender Heidi Colmorgen, die in Zusammenarbeit mit Bürgermeister Stefan Bauer interessierte Henstedt-Ulzburger im Bürgerhaus um sich versammelte mit dem Ziel, sich zu organisieren und aktiv zu werden. Birgit Sommer von Bürger Aktiv stellte sofort den Bus des Vereins für die Flüchtlinge zur Verfügung. Annemarie Winter nimmt die im Rathaus eintreffenden Flüchtlinge in Empfang und begleitet sie gemeinsam mit dem Fahrer Rainer Münch in die vom Willkommensteam vorbereiteten Unterkünfte. Die Begleiter gehen mit den Flüchtlingen gemeinsam zum ersten Mal einkaufen und helfen bei der ersten Orientierung im Ort. Schließlich sind die Flüchtlinge in einem fremden Land, dessen Sprache und Schrift sie nicht kennen – also total auf Hilfe angewiesen. Die Begleiter sind auch Ansprechpartner der Flüchtlinge bei Korrespondenz, unterstützen in der schwierigen Anfangszeit beim Kontakt mit Ämtern, Behörden, Ärzten.

Jeden Mittwoch ist die DRK-Kleiderkammer geöffnet, am Donnerstag die Tafel im Bürgerhaus, wo sie Lebensmittel erhalten können. Ehrenamtliche Lehrkräfte geben dienstags und donnerstags Sprachkurse im Bürgerhaus. Es gibt eine Fahrradwerkstatt, in der Asylsuchende lernen, gespendete Räder zu reparieren. Immer dienstags kann eine Nähwerkstatt im Jugendzentrum „Tonne“ besucht werden. Vom SVHU wird ganz viel Sport angeboten: Die Trainer und Spartenleiter sind sehr engagiert. Weil Sport von der mißlichen persönlichen Situation ablenkt, ohne große Sprachkenntnisse funktioniert und für Integration sorgt. Junge Schüler kommen nach Kaltenkirchen oder Norderstedt in eine DAZ-Klasse mit Deutsch als Zweitsprache, die es ihnen möglich macht, nach einem Jahr eine Regelschule zu besuchen. Kleinere Kinder werden im Kindergarten betreut.

Die Internetseite „Willkommensteam.de“ beinhaltet alle Informationen und Spendenmöglichkeiten. Wer sich beim gemeinnützigen Willkommensteam e.V. einbringen möchte und Flüchtlinge begleiten will, tut es nicht allein. In der Regel kümmern sich zwei bis drei Personen um eine Gruppe von Flüchtlingen gemeinsam. Das Willkommensteam trifft sich an jedem Montag um 19.30 Uhr im Bürgerhaus und sucht ganz dringend noch aktive Unterstützer für die persönliche Begleitung neu eintreffender Flüchtlinge. Allein in diesem Jahr werden noch etwa 100 Personen in Henstedt-Ulzburg erwartet. Und wer nicht selbst mitmachen kann, der hat vielleicht noch ein ganz dringend benötigtes Fahrrad übrig, von dem er sich trennen mag und mit dem er einem Flüchtling selbständige Mobilität schenkt.

Gabriele David

5. August 2015