Die Vision schwand schnell dahin, und schon bei der Wahl zum stellvertretenden Bürgervorsteher war es nichts mehr mit Transparenz und Zusammenarbeit: WHU-Kandidatin Verena Grützbach wurde in geheimer Abstimmung gewählt – mit elf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Auch Carsten Schäfer (BFB), bisher erster Bürger der Gemeinde, kassierte trotz vorangegangener Würdigungen seiner Verdienste fünf Gegenstimmen in geheimer Wahl. Das sind nicht gerade Anzeichen für den Willen zur Zusammenarbeit unserer Volksvertreter.
Noch offensichtlicher war die Lagerbildung bei der Wahl der stellvertretenden Bürgermeister – natürlich auch geheim: 21 gegen 18 Stimmen für Elisabeth von Bressensdorf (CDU) und 27 gegen zwölf Stimmen für Wilhelm Dahmen (WHU). Die Realität hatte spätestens zu diesem Zeitpunkt die Vision des neuen Bürgervorstehers weggewischt, wenn er sie denn wirklich gehabt hat. Vielleicht war sie ja auch nur das Wunschdenken eines Mitglieds der Mehrheitspartei, die ihre politischen Vorstellungen möglichst harmonisch und ohne großen Widerstand verwirklichen möchte.
Wie dem auch sei – die konstituierende Sitzung der Gemeindevertretung verlief durchaus nach demokratischen Spielregeln – wenn sie für die Zuschauer vielleicht auch anstrengend und nicht wirklich transparent waren. Das ist doch schon einmal positiv. Und wenn nach nunmehr vollzogener Ämterverteilung bei allen Fraktionen doch noch der Wille zu fairer und respektvoller Zusammenarbeit zum Wohle eines liebens- und lebenswerten Ortes über die unbedingte Durchsetzung der eigenen Ziele siegen sollte, könnte aus der Vision des Bürgervorstehers doch noch etwas werden. Allein mir fehlt der Glaube…
Jörg Schlömann
19. Juni 2013