Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Bürgermeister-Findung: Hat die CDU nicht dicht gehalten?

Unmut hat bei einigen Henstedt-Ulzburger Kommunalpolitikern eine Nachricht ausgelöst, die heute von der Segeberger Zeitung verbreitet wurde: Bad Segebergs Verwaltungschef Dieter Schönfeld (SPD) habe an einer Sitzung der Bürgermeister-Findungskommission in der Großgemeinde teilgenommen. Über deren Aktivitäten war unter den Mitgliedern Vertraulichkeit vereinbart worden.

Das Gremium setzt sich unter Führung von Bürgervorsteher Uwe Schmidt (CDU) aus Vertretern aller fünf Fraktionen, Angehörigen der Parteien CDU, SPD und FDP sowie der Wählergemeinschaften WHU und BFB zusammen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus der Vielzahl von Berwerberm nach Möglichkeit einen gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters zu ermitteln und der hiesigen Bevölkerung zur Wahl am 16. März vorzuschlagen.

In einem Gespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten bestätigte Uwe Schmidt die Teilnahme des Segeberger Bürgermeisters an einer Sitzung der Findungskommission. Schönfeld sei aber dort nicht als möglicher Bewerber aufgetreten, sondern er habe das Gremium lediglich mit seiner Erfahrung und Ratschlägen unterstützen wollen. Schmidt: „Er hatte uns seine Hilfe angeboten. Die haben wir in unserem Bemühen, den möglichst besten Kandidaten für Henstedt-Ulzburg zu finden, gerne angenommen.“

Schönfeld selbst hatte gegenüber der Segeberger Zeitung zu seinem Besuch in der Großgemeinde erklärt, es sei nicht ehrenrührig, für ein Amt wie das des Bürgermeisters von Henstedt-Ulzburg gehandelt zu werden: „Das ist auch eine Form von Anerkennung.“ Schönfeld stellte aber auch klar: „Ich habe der Segeberger SPD bereits zugesagt, für eine zweite Amtszeit zu Verfügung zu stehen.“ In der Kreisstadt steht eine Bürgermeister-Wahl in rund einem Jahr an.

Horst Ostwald, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Henstedt-Ulzburger Gemeindevertretung, machte heute seinem Ärger über die Schönfeld-Visite in der Großgemeinde in einem Gespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten Luft: „Ich bin natürlich nicht böse darüber, dass mein Parteifreund Schönfeld bei uns in der Findungskommission war. Aber ich bin sauer, dass die Nachricht über den Besuch durchgesickert ist, obgleich wir intern Stillschweigen vereinbart hatten.“

Ostwald hält es für möglich, dass die Indiskretion ganz bewusst von CDU-Seite begangen worden ist. Der Kommunalpolitiker schränkt allerdings ein: „Ich glaube nicht, dass es CDU-Mitglieder waren, die in der Findungskommission sitzen. Die halte ich alle für integer.“ Auch Karin Honerlah, Fraktionsvorsitzende der WHU, vermutet laut Segeberger Zeitung die undichte Stelle bei der CDU.

Möglicherweise kommt das Störfeuer in Sachen Bürgermeister-Findung vom erzkonservativen Flügel der Christdemokraten, der sich schon gegen die inzwischen erfolgte Abwahl von Torsten Thormählen ausgesprochen hatte. Nach Ansicht der CDU-Fundamentalisten muss der Kandidat unbedingt ein Christdemokrat sein oder der CDU unmissverständlich nahe stehen; und vielleicht erfüllt der Kandidat (die Kandidatin) mit den derzeit größten Chancen diese Voraussetzung nicht…

Jörg Schlömann

7. Januar 2014