Jens Müller, Bau- und Technikexperte in der CDU-Fraktion, hatte es mächtig eilig in der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses, den Vorschlag der Verwaltung, an der Kreuzung Bürgermeister-Steenbock-Straße/Kisdorfer Straße einen Kreisverwehr zu errichten, mit blumigen Worten zu loben: Es solle sofort ein entsprechender Beschluss gefasst werden; schließlich stehe das Projekt ja auch im CDU-Wahlprogramm. Und überhaupt: Der Netto-Kreisel sei das beste Beispiel für eine gute Lösung von Verkehrsproblemen an Kreuzungen.
Zuvor hatte WHU-Gemeindevertreter Kurt Göttsch zu bedenken gegeben, doch erst einmal das in Arbeit befindliche Verkehrsstrukturgutachten abzuwarten, und davor gewarnt, dass zunehmender Lkw-Verkehr auf der Kisdorfer Straße einen Kreisel fraglich erscheinen lasse. Ausschussvorsitzender Horst Ostwald (SPD) schlug sich ebenfalls auf die Seite der WHU: Er sehe zwar keine unmittelbare Verbindung zum Gutachten, verwies aber darauf, dass noch keine Planungskosten veranschlagt seien und notwendiger Grundstückserwerb noch nicht geklärt sei. Seine Fraktion spreche sich für eine Vertagung aus.
Für die BFB erklärte deren Vorsitzender Jens Iversen: „Wir sehen die Maßnahme kritisch.“ Ein Kreisel mit Querungshilfen sei überdimensioniert. Auch seine Fraktion wolle das Verkehrsgutachten abwarten. Aus ihm könnte sich nämlich ergeben, dass an anderer Stelle in der Gemeinde vielleicht ein noch viel größerer Handlungsbedarf bestehe.
Die CDU wollte sich nicht so schnell geschlagen geben, verwies darauf, dass ein Antrag zu dem Kreuzungsproblem bereits vor zwei Jahren gestellt worden sei. Doch dann gaben auch die Christdemokraten angesichts einer breiten Oppositionsfront nach: Einstimmig beschlossen die Ausschussmitglieder, einen Beschluss zur Entschärfung der Kreuzung Bürgermeister-Steenbock-Straße/Kisdorfer Straße erst dann zu fassen, wenn das Verkehrsstrukturgutachten ausgewertet ist.
Dann allerdings wird die Grundsatzdiskussion erst wirklich einsetzen: Kreisel oder Ampelkreuzung? Argumente für die eine oder andere Lösung klangen am Montag bereits an, und nur der straffen Sitzungsleitung von Horst Ostwald ist es zu verdanken, dass diese Auseinandersetzung noch unterblieb. Ganz sicher aber wird sie geführt werden (müssen).
Jörg Schlömann
27. Mai 2014