Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Beckersbergring, Rewe, Westerwohld: Entscheidung um die Zukunft

Ganz links die Rewe-Angaben, in der Mitte und rechts unterschiedliche Abschätzungen der Gutachter zum Lasterverkehr

Es sind nur drei Tage, aber die haben es in sich – schon am Mittwoch (14.Juni) könnten Bürgermeister Bauer und die Freizeitpolitiker Henstedt-Ulzburg zu einem anderen Ort gemacht haben. Einen Ort, der endgültig aufbricht, Stadt zu werden.

Am Montag geht es zunächst um die Zukunft der Wohnsiedlung Beckersbergring. Die Kommunalpolitiker haben die Möglichkeit, den Abrissspuk zu beenden und eine sogenannte Erhaltungssatzung auf den Weg zu bringen. Wie die HU-Nachrichten erfahren haben, spielen Ortsentscheider mittlerweile aber auch offen die Idee durch, im Beckersbergring bis zu fünf- oder sechsstöckige Mietwohnblocks entstehen zu lassen. Mietern, die in der Siedlung leben, ist ein Fragebogen einer Ratsfraktion ins Haus geflattert, in der sie angeben sollen, in welcher Höhe sie nach einem Abriss der Reihenhäuser wohnen möchten. Als Ankreuzmöglichkeit ist dort auch das „4.OG oder höher“ angegeben.

Am Montag geht es darum, ob die Kommune innerörtlich weiter in die Höhe wächst, zwei Tage später dann ob Henstedt-Ulzburg weiter nach außen ausfranst: Am Mittwoch verhandeln die Ortsentscheider um nicht weniger, als um den Aufbruch nach Westerwohld. Der Ortsteil im Westen der Gemeinde, der außer Feldern und Wiesen nur aus ein paar Bauernhöfen besteht, soll nach Meinung der Christdemokraten Bauland werden. Auf den Tischen der Kommunalpolitiker liegt dann ein Antrag der CDU, das Gewerbegebiet bis zur Westerwohlder Straße zu vergrößern.

Ob der CDU-Antrag, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten werden soll, mehrheitsfähig ist, dürfte davon abhängen, ob es nur wenige Minuten vorher an gleicher Stelle zu einer Vorentscheidung über die Ansiedlung der Rewe-Versandfabrik gekommen ist. Auf eine Festlegung, das Rewe kommen soll, dringt kein geringerer als Bürgermeister Bauer. Die Kommunalpolitiker sollen sich, so heißt es in seinem Antrag, für die Realisierung des Rewe-Vorhabens aussprechen und „einen Grundstückskaufvertrag für den Verkauf der gemeindlichen Flächen im B-Plan 146 an die REWE Group vorbereiten“. Mit der rechtssicheren Gestaltung des Papiers soll die Kanzlei ‚Graf von Westphalen‘ betraut werden. Zugleich soll das Bebauungsplanverfahren vorangetrieben werden.

Bauer beruft sich bei seinem Vorstoß auf die nun vorliegende ‚Gertz Gutsche Rümenapp-Expertise‘. Laut dem Verwaltungschef werde darin eine Überlastung des Gemeindegebietes mit LKW-Verkehr im Vergleich zu einer alternativen kleinteiligen Ansiedlung von Firmen nicht bestätigt. Das Gutachten, das im Bürgerinformationssystem einsehbar ist, lässt aber auch eine andere Interpretation zu. Laut ‚Gertz Gutsche Rümenapp‘ liegen die Rewe-LKW-Angaben tatsächlich deutlich unterhalb dessen, was man üblicherweise an Lasterverkehr bei einem Handels-Distributionslager dieser Größenordnung erwarten darf (siehe Schaubild). Rewe selber kommt auf einen Wert von 888 Lastern, die täglich zum , bzw vom Logistikzentrum wegfahren, ‚Gertz Gutsche Rümenapp‘ auf einen Erwartungswert von 2.450 LKW.

Fakt ist – auch wenn man die von Rewe  genannten Zahlen als Grundlage nimmt, ist noch völlig unklar, wie die LKW-Kolonnen die Ampelkreuzungen auf Henstedt-Ulzburgs Hauptverkehrsachse passieren können. Bis jetzt gibt es nur die Idee, den Knotenpunkt Richtung Kisdorf kräftig auszubauen. Verkehrsuntersuchungen für die weiteren südlichen Knotenpunkte hat die Supermarktkette angekündigt, aber – zumindest der Öffentlichkeit – noch nicht vorgelegt. Nach Rewe-Angaben sorgt der geplante Mega-Warenumschlagsplatz allein an der Kreuzung Hamburger Straße/Maurepasstraße für täglich 134 zusätzliche Laster.

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11. Juni 2017