Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Bauers Bitte an die Bosse: Lassen Sie einen Behinderten in Ihrem Betrieb hospitieren

Offener Brief des Bürgermeisters an die Gewerbetreibenden in Henstedt-Ulzburg

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Gemeinde Henstedt-Ulzburg hat im Juni 2015 den „Aktionsplan Inklusion“ verabschiedet. Mit vielseitig ausgerichteten Maßnahmen wollen wir erreichen, dass Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen unserer Gemeinde teilhaben können. Insbesondere das Thema Arbeit genießt dabei hohe Bedeutung, weil es unser Leben tagtäglich prägt. Unser Wohlbefinden, unsere soziale Sicherheit und vielfach auch der Wert unseres Lebens stehen in Abhängigkeit zu unserer Erwerbstätigkeit. Dies erkennen wir oft erst, wenn wir unsere Arbeit aufgrund einer Behinderung verloren haben.

Wir streben an, Menschen mit Behinderung trotz ihrer Erwerbsunfähigkeit eine Teilhabe und somit einen Einstieg bzw. Wiedereinstieg in das Arbeitsleben zu ermöglichen. Hierzu brauchen wir Ihre Unterstützung!

Einrichtungen der Eingliederungshilfe in Henstedt-Ulzburg möchten noch in diesem Jahr damit beginnen, gemeinsam mit neugierigen und aktiven Menschen mit Behinderung Betriebe auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu besuchen. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, gerne auch bei Ihnen!

Die Mitarbeitenden der Einrichtungen werden mit diesem Schreiben auf Ihren Betrieb zugehen und um Ihr Einverständnis bitten. Sie werden dann mit Ihnen Zeiten verabreden, um einige betriebliche Abläufe zusammen mit den Menschen mit Behinderung kennen zu lernen. Es werden sich so Aufgaben identifizieren lassen, die die Menschen mit Behinderung mit ihren Fähigkeiten, ggf. mit Unterstützung, gut erledigen können.

Sie werden vielleicht überrascht sein, was Menschen mit Behinderung alles zu leisten im Stande sind. Im Idealfall gewinnen beide Seiten. Menschen mit Behinderung lernen das „normale“ Arbeitsleben kennen und Ihr Betrieb profitiert von den Fähigkeiten der Menschen mit Behinderung und der Anleitung durch pädagogische Assistenten. Im besten Fall können Aufgaben langfristig und zuverlässig übernommen und angemessen entlohnt werden. Die Einrichtungen kümmern sich um alle relevanten Versicherungsfragen, so dass für Sie keine Risiken und ungewollten langfristigen Verbindlichkeiten entstehen.

Allen Erfahrungen nach, bringen Menschen mit Behinderung einen zusätzlichen Gewinn für das soziale Miteinander im Betrieb mit. Freundlichkeit, Toleranz und Wertschätzung für die unterschiedlichen Fähigkeiten wächst nicht selten im Miteinander mit behinderten Menschen. Zudem kann eine öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung Ihres Betriebes durch eine gute regionale Presse und Ihre Bereitschaft für Barrierefreiheit mit einer entsprechenden Auszeichnung (Plakette) hergestellt werden. Als Bürgermeister der Gemeinde Henstedt-Ulzburg unterstütze ich diese Chance für ein selbstverständliches Miteinander und freue ich über Ihr Feedback.

Inklusion ist ein fortwährender Prozess, der immer wieder aufs Neue angeschaut werden muss. Der Aktionsplan Inklusion wird uns dauerhaft begleiten und sowohl die politische als auch die gesellschaftliche Diskussion beeinflussen. Unser Ziel ist es, dass er zum Selbstverständnis unseres Planens und Handelns in unserer Gesellschaft wird. Sofern Sie aus eigenem Interesse Initiative ergreifen möchten, wenden Sie sich gerne an:

Das Rauhe Haus, Frau Sabine Hilger-Gürich, Wilstedter Str. 136, 24558 Henstedt-Ulzburg,  Telefon 04193/889349 oder an den Landesverein für Innere Mission: Regina Hansen, Krögerskoppel 19, 24558 Henstedt-Ulzburg, Tel.: 04193-7584576

Ich bedanke mich herzlich für Ihre Bemühungen und Ihre Bereitschaft, den Inklusionsprozess mitzugestalten und Teilhabe in unserer Gemeinde zum Selbstverständnis werden zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Bauer

4. Oktober 2017