In 23 Tagen ist Wahltag in der Großgemeinde. Und das Interesse ist mehr als ordentlich. Bei der zweiten Vorstellungsrunde der Bürgermeisterkandidaten war der Andrang gestern so groß, dass die Veranstaltung nur mit Verzögerung beginnen konnte. Bürgervorsteher Uwe Schmidt, der ein paar einleitende Worte sprach, nahm den Bürgerauflauf mit Befriedigung zur Kenntnis: „Ich sehe, wir haben ein volles Haus, freue mich sehr darüber“, sagte der CDU-Mann.
Gut 400 Besucher in der rappelvollen Turnhalle der Grundschule Ulzburg-Süd, sahen anschließend drei Kandidaten auf Augenhöhe. Susanne Bendfeldt, von der Segeberger Zeitung nach der ersten Runde vor zwei Wochen auf dem Rhen zur Verliererin des Dreikampfs erklärt, hat zu Doris Baum und Stefan Bauer aufgeschlossen, wirkte am Donnerstag deutlich lockerer als noch vor zwei Wochen. Zuhörer Gernot Willsch zum Auftritt der Kandidatin von CDU und BFB: „Bendfeldt hat sich wieder gefangen.“
Das mag auch daran gelegen haben, dass die gelernte Juristin in ihrer Eingangsrede darauf verzichtete, noch einmal auf ihre Schill-Vergangenheit einzugehen. Die kurze Episode kam dann jedoch kurz nach einer Zuhörerfrage zur Sprache: Sie sei 2001 in die Schill-Partei ein– und schon 2002 wieder ausgetreten, es habe nicht gepasst von den Zielen und Personen, so die Immobilienfachfrau aus Hamburg. Und CDU-Mitglied Bendfeldt setzte hinzu: „Ich glaube mehr muss ich dazu nicht sagen.“
Anders als vor zwei Wochen war Bendfeldt diesmal nicht die einzige, die sich eine Frage zu ihrer politischen Vergangenheit gefallen lassen musste: Warum sie denn 2010 bei der WHU ausgetreten sei, wollte eine Zuhörerin von Doris Daum wissen. Sie habe einfach unabhängig sein wollen, so die Antwort der Kandidatin von SPD und WHU. Die Fachdienstleiterin in der Segeberger Kreisverwaltung war vor ihrer WHU-Zeit auch bei den Grünen gewesen, sei aus der Öko-Partei 2001 ausgetreten, weil sie deren Afghanistan-Kurs nicht mittragen wollte, sagte Kandidatin Doris Baum gestern.
Stefan Bauer, dritter Bewerber um den Posten im Rathaus, spielte am Donnerstag einmal mehr seinen größten Trumpf aus: seine Unabhängigkeit. Ein neuer Bürgermeister sollte parteiübergreifend agieren können. Weil er das bei den beiden weiblichen Kandidatinnen nicht habe erkennen können, habe er sich zur Kandidatur entschlossen, sagte der Kriminalbeamte. Bauer wörtlich: „Die Gemeinde hat einen Neuanfang verdient.“
Wichtigstes inhaltliches Thema der gestrigen Vorstellungsrunde: die angespannte Verkehrssituation in der Großgemeinde. Insbesondere Rhener Bürger meldeten sich zu Wort, beschwerten sich über die Verkehrsverhältnisse im Ortsteil. Neben den Verweis auf ein Gutachten, das in der kommenden Woche vorgestellt werden soll, machten die Bewerber ganz konkrete Vorschläge, um auf dem Rhen für eine Verkehrsentlastung zu sorgen oder die Begleiterscheinungen erträglicher zu machen. So könne man versuchen den Durchgangsverkehr über den Kiefernweg umzuleiten und die Norderstedter Straße verkehrsberuhigen, sagte Bauer. Baum und Bendfeldt wiesen auf die Möglichkeit hin, den Schwerlastverkehr aus Wohngebieten rauszuhalten
Vorschläge die zeigen, dass die Kandidaten kein Patentrezept in der Tasche haben. Die genannten Ideen sind jedenfalls Dauerbrenner in den gemeindlichen Gremien. Erst in der jüngsten Sitzung des gemeindlichen Umwelt- und Planungsausschusses hatte die Verwaltung ein Gutachten vorgelegt, nach dem es rechtlich nicht zulässig sei, die Norderstedter Straße für den Lkw-Durchgangsverkehr zu sperren.
Eine Überraschung gab es dann bei der von Moderator Michael Zwicker gestellten Frage nach einer Umgehungsstraße. Zunächst erklärte Susanne Bendfeldt ganz grundsätzlich, dass eine Umgehungstrasse zur Entlastung der Hamburger Straße nicht verkehrt wäre, dann war Stefan Bauer an der Reihe: Bis vor zwei Wochen habe er noch gedacht, eine Umgehungsstraße gehe nicht mehr, jetzt habe er Gespräche geführt und dabei erfahren, dass eine Westumgehung vielleicht sogar kurzfristig möglich sei. Pläne dafür sollen schon existieren, meinte Bauer, genaueres könne er dazu aber noch nicht sagen.
Doris Baum äußerte sich zu einer Umgehungsstraße deutlich reservierter: Henstedt-Ulzburg habe für eine große Lösung womöglich gar keinen Platz mehr, sei mittlerweile viel zu zugebaut. Im Osten befinde sich zudem das Alster-Naturschutzgebiet, im Westen lande man sehr schnell auf dem Golfplatz auf Alvesloher Gebiet.
Insgesamt diskutierten Bauer, Baum und Bendfeldt gut zwei Stunden mit den Bürgern im Saal, waren sich bei vielen Dingen einig. So kündigten alle an, einen kooperativen Führungstil verfolgen zu wollen. Die Frage dazu hatte Per Klümper, Lebensgefährte der amtierenden Bürgermeisterin gestellt.
Die drei Bewerber um das höchste Amt in der Großgemeinde treffen am 5. März ein drittes Mal aufeinander. Dann können sich auch alle diejenigen ein Bild von Bauer, Baum und Bendfeldt machen, die donnerstags grundsätzlich verhindert sind. Der März-Dreikampf im Bürgerhaus findet an einem Mittwoch statt – um 19.30 Uhr.
Christian Meeder
21. Februar 2014