Wirtschaftspolitische Kehrtwende in der Großgemeinde. Henstedt-Ulzburgs neuer und gleich im ersten Wahlgang direkt gewählter Rathauschef hat einen Kurswechsel bei der Gewerbeansiedlung angekündigt: Es werde mit ihm eine andere Ansiedlungspolitik stattfinden, sagte Stefan Bauer heute auf einer Fahrt mit Pressevertretern durch die Gemeinde. Bauer will eine nachhaltige und behutsame Gewerbeansiedlung einleiten. Die Ansiedlung von Unternehmen mit großem Flächenverbrauch und nur wenigen Arbeitsplätzen betrachte er sehr kritisch, sagte Bauer.
Seine Zielrichtung sei keine neuen Logistiker, sondern mehr Mittelständler in die Gemeinde zu holen, „die auch mit ihrem Hauptsitz zu uns kommen“ erklärte der Verwaltungschef. Bauers Antwort auf die Frage ob beispielsweise ein Unternehmen wie Aldi noch eine Chance hätte sich mit einem Warenverteilzentrum in der Großgemeinde anzusiedeln: „Eher nicht.“
Erst vor anderthalb Jahren hatte die Gemeinde über 100.000 Quadratmeter Ackerfläche am Autobahnzubringer an den Discounter Netto verkauft. Netto hat angegeben mit 50 Lastwagen von Henstedt-Ulzburg aus alle Filialen der Supermarktkette in Hamburg und Schleswig-Holstein beliefern zu wollen. Den Netto-Deal hatte Wirtschaftsförderin Manja Biel klargemacht, der Ackerlandverkauf an den Discounter war im Januar 2013 hinter verschlossenen Türen mit großer Mehrheit gegen die Stimmen der WHU durchgesetzt worden. Mittlerweile hat Biel ihren Posten geräumt, ist nach Kaltenkirchen abgewandert.
Der Bürgermeister machte heute aber auch deutlich, dass die neue Marschroute in der Ansiedlungspolitik in erster Linie für Unternehmen gilt, die neu nach Henstedt-Ulzburg kommen. Wenn sich ein bestehendes Unternehmen an die Gemeinde wende, weil es sich vergrößern möchte, dann werde mit der Firma immer geredet, so Bauer.
Christian Meeder
9. Juli 2014