Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Azubi-Messe 2016 im Bürgerhaus – so motiviert wie diesmal waren die Jugendlichen noch nie

Diesen Kicker haben die Azubis von Jungheinrich selbst gebaut

Ulf Pielke: So gut angezogen geht man heute zum Vorstellungsgespräch

Ob es am schlechten Wetter lag, dass es so viele Besucher ins Bürgerhaus zog oder war es der Erfolg der letzten Jahre – jedenfalls war die Ausstellungsfläche mit den Ständen von 30 ausbildenden Firmen bereits kurz nach Öffnung um 10 Uhr von elektrisierten Schülern und ihren etwas skeptisch oder resigniert dreinblickenden Eltern erfüllt. Fünf Stunden lang sollten sich die Jugendlichen hier einen Überblick auf das bevorstehende Berufsleben verschaffen und ihr Interesse wecken. Was vor allem für die Unschlüssigen unter ihnen galt, die noch gar keine Neigung für den einen oder anderen Berufszweig empfanden. Hier hatten sie nun Gelegenheit, erste Kontakte zur Berufswelt zu knüpfen.

Veranstaltet wurde die Azubi-Messe wie immer von Henstedt-Ulzburg Marketing (HUM) und der HHG, dessen Vorsitzender Ulf Pielke nicht nur als Leiter des Arbeitskreises zeichnete, sondern sich am Vormittag auch als Moderator einer kleinen Modenschau betätigte, indem er junge Männer und Frauen auf die Bühne holte, die zeigten, wie perfekt gekleidet man sich heute in einer Firma zum Bewerbungsgespräch präsentiert. Ob gestylt zum Meeting oder gepflegt in Jeans und Wolljacke im Baubereich – die jungen Zuschauer spendeten begeisterten Applaus.

Großer Andrang bei der Landespolizei, zu der sich nicht nur die jungen Männer hingezogen fühlten, sondern auch junge Mädchen. Keine Angst, dabei in Gefahr zu geraten? „Nein“, meinte Lena Stehr (15). „Ich finde es ziemlich wichtig, dass die Polizei Nachwuchs bekommt. Wenn jeder Angst hätte, da mitzumachen, wer sollte uns dann schützen?“ Sie möchte ihre Lehre dort ab 16 beginnen. „Allerdings soll die Sportprüfung ziemlich anstrengend sein, aber ich hoffe, es klappt trotzdem.“ Für sie stand dieser Berufswunsch offenbar schon lange fest.

Christian Langbehn von Hesebeck Home Company mit Azubi Annekatrin Westphal

Auch die in Henstedt-Ulzburg allseits bekannte „Hesebeck Home Company“ bietet eine Ausbildung in zwei Berufen an: die klassische Einzelhandelskauffrau als Sachbearbeiterin und Assistenz der Geschäftsleitung. Und die Fachkraft für Möbel, Küchen, Lager und Umzüge. „Wir sind ein kleines mittelständisches Unternehmen, da fließt so manches ineinander wie auch die Arbeit in unserem „Hesebeck Discount Profi“ mit Mitnahmeartikeln“, erklärt Juniorchef Christian Langbehn. An seiner Seite Azubi Anke Westphal (20), die sich als eine von fünf Azubis im zweiten Lehrjahr zur Kauffrau für Büromanagement befindet. Beide freuten sich über die vielen jungen Interessenten, unter denen sogar echte Bewerbungen waren.

Petra Rose, die in der Agentur Zurich Versicherung ihres Mannes arbeitet, würde ihren Sohn Nick (14) gern für das Familienunternehmen motivieren. Aber der Junior hat andere Interessen. „Entweder Elektrotechnik oder Metallbau“, meinte er, war sich aber noch nicht ganz sicher. Allerdings hat er in seinem Alter ja auch noch etwas Zeit, sich endgültig zu entscheiden.

Großes Interesse bei Schülern (und Eltern) für „Berufungsfinder mit Traumjob“

Unter den Vorträgen, die an diesem Tag in Intervallen gehalten wurden, animierte der „Berufungsfinder“ mit seinem Coach die meisten Jugendlichen und ihre Eltern zum Zuhören.
Auf der Suche nach dem Traumberuf wurde hier erläutert, warum Arbeit Spaß machen muss. „Was steckt in dir? Wo sind deine Stärken? Was kannst du besser als andere? Erkenne den Unterschied zwischen Beruf und Berufung! Und finde dann deinen Traumjob!“ Dieser Vortrag hatte offenbar ins Schwarze getroffen.

Sehr begehrt – die Bundeswehr bei Jungen und Mächen

Stabsfeldwebel Denis Labuhn von der Bundeswehr, stationiert in Bad Segeberg, informierte Malte Hohn (16) über die militärischen und zivilen Möglichkeiten während und nach der Ausbildung. Hier wird neben einer zivilen Karriere auch eine als Offizier und ein Studium in Aussicht gestellt. Ab und zu habe Labuhn auch Kontakt zu den Flüchtlingen. „Unsere eigens dafür abgestellten Kameraden sind da ziemlich involviert und leisten Großartiges“, meinte der Soldat anerkennend. Dass sich auch viele Mädchen für den Beruf als Soldatin interessierten, konnte fotografisch leider nicht dokumentiert werden. Sie waren alle derart fotoscheu, dass sie sich sofort abwandten. Und das bei den zahllosen Selfies, die jeder täglich von sich macht!

 

Diesen Kicker haben die Azubis von Jungheinrich selbst gebaut

Was hier zuerst auffiel, war der große gelbe Kicker, den die Azubis der Firma Jungheinrich in Norderstedt komplett in Eigenbau hergestellt hatten. Er steht normalerweise in der Ausbildungswerkstatt, „damit sich die jungen Leute nach getaner Arbeit auch mal austoben können“, wie Ausbildungsleiter Holger Ernst schmunzelnd verriet. „Wir wollen Spaß haben bei der Arbeit, arbeiten an unterschiedlichen Projekten und suchen Industriemechaniker und Mechatroniker. Dafür sind uns auch Mädchen herzlich willkommen.“

Sie wollen es jetzt besser machen: Sich Zeit nehmen für die Patienten, ihnen zuhören und auch mal Händchen halten. Und das in der Asklepiosklinik Nord in Hamburg, deren Patienten zu 50 Prozent aus dem Raum Henstedt-Ulzburg und dem Umland kommen. Kirstin Filhol geht mit gutem Beispiel voran und sucht dafür Schüler für die Gesundheits- und Krankenpflege, die bereits über 185 Azubis verfügt. „Jetzt steht die Menschlichkeit wieder im Vordergrund“ sagt Frau Filhol und freut sich über die vielen Gespräche, die sie an diesem Tag bereits mit interessierten Jugendlichen geführt hat.

Kirstin Filhol mit ihrem Team von der Asklepiosklinik Nord Heidberg

Die Ärztekammer Schleswig-Holstein bildet zum Medizinischen Fachangestellten aus. Wer organisatorisches Talent hat, feinfühlig mit Menschen umgehen kann, gern im Team arbeitet und verantwortungsbewusst ist, bringt genau die richtigen Voraussetzungen für diese Ausbildung mit. Nach dem ersten Kontakt zu den Jugendlichen werden sie zur Erstellung eines Bewerbungsprofils eingeladen. Parallel zur betrieblichen Ausbildung erhalten die Azubis in der Berufsschule das theoretische Rüstzeug. Mit der Perspektive, später in Arztpraxen aller Fachrichtungen zu arbeiten, in Krankenhäusern und Fachkliniken, Universitätskliniken, Rehabilitations- und Gesundheitszentren.

Die vier grün gewandeten jungen Männer der Firma Martin Bauer Group aus Alveslohe werden sämtlich zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik oder zum Maschinen- und Anlagenführer/-in mit Schwerpunkt Lebensmitteltechnik ausgebildet. Hier geht es um die Verarbeitung pflanzlicher Rohstoffe wie zum Beispiel Vanille – von der Schote bis zum Mark. Aber es wird auch Lebensmittelfarbe hergestellt, mit der die Smarties gefärbt werden.

Fleischermeister Frank Möller aus Henstedt-Rhen, sucht für seinen seit 33 Jahren bestehenden Schlachter-Betrieb P.E.H. Möller & Sohn junge Auszubildende – fürs Feinportionieren auch junge Mädchen. „Wir stellen viel Rohwurst her, Schinken und Kasseler und beliefern vorwiegend Hotels, Restaurants und Großküchen.“ Erste Gespräche mit künftigen Azubis hat er auf der Messe bereits geführt.

Die beiden Azubis der Schlachterei Nowatzki bieten leckere Häppchen an

Gleich daneben präsentiert sich die Schlachterei Nowatzki mit ihren beiden Auszubildenden Saskia Klotz und Tom Finnern, beide 19. Sie sorgten als Einzige für die leckeren Gratis- Schnittchen, für die ihre Firma bekannt ist: Drei große Platten durften an diesem Tag als Kostprobe vernascht werden.

Ein Plakat weckte die Aufmerksamkeit der Besucher: „Die Gemeindeverwaltung wartet auf dich“, Ausbildung für Kindertagesstätten, Erzieherin, Sozialpädagogische Assistentin und Ausbildung in der öffentlichen Verwaltung. Von der Verwaltungsfachangestellten bis zur Gemeindeinspektorinanwärterin (Duales Bachelorstudium).“ Wer hätte das gedacht?

Diese Auswahl kann bei den 30 Messe-Ausbildungsbetrieben natürlich nur die Spitze des Eisbergs sein – aber ein großer Erfolg war es für alle Beteiligten – auf beiden Seiten!

Gabriele David

8. Februar 2016