Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Ausschuss nicht informiert: Kritik an der stellvertretenden Bürgermeisterin

Den meisten Kommunalpolitikern ist das, was jungen Menschen in den Freizeiteinrichtungen „Tonne“ und auf dem Rhen geboten wird, einfach zu wenig. Und so haben die Mitglieder des Kinder- und Jugendausschusses die offene Jugendarbeit der Gemeinde Henstedt-Ulzburg schon seit rund vier Jahren „unter Wind“ – mehr oder minder kräftig. „Wir waren bisher ja sehr lieb“, beschreibt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Edda Lessing den Grad ihrer Kritik an der offenen Jugendsozialarbeit. Andere Ausschussmitglieder bezeichnen die Mitarbeiter der Einrichtungen im vertrauten Kreis auch schon mal als lethargisch oder auch phlegmatisch.

Jedenfalls hatten die Kommunalpolitiker vor mehr als einem Jahr die Nase endgültig voll und entschieden: Wir wollen an der Jugendsozialarbeit festhalten, aber die Trägerschaft muss nicht unbedingt bei der Gemeinde bleiben. Sie soll ausgeschrieben werden, und wer das überzeugendste Konzept vorlegt, bekommt den Zuschlag.

Aber auch dieses Alarmsignal bewirkte wenig, „Ideenlosigkeit und Passivität“ – so die Worte eines Ausschussmitglieds – dauerten an. Häufig gehörtes Argument der Jugendsozialarbeiter: Bei ihrem Konzept handele es sich um eine „Komm-Struktur“ – kein fest umrissenes Angebot, vielmehr sollten die jungen Menschen in die Einrichtungen kommen und dann erst an Ort und Stelle entscheiden, was sie denn in ihrer freien Zeit tun wollten.

Die Verantwortlichen im Rathaus allerdings hatten das Signal aus dem Kinder- und Jugendausschuss sehr wohl verstanden: Schließlich drohte ein Verlust der Trägerschaft für die offene Jugendsozialarbeit, was so viel bedeuten würde: Die können es eben nicht! Das aber wollte man nicht zugeben. Und so setzten sich die Mitarbeiter aus den beiden Einrichtungen und die Verantwortlichen aus dem Rathaus zusammen, um gemeinsam ein tragfähiges Konzept für den Ausschuss und die Zukunft zu erarbeiten.

Drei Tage dauerten die Beratungen. Die Arbeit war so schwer, dass man dafür externe Beratung in Anspruch nehmen musste. Und die war nicht ganz billig: 6.000 Euro musste die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf (CDU) dafür rausrücken – per Eilentscheidung. Das alles geschah ohne Wissen des Kinder- und Jugendausschusses, wurde erst in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertreter bekannt – auf Nachfrage der WHU-Fraktion. „So geht das nicht!“ empörte sich auch SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald, dem der Vorgang „vollkommen neu“ war. Er verwies darauf, wieviel Arbeit die Ausschussmitglieder schließlich auf das Thema offene Jugendsozialarbeit verwendet habe, und verlangte nachdrücklich einen ausführlichen Bericht von der Verwaltung.

Jörg Schlömann

25. März 2013