Planungsdesaster in Ulzburg-Mitte. Dort müssen, wie berichtet, Neubauten direkt an den Bürgersteig gebaut werden. Verantwortlich für den Bebauungsplan aus dem Jahr 2002: Ex-Bürgermeister Volker Dornquast und der damalige Gemeinderat. Ziel war es, langfristig eine „Raumkante“ entlang der Hamburger Straße zu bilden.
Jetzt steht der erste Rohbau direkt am Fußweg, und viele Bürger der Großgemeinde sind fassungslos: Wenn dort jemand aus dem Haus komme, können Fuß- und Radfahrer nur noch auf die Hamburger-Straße ausweichen, so der frühere Vorsitzende des Henstedt-Ulzburger Tierschutzvereins, Oliver Schwarz, in einem Leser-Kommentar. Und Christian Hagen, der mit seiner Etiketten-Firma direkter Anlieger der Hamburger Straße ist, fühlt sich angesichts der Dichte des Baukörpers gar an seine Heimatstadt Berlin erinnert – dort seien aber wenigstens die Bürgersteige breiter.
Unverständnis über die Bauweise gab es nicht nur in den Kommentarspalten der Henstedt-Ulzburger Nachrichten, auch im gemeindlichen Umwelt- und Planungssausschuss brachten Bürger ihre Verwunderung über die enge Bebauung zum Ausdruck. Als Antwort gab es jedoch jedes Mal nur die achselzuckende Bemerkung, dass das halt so im Bebauungsplan vorgegeben sei. Auch Bürgervorsteher Carsten Schäfer fiel in einer Pressemeldung, die sich direkt auf den Bürgerunmut bezog, nicht ein, die zehn Jahre alte Vorgabe der direkten Bebauung an den Fußweg, in Frage zu stellen.
Eine Partei allerdings, der mal nachgesagt wurde, in Henstedt-Ulzburg regelrecht das Gras wachsen zu hören, zieht jetzt die Notbremse. Mit einem Eilantrag, der heute Abend im Rathaus auf der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres behandelt wird: „Die Tatsache, dass jederzeit ein weiteres Bauprojekt bis an die Bürgersteigkante (blaue Baulinie) gebaut werden dürfte, aufgrund der blauen Linie sogar als Grenzbebauung zu erfolgen hat und wir als Gemeindepolitiker nicht dagegen einschreiten könnten, ist nicht nur unbefriedigend – diese Situation ist auch mit Blick auf die Sicherheit der Verkehre nicht tragbar. Die CDU-Fraktion beantragt daher den sofortigen Aufstellungsbeschluss zur Änderung des B-Planes 86 mit der Maßgabe, insbesondere die Grenzbebauung im Teilbereich Hamburger Straße nördlich Gartenstraße zu überplanen. Zudem beantragen wir eine sofortige Veränderungssperre für das Gebiet nördlich Gartenstraße, östlich Hamburger Straße, mit der Absicht, dort weitere Grenzbebauungen an der straßenzugewandten Seite zu unterbinden.“
Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten sind sicher: Der Antrag wird einstimmig angenommen, ab heute Abend ist Schluss mit der verrückten Bebauung direkt am Fußweg.
Christian Meeder
11. Dezember 2012