Was gibt’s neues beim Asylheimbau in der Lindenstraße? Die Antwort lautet: fast sensationelle Neuigkeiten – aber nur fast. Denn das war wirklich auf Messers Schneider vergangene Woche im Ratssaal. Für einen kurzen Moment gabs nämlich eine Mehrheit gegen das geplante Doppelstock-Gebäude für Flüchtlinge am Ende der Lindenstraße. Die CDU hatte bereits im Juli mit dem Kopf geschüttelt und vor einem Ghetto gewarnt. Jetzt dachte auf einmal auch die WHU um. Der Bebauungsplan solle nicht geändert werden, auf diese Weise käme man der CDU entgegen, und man würde auch kein Problem mir der Zeit bekommen, falls gegen die B-Plan-Änderung – wie von Anwohnern angekündigt – geklagt werde, erklärte Kurt Göttsch. Zuvor hatten auch Stephan Hololwaty (FDP) und BFB-Chef Iversen ihre Ablehnung des Baus wegen zu hoher Kosten signalisiert.
Es sah also alles nach einer Beerdigung des Asylgroßbaus aus, SPD-Vertreter Rudi Hennecke schimpfte bereits über ein Einknicken der anderen Fraktionen. Bliebe nämlich bei den Baumöglichkeiten an der Ecke alles beim Alten, dann dürfte zwar das vorhandene eingeschossige Gebäude abgerissen und ersetzt werden, aber eben wiederum nur mit einem eingeschossigen Gebäude.
Doch manchmal genügt ein Satz und die Welt ist danach eine andere. Bürgermeister Bauer meldete sich zu Wort, erklärte, er wolle die Konsequenzen klarmachen, wenn die Politiker eine Änderung des Bebauungsplans ablehnen würden. Bauer sagte, dass die Gemeinde bereits 274.000 Euro für die Planung der Flüchtlingsunterkunft ausgegeben habe, und komme kein Beschluss zustande, müsste neu geplant werden. Der Bürgermeister: „Dann ist das Geld verbrannt.“
Selten haben Sätze des Verwaltungschefs unmittelbar zu einer Meinungsänderung der Volksvertreter geführt. Diesmal war das der Fall. Die Abgeordneten verließen den Ratssaal, steckten in einer kurzen Sitzungsunterbrechung fraktionsübergreifend die Köpfe zusammen und stimmten anschließend geschlossen für die Bebauungsplan-Änderung.
Damit ist die Lage fast wieder so, wie sie vorher auch schon war – aber auch in diesem Fall nur fast. Die Ortspolitiker sind grundsätzlich für den Neubau eines Asylheims an der Stelle, haben jetzt auch die Bebaubarkeit des Grundstücks auf eine Zweigeschossigkeit erhöht. Nach wie vor finden sie aber die Kosten für das geplante Gebäude viel zu hoch. 2,8 Millionen Euro will die Rathausführung für die Unterkunft, in dem eimal 52 Menschen wohnen sollen, ausgeben. Rathausmann Lars Möller rechnete in der Sitzung Baukosten von 3.790 Euro je Quadratmeter Wohnfläche vor, nannte die Summe angemessen. Tatsächlich sind das Kosten, die man eher weniger für eine zweckmäßige Flüchtlingsunterkunft erwarten würde. Zum Vergleich: Die Landesbausparkasse nennt in ihrem aktuellen Immobilienatlas einen Durchschnittspreis für Neubau-Eigentumswohnungen in Henstedt-Ulzburg von 3.020 Euro je Quadratmeter Wohnfläche.
Wie geht es jetzt weiter:
Im Juli hatten die Ortspolitiker bereits verlangt, dass der von der Gemeinde beauftragte Architekt eine kostengünstigere Neubauvariante vorstellen soll, das ist bisher unterblieben und soll in der nächsten Woche nachgeholt werden. Neu ist, dass die Kommunalpolitiker nun wissen, dass sie in der Viertelmillion-Zwickmühle sitzen.
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- September 2018