Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Kommentar: Das CCU und was dann ?

Ein modernes Einkaufszentrum im Herzen von Henstedt-Ulzburg – auf den ersten Blick eine faszinierende Idee. Und die Projektentwickler tun alles, um den Politikern und der Öffentlichkeit ihr Vorhaben schmackhaft zu machen. Sie präsentierten in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses eine Skizze, die das neue CCU von der Marktseite zeigt: eine lange Gebäudefront mit viel Glas, beginnend beim Rathaus, so dass die Höhe gar nicht mehr störend wirken kann. Bei genauem Hinsehen aber kann sich die Zeichnung als Plan für ein Potemkinsches Dorf erweisen; denn was hinter der Fassade sein wird, haben die Projektentwickler bis heute nicht annähernd mitgeteilt. Verschwiegen haben sie, dass es für den Verbindungsbau zwischen Rathaus und Center gar keine Baugenehmigung gibt.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, das SB-Warenhaus Kaufland wolle sich im CCU ansiedeln – als sogenannter Ankermieter. Das aber bedeutet: Ab fünf Uhr früh rollt der Anlieferverkehr über die Hamburger Straße in die Bahnhofstraße, von wo die Versorgung des Centers erfolgen soll. „Die 40-Tonner werden den ganzen Tag über anliefern“, so ein erfahrener Center-Manager zu den Ulzburger Nachrichten, „und das bei laufenden Motoren. Leise geht`s dabei nicht zu, abgesehen von den zahlreichen Brummis auf Henstedt-Ulzburgs Nord-Süd-Achse.“

Auch mit dem kostenlosen Parken rund um das heutige Ulzburg Center dürfte es künftig vorbei sein. Durch einen Neubau werden, so eine Berechnung der Wählergemeinschaft WHU , rund 200 Stellplätze wegfallen. Eine Tiefgarage für 300 Autos ist vorgesehen. Die aber soll gebührenpflichtig sein und über die Hamburger Straße angefahren werden – schräg gegenüber vom Edeka-Supermarkt. Der Betreiber wird „begeistert“ sein: Sein Parkplatz ist voll, sein Laden leer, weil viele Kunden auf der anderen Straßenseite einkaufen.

Aber werden es auch genügend Kunden sein, damit ein großes Einkaufszentrum rentabel ist? Unserer Gemeinde mangelt es doch nicht wirklich an Einkaufsmöglichkeiten. Sicherlich könnten einige Geschäfte aus dem Gewerbepark umziehen in das CCU, weil sie sich von dem neuen Standort Vorteile versprechen. Dann aber gibt es Leerstand an der Gutenbergstraße… Und wie verhält sich der dortige „Ankermieter“ real? Der wird die Konkurrenz eines SB-Warenhauses in der Nachbarschaft bestimmt zu spüren bekommen. Die Kundenzahl in einer Gemeinde läßt sich nicht beliebig erhöhen. Und so wundert es nicht, wenn sich im Gewerbepark Widerstand gegen das CCU formiert.

Es ist in den vergangenen Jahrzehnten einfach versäumt worden, in Henstedt-Ulzburg einen wirklichen Ortsmittelpunkt mit Einkaufsmöglichkeiten zu entwickeln. Es ist eben nicht ganz einfach, aus einem Straßendorf ein Haufendorf zu machen, wie es im Fachjargon heißt. Und auch mit dem CCU wird das nicht in gewünschter Form gelingen. Wir brauchen eine wirklich durchdachte und grundlegende Planung, wie es scheint. Die Bürgerinnen und Bürger sollten sich dazu äußern, wie sie sich ihren Ortskern wünschen. Teilen Sie uns Ihre Vorstellungen von Ihrem Zentrum Henstedt-Ulzburgs mit!

Jörg Schlömann