Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Glück-Büste: Jusos schalten sich ein

Kritik an der Absicht der Bürgerstiftung, eine Büste von Altbürgermeister Heinz Glück im Rathaus aufzustellen, kommt jetzt auch von der Jugendorganisation der Kreis-SPD. Nach Meinung der Jusos dürfe bei einer Ehrung die Vergangenheit nicht ausgeblendet werden. Glück, von 1970 bis 1988 Verwaltungschef der Großgemeinde, war im zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen SS, die im Nürnberger Prozess zur verbrecherischen Organisation erklärt worden war.

Nachfolgend die Presseerklärung der Jungsozialisten im Wortlaut.

Jusos Segeberg kritisieren indifferente Haltung der Segeberger CDU zur Nazi-Vergangenheit

„Jüngster Anlass für die Irritation der Segeberger Jusos ist die Absicht der Bürgerstiftung, eine Büste von Altbürgermeister Heinz Glück im Foyer des Henstedt-Ulzburger Rathauses aufzustellen. Die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressendorf (CDU) unterstützt dieses Ansinnen. Glück war in der Vergangenheit immer wieder durch geschichtsrevisionistische Aussagen aufgefallen. Unter anderem hatte er öffentlich angegeben, dass die Zeit bei der Waffen-SS die schönste in seinem Leben gewesen sei. Zudem hatte er 1987 in einem Alleingang dafür gesorgt, dass die NPD, die er als ‚demokratisch’ bezeichnete, ihren Landesparteitag im Bürgerhaus abhalten konnte, der Gegendemonstration aber hatte er den Strom abgedreht.

Frederik Digulla für den Juso-Kreisvorstand: ‚Vor diesem Hintergrund begrüßen wir die erklärte Skepsis der Fraktionen von SPD, WHU, FDP und BFB. Anders als die CDU erweisen sie in dieser Situation politischen Instinkt. Herr Glück kann, bei all seinen Verdiensten, nur in der Summe betrachtet werden, und da müssen seine erschreckenden Aussagen bezüglich des Dritten Reiches in die Bewertung einfließen. Eine unkritische Würdigung kommt vor diesem Hintergrund nicht in Frage.’

Am Sonnabend bestätigte CDU-Landtagsabgeordneter Volker Dornquast, Vorsitzender der Bürgerstiftung, in einem Telefongespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten die indifferente Haltung der CDU: ‚Ich verstehe die ganze Aufregung nicht’, so Dornquast wörtlich. Heinz Glück sei Träger des Bundesverdienstkreuzes, Ehrenbürger der Gemeinde, Inhaber des Bundeswehr-Ehrenkreuzes. Ja, Glück sei bei der Waffen-SS gewesen – aber nicht in der Heimat, sondern an der Front. Das sei ein erheblicher Unterschied, den man auch berücksichtigen müsse.

Nicht das erste Mal, dass die CDU Segeberg Augenmaß im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit vermissen ließ. In der Auseinandersetzung um das Porträt des umstrittenen Landrats Waldemar von Mohl hatte sich die CDU-Fraktion im Kreistag als weitgehend resistent gegen die Bedenken der anderen Fraktionen erwiesen. Damals war es darum gegangen, das Bildnis von Mohls im Kreishaus mit Erläuterungen zu seinem Handeln aus der Zeit von 1933 – 1945 zu ergänzen.

Zudem ist Helmut Lemke nach wie vor Ehrenvorsitzender der CDU im Kreis Segeberg. Dieser war NSDAP-Bürgermeister von Eckernförde. In dieser Position hat er nachweislich dafür gesorgt, dass zahlreiche Sozialdemokraten und Kommunisten verhaftet und verschleppt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Landtagsabgeordneter und Ministerpräsident der CDU. Die Segeberger Kreispartei führte er von 1955 bis 1976.

Digulla weiter: „Es geht nicht darum verdiente Bürgerinnen oder Bürger zu schmähen. Doch darf die Zeit zwischen 1933 und 1945 nicht ausgeblendet werden. Verstrickungen mit dem nationalsozialistischen Regime müssen offengelegt werden. Diese Form der Erinnerungskultur kann dabei helfen, die Kontinuitäten zwischen Drittem Reich und Bundesrepublik aufzuzeigen. Gerade die CDU sollte in diesen Fragen eine höhere Sensibilität an den Tag legen und überdenken, wem sie Anerkennung zollt.“

H-UN

8.10.2013