Razzia im Henstedt-Ulzburger Rathaus: Beamte des Landeskriminalamtes durchsuchen das Büro von Bürgermeister Torsten Thormählen und beschlagnahmen Unterlagen! Auch sein Privathaus in Ellerau, wo er früher Verwaltungschef war, wird von den Ermittlern unter die Lupe genommen, desgleichen das Ellerauer Rathaus. Beschlagnahmt werden Kontoauszüge, Aktenordner, Blätter mit Vermerken und Notizen. Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Thormählen wegen des Verdachts auf Bestechung und Bestechlichkeit sowie auf gemeinschaftliche und gewerbsmäßige Untreue in besonders schweren Fällen. Mit den Vorwürfen wird sich der Hauptausschuss der Gemeindevertretung in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 14. Februar, um 18.30 Uhr im Rathaus beschäftigen.
Den Stein ins Rollen gebracht hat offenbar Eckart Urban (SPD). Er ist ehrenamtlicher Bürgermeister in Ellerau und Nachfolger von Thormählen, der früher hauptamtlicher Verwaltungschef in der Nachbargemeinde war. Urban übernahm damit auch die Position des Vorstands der gemeindeeigenen Kommunalbetriebe Ellerau (KBE) von seinem Vorgänger. „Nachdem ich den Vorstandsposten von Thormählen übernommen und die Unterlagen durchgesehen hatte, bin ich ziemlich schnell über einen Vertrag gestolpert, der mir nicht ganz koscher vorkam“, wird Urban im Hamburger Abendblatt zitiert.
Vertragspartner waren laut Urban der damalige Bürgermeister und Klaus Lange, gegen den die Staatsanwaltschaft ebenfalls ermittelt. Lange ist KBE-Prokurist und als Leiter der Stabsstelle höchster hauptamtlicher Verwaltungsmitarbeiter der Gemeinde. Nebenbei betreibt er eine Beratungsfirma. Ihr soll Thormählen bis zum Sommer 2011 jährlich 40.000 Euro überwiesen haben – insgesamt fast 200.000 Euro Steuergeld aus der Gemeindekasse. Eine adäquate Gegenleistung hat es nach Urbans Feststellungen dafür nicht gegeben.
Ehrenamtler Urban gegenüber der Presse: „Thormählen hat als KBE-Vorstand eigenmächtig gehandelt und den Verwaltungsrat nicht über den Beratervertrag informiert.“ Kein Mitglied dieses Kontrollgremiums habe davon gewusst. Daraufhin hat Urban nach eigener Darstellung die Geschäftsbeziehungen zwischen KBE und Langes Firma sofort gestoppt. Thormählen soll für die regelmäßigen Überweisungen von KBE an die Beraterfirma fast jeden Monat 1.500 Euro auf sein Konto erstattet bekommen haben – zusammen rund 60.000 Euro. Schließlich soll der Anti-Korruptionsbeauftragte des Landes von den Vorgängen Wind bekommen und die Staatsanwaltschaft benachrichtigt haben.
Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker sind angesichts der Vorwürfe gegen Bürgermeister Torsten Thormählen einigermaßen rat- und sprachlos. Lediglich die Fraktionsvorsitzenden von WHU, CDU, SPD und FDP waren von ihm darüber per e-mail in zwei Sätzen vorab informiert worden. Michael Meschede, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes und ortsabwesend, wurde telefonisch von Parteifreunden unterrichtet. Er wollte sich gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten nicht zu den Anschuldigungen gegen Thormählen äußern – obwohl seine Partei diesen als Bürgermeister und Nachfolger von Volker Dornquast vorgeschlagen hatte.
Interessant in diesem Zusammenhang: Der CDU-Ortsverband hat inzwischen seinen Mitgliedern einen Maulkorb verpasst! In einer e-mail wurden sie angewiesen, sich zu den Anschuldigungen gegen Torsten Thormählen nicht zu äußern!
„Ich habe Details auch erst aus der Presse erfahren“, erklärte SPD-Fraktionschef Horst Ostwald gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Mehr wisse auch er nicht. Natürlich gelte auch für Thormählen zunächst einmal die Unschuldsvermutung. Natürlich werde sich seine Fraktion mit dem Thema beschäftigen, das im übrigen auch im Hauptausschuss zur Sprache kommen werde. Karin Honerlah, Vorsitzende dieses Gremiums und WHU-Fraktionschefin, will sich noch an diesem Freitag zusammen mit Jens Richter, Hauptamtsleiter in der Henstedt-Ulzburger Gemeindeverwaltung bei der Kommunalaufsicht des Kreises Segeberg über das weitere Vorgehen schlau machen.
Bürgermeister Thormählen selbst will seine Amtsgeschäfte fortführen, wie er den Henstedt-Ulzburger Nachrichten versicherte. Er nahm am Donnerstag Abend an der turnusmäßigen Sitzung des Sozialausschusses teil. Zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen werde er sich auf Anraten seines Anwalts nicht äußern.
Jörg Schlömann
9. Februar 2012
Hallo Herr Sazmann,
ich gehe davon aus, dass Sie sich mit Vorfällen, die ähnlich gelagert sind, wie
die Vorwürfe gegen Herrn Th., befaßt haben.
Dann jedenfalls wissen Sie auch, dass in solchen Fällen nicht unbedingt bis zum Ende der staatsanwaltlichen Ermittlungen gewartet werden muß. Entscheidend ist die Falllage.
Denn unabängig von staatsanwaltlichen Ermittlungen ist bei vermuteten Fehlhandlungen eines Beamten sofort der jeweilige Disziplinarvorgesetzte gefordert und muss, wenn eine zweifelsfreie Sachlage vorliegt, ein Disziplinarverfahren eröffnen und auch sofort Maßnahmen treffen. Zum Beispiel eine Freisetzung von den Amtsgeschäften.
Sie vermuten richtig, dass hier ist die Sachlage bisher nicht zweifelsfrei ist.
Hallo Herr Sazmann,
Sie haben mich in einem der Briefe danach befragt, in welcher Realität ich lebe.
Die Frage gebe ich, aber dick unterstrichen, an Sie zurück.
Sie sprechen wiederholt davon, es sollte eine sachliche Diskussion geführt werden. Wer den ? Die Öffentlichkeit ?
Eine sachliche Diskussion in der Öffentlichkeit ist schon deshalb unmöglich, weil in der Sache nur Informationen bekannt sind, die vielleicht wahr, vielleicht unwahr sind. Also mehr oder weniger auf Vermutungen basieren.
Viele der Leser hier schreiben in ihren Kommentaren, man sollte in der jetzigen Phase die Ergebnisse der laufenden Ermittlungen abwarten, bevor man immer und immer wieder eine Sache thematisiert, von der man glaubt, etwas zu wissen. Und doch im Detail völlig unwissend ist.
Das Thema sollte, so auch meine Meinung, so lange Pause haben, bis handfeste Fakten auf dem Tisch liegen.
Und wenn Ihnen die Zeit ohne Schreiben von Leserbriefen zu diesem Thema zu schwer fällt, einfach mal mit dem aus der Flasche entwichenen Geist reden.
P:S.
Sollten Sie die Befürchtung haben, wenn Sie nicht ständig etwas dazu schreiben, könnte sich die Thematik mit der Zeit ausschleichen. Da kann ich Sie beruhigen. Es gibt hier im Ort einige Leute, die stehen in der Sache und den Folgemaßnahmen schon in den Startlöchern.
Lieber Herr Göttsch,
Die Vorwürfe gegen Herrn Thormählen sind heftig und wenn etwas dran ist, wäre er als Bürgermeister nicht tragbar. Es stehen Straftaten im Raum, die nicht in der Freizeit, sondern qua Amt begangen worden wären. Es ist absolut töricht, nun die Köpfe in den Sand zu stecken und bis zum endgültigen Beweis davon auszugehen, an den Vorwürfen wäre nichts dran. Das ist meine Meinung. Punkt. Dafür reichen auch schon die kursierenden Informationen. Niemand fordert Herrn Thormählens Kopf. Zumindest die Überlegung, dass er bis zum Abschluss der Ermittlungen sein Amt besser ruhen lässt, sollte drin sein.
Wäre wir nicht Bürger Henstedt-Ulzburgs, sondern Gesellschafter einer Firma, bei der der Geschäftsführer im Verdacht steht, 200.000 € Firmengeld veruntreut zu haben und auch die Polizei schon im Laden stand – dann würden Sie vielleicht bis zum Abschluss der Ermittlungen nichts tun und den GF weiterarbeiten lassen, als wäre nichts geschehen. Ich für mich hätte da meine Zweifel.
„Und wenn Ihnen die Zeit ohne Schreiben von Leserbriefen zu diesem Thema zu schwer fällt, einfach mal mit dem aus der Flasche entwichenen Geist reden.“
Ich war fast gerührt ob Ihrer Sorge um meinen Zeitvertreib – aber das kann ich auch ohne Ihre Tipps ganz gut regeln.
„Sollten Sie die Befürchtung haben, wenn Sie nicht ständig etwas dazu schreiben, könnte sich die Thematik mit der Zeit ausschleichen.“
War und ist, ehrlich gesagt, nie ein Grund, weshalb ich (dazu) schreibe. Wäre auch übel, wenn das funktionieren würde.
Frage an Herrn Sazmann:
Wer braucht denn eine sachliche Diskussion, wie mit dem Bürgermeister weiter verfahren werden soll? Ist es nicht eher so, dass es jetzt Ermittlungen braucht, aus deren Ergebnissen sich dann die entsprechenden Konsequenzen ergeben? Ich wüsste auch gar nicht wer an einer solch absurden Diskussion zu beteiligen wäre.
Sollten Sie wider Erwarten eine sachliche Diskussion innerhalb des Hauptausschusses gemeint haben, betrachten Sie meinen Kommentar bitte als gegenstandslos.
„Wer braucht denn eine sachliche Diskussion, wie mit dem Bürgermeister weiter verfahren werden soll?“
Wir können auch eine unsachliche Diskussion beginnen. Oder „gar keine“? Der Scrollbalken rechts spricht seine eigene Sprache. Legitim ist eine Diskussion in der Frage ohnehin. Oder soll das dienstliche Verhalten eines von den Bürgern gewählten Bürgermeisters (an anderem Ort, aber gleicher Position) sich nun völlig (sic!) dem Diskurs entziehen? Das wäre ein starkes Stück.
„Ist es nicht eher so, dass es jetzt Ermittlungen braucht, aus deren Ergebnissen sich dann die entsprechenden Konsequenzen ergeben?“
Sie wissen selbst: Die gibt es bereits. Und die brauchen Zeit zum Abschluss. Was machen Sie bis dahin? Der Geist ist aus der Flasche. Zeit, damit möglichst sachlich umzugehen. Nicht nur im Hauptausschuss.
Wie geht es mit Hr. Thormählen weiter ?
Verdacht oder Verleumdung, wer weis das schon so genau.Wie man liest ist nun ist der Hauptausschuß gefragt.
Die Hauptausschußvorsitzende, Frau Honerlah, hat es vor einiger Zeit ja am eigenen Leib miterlebt, was geschehen kann, wenn Politiker agieren. Sie wurde als Stellvertretende Bürgermeisterin abgewählt, weil man ( wer war hier „man“) vermutete sie könnte ob diverser Landverkäufe in einen Interssenskonflikt graten. Wer Frau Hohnerlah kennt, weiß das diese Unterstellung nur an den Haaren herbei gezogen sein konnte. Hier wurden aufgrund von an geeigneter Stelle kolportierten Verdächtigungen und inszenierten Vermutungen Sachverhalte konstuiert oder vermutet, frei nach dem Motto“was wäre wenn“?. Damit wurde eine engagierte und kompetente Kommunalpolitikerin kaltgestellt und ins politische Abseits gestellt. Wer die Kommunalpolitik in unserer Gemeinde aufmerksam verfolgt hat, weis dass Frau Honerlah zwar nicht unbedingt bequem ist, aber mit Sicherheit nicht ihre privaten Interessen in den Vordergrund stellt. Jetzt soll es im „Fall Thormählen“ weitergehen. Anschuldigungen und Verdächtigungen stehen im Raum. Soll nun ein Mann, ob verdienter Bürgermeister oder einfach nur sympathischer Mitbürger aufgrund von einer, von wem auch immer inszenierten Kampagne zum Teufel gejagt werden ? Gibt es weitere Beweise als nur Anschuldigungen ? Wenn ich mich heute hinstelle und herausposaune das Herr XY ein Verbrecher ist, werden viele einfallen und sagen:“ja , das habe ich auch immer schon gewußt“. Ich sage : „Wenn Beweise vorliegen, können wir verurteilen, vorher sollten wir uns ruhig verhalten und keine Verurteilungenn aussprechen“ Wer also in de geschilderten Frage sachlich und fair bleibt, wartet ab und gibt dem Beschuldigten zumindest die Chance sich nach Klärung der Sachlage zu äußern.
Rüdiger Ziegekbach
Lieber Herr Göttsch,
ich wollte nicht auf eine Vor_veruteilung_ hinaus. Das wäre in der Tat töricht und ein großer Fehler, ist die Informationslage doch bestenfalls diffus.
Das Gegenteil, nämlich die Vorwürfe als nicht existent zu betrachten, kann es aber auch nicht sein. Sie sind in der Welt, die Staatsanwaltschaft und der Ermittlungsrichter billigten ihnen hinreichend Glaubwürdigkeit zu, so dass mehrere Objekte durchsucht werden konnten.
„Man ist hilflos und der Gier nach Sensationen ausgesetzt.“
Gerüchte und Sensationsgier bringen uns tatsächlich nicht weiter.
Totschweigen aber auch nicht.
Wir brauchen eine sachliche Diskussion, wie mit dem Bürgermeister ob der erhobenen Vorwürfe (die mitnichten allein der Gier nach Sensation entspringen!) weiter verfahren werden sollte. Ohne Abschweife. Ich hoffe stark, dass so etwas in Henstedt-Ulzburg möglich ist.
Hallo Herr Sazmann,
wenn ich Ihre Kommentare lese, muss mein Artikel doch ziemlich unklar abgefasst worden sein. Dessen war ich mir gar nicht so bewußt.
Ich habe Herrn Thormählen keinen Persilschein ausgestellt.
Ich habe lediglich versucht klar heraus zustellen, dass es einen Verdacht gibt. Dem muss seitens der Stadtanwaltschaft nachgegangen werden und dazu zählen u.a. auch die mögliche Sicherung von Spuren in amtlichen und privaten Räumen.
Ihr Argument, dass die Presse ………………….. . Nicht jede Information, die über die Presse läuft, ist zu 100% Tatsache. Das heißt, dass in keinem Fall eine Pressemitteilung zu einer Vorverurteilung führen darf. Damit sollte man sehr vorsichtig sein.
Ihnen wünsche ich, dass Sie nie ohne Grund in den Verdacht einer Unredlichkeit kommen. Dann nämlich kommen die Geierscharen. Man ist hilflos und der Gier nach Sensationen ausgesetzt.
🙂 In wie weit trägt der Kanarienvogel eigentlich eine Mitschuld…? 🙂
duck und wech
Ihr Kommentar ist so qualifiziert und sachlich, wie wir es von Ihnen gewohnt sind. Herzlichen Dank
Sehr geehrte Mitleser und Mitbürger,
obwohl ich mich eigentlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht an den Kommentaren beteiligen wollte, tue ich dies nun doch. Auslöser meiner vielleicht vorschnellen Beteiligung ist der Beitrag des Gerd Göttsch, dessen Ausführungen ich fast voll zustimme. So wie sich der Bürgermeister bisher gezeigt hat bzw. ich ihn wahrnehmen konnte, machte er mir immer den Eindruck einer absolut integeren Person, deren Handeln von Sachlichkeit und Fachkompetenz geprägt ist. Da mich als Wirtschaftsprüfer natürlich die in der Presse geschilderten Vorgehensweisen hinsichtlich des Umgangs oder besser der Umgehensweise mit den kommunalen Geldern interessieren, habe ich mir im Internet (andere Quellen stehen mir nicht zur Verfügung) mal die Berichterstattung und veröffentlichten Berichte über die KBE angesehen. Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt findet man hier so einiges. Umso mehr muss ich Herrn Göttsch zustimmen und möchte denken, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Und ich hoffe das letzte Wort kommt in diesem Falle von Herrn Thormählen.
„So lange das nicht der Fall ist, ist jede Andeutung einer Beschuldigung purer Rufmord.“
Wollen Sie damit der Staatsanwaltschaft „puren Rufmord“ unterstellen – oder hat man dort den begründeten Verdacht, dass Thörmählens Kanarienvogel die fraglichen Verträge unterzeichnet hat?
Ich weiß nicht, in welche Realität Sie leben, aber für mich steht nach den Pressemeldungen der Verdacht im Raum, dass in Ellerau ganz gehörig gemauschelt wurde. Beratungsleistungen für mehrere 10.000 Euro im Jahr in einem ganz und gar nicht üblichen Konstrukt an den eigenen Beamten (!) Und der Bürgermeister, der diese Verträge abgesegnet hat, bekommt von der beratenden Firma wieder „Cashback“ im vier- bis fünfstelligen Bereich? Wofür? Der Betrag für diese Beratungen ist kein Pappenstil. In Ellerau müsste doch eigentlich bekannt sein, was für das Geld eigentlich geleistet wurde. Offenbar ist das nicht so ganz klar.
Diese Anschuldigungen scheinen ja aus der Ellerauer Kommunalpolitik/-verwaltung selbst zu kommen und von der Kieler Staatsanwaltschaft zumindest für plausibel gehalten werden. Wenn sie nicht stimmen, hat man in Ellerau ein Problem.
„stellt sich mir die Frage, ist diese Kommentarflut zu ungelegten Eiern“
Mit Verlaub: Es geht hier um Steuergelder in nicht unerheblichem Unfang und den Verdacht auf Korruption. Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem so ein Verhalten nicht einfach mit Schulterzucken hingenommen wird.
PS: Selbstverständlich reden wir hier über ungelegte Eier. In dem Sinne, dass noch kein Urteil gesprochen wurde. Allein die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollten aber ausreichen, Herrn Thormählen keinen Persilschein auszustellen oder ihn gar erstmal unbeirrt weiter arbeiten zu lassen. Die Vorwürfe sind für einen Beamten extrem schwer und die Staatsanwaltschaft durchsucht (hoffentlich) nicht grundlos.
Bravo – der erste lesenswerte Kommentar in dieser Angelegenheit.
Wenn ich die vielen Kommentare zum Thema:
Bürgermeister Thormählen, Verdacht auf Bestechlichkeit und Untreue,
lese,
stellt sich mir die Frage, ist diese Kommentarflut zu ungelegten Eiern eigentlch eine typisch deutsche Mentalität oder hat es eher etwas mit Wichtigtuerei und nicht zu bremsender Unsachlichkeit zu tun.
Fakt ist, dass die Gemeinde Ellerau 2005 einen „Kommunalbetrieb Ellerau“
-KBE- als 100%tige Tochter der Gemeinde gegründet hat.
In diesem Kommunalbetrieb werden alle Maßnahmen und Aktivitäten, die im Zusammenhang mit Freibad, Wasserversorgung, Abwasser, Biogas, Telekummunikation u. Bauhof stehen, zusammengefasst, um Einnahmen und Ausgaben, die in diesen Bereichen anfallen, separat und durchschaubarer zu erfassen.
Da es sich nicht um die Portokasse der Gemeinde handelt, sollte man vermuten, dass von Beginn an Einnahmen und Ausgaben sehr genau geprüft wurden, um die Produktivität des Kommunalbetriebes zu prüfen.
Jedenfalls erwirtschaftete die KBE schwarze Zahlen und die Lobgesänge über diese Einrichtung waren bis in die Nachbargemeinden zu hören.
Bis, ja bis in einem der letzten Geschäftsberichte ein Minusbetrag ausgewiesen wurde, der nun aus der Gemeindekasse beglichen werde muss.
Jetzt entdeckte man nur ganz zufällig, dass es Jahre lang auf der Ausgabenseite einen Betrag von ca. 40.000,00 EUR gab, der angeblich nicht legal gezahlt worden ist.
Hier könnte Untreue und Bestechlichkeit vorliegen und deshalb musste so eine Vermutung der Korruptionsstelle des Landes gemeldet werden. Wenn dann auch noch der amtierende Bürgermeister die Meldung ab gibt, werden unmittelbar Aktivitäten ausgelöst, um ggf. Beweismittel zu sichern.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Und wenn feststeht, dass Personen bei ihrer Tätigkeit im Kommunalbetrieb Ellerau straf- , steuer- , beamtenrechtliches Fehlverhalten nachgewiesen wird, sind entsprechende Maßnahmen die Folge.
So lange das nicht der Fall ist, ist jede Andeutung einer Beschuldigung purer Rufmord.
P.S.
Warum die Angelegenheit in der jetzigen Phase der Ermittlungen mit dem Bundespräsidenten, dem Bürgervorsteher von H.-U. und dem möglichen City-Center von H.-U. in Verbindung gebracht wird, erschließt sich mir nicht.
Auch ich stelle mir die Amtsführung unter den gegebenen Umständen sehr schwierig vor. Unter anderem gehört es ja auch zu den Aufgaben eines Bürgermeisters auf den sorgfältigen und rechtskonformen Umgang mit den Finanzmitteln der Gemeinde zu achten und seine Mitarbeiter diesbezüglich anzuleiten und zu kontrollieren. Hier könnte ich mir vorstellen, dass man in der Mitarbeiterschaft der Gemeinde Henstedt-Ulzburg Herrn Thormählen jetzt nicht mehr ganz so ernst nimmt.
Sinnvoll wäre, wenn Herr Thormälen seine Amtsgeschäfte ruhen lassen würde, bis eine Klärung herbeigeführt ist. Es gilt die Unschuldsvermutung bis etwas Gegenteiliges bekannt wird, aber mit diesen schweren Anschuldigungen wird die Amtsführung schon schwierig.
Unabhängig von der Frage inweit der Bürgermeister in die Sache verstrickt ist stellt sich mir folgende Frage:
Der Mitbeschuldigte Klaus Lange ist, bzw. war zu dem Zeitpunkt, KBE Prokurist und höchster hauptamtlicher Verwaltungsmitarbeiter der Gemeinde. Trotzdem wird ihm der Nebenjob einer Beratungsfirma gestattet und die arbeitet dann auch noch für die Firma in der er Prokurist ist? Hier ist doch bereits ein gravierender Zusammenhang im Genehmigungs- und Überwachunsgverfahren von Zweitjobs nicht beachtet worden. Denn so zahlt der Bürger dem Prokuristen Geld, der sich selber wieder als Beratungsfirma anstellt und damit doppelt bezahlt wird. Schafft er seine Arbeit während der Dienstzeit nicht? Dieser Vorgang ist offensichtlich auch bei den Rechnungsprüfungsämtern übersehen worden, oder war er gut „verschleiert“?
Erinnern tut mich das an unseren Tierschutzverein in dem die ehrenamtliche erste Vorsitzende gleichzeitig den Job der festangestellten Tierheimleitung besetzt. Wer kontrolliert hier die geleisteten Arbeitsstunden und die Qualität der Arbeit? Übrigens wurde dieser Job nie öffentlich ausgeschrieben, sonst wäre er auch mit fachlich besserer Qualität zu günstigeren Konditionen besetzbar gewesen. So herrscht Verquickung von Geld Ehrenamt und Anstellung! Übrignes wird hier vom Rechnungsprüfungsamt die fehlende Transparenz der Unterlagen des Tierschutzvereins gegenüber den zahlenden Zweckverband bemängelt. Der Zweckverbandssprecher – Thormählen – soll hier Abhilfe schaffen.
Wenn man dann noch die derzeitige Diskussion zu unserem Bundespräsidenten sieht – Willkommen in der Bananenrepublik!
Schade, dass ich hier nicht [Gefällt mir] klicken kann! 🙂
@Christian Hagen:
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„Kunde“ bin ich doch als Bürger der Gemeinde bei meiner Verwaltung, wenn ichb z.B. eine Dienstleistung von der Verwaltung erhalten möchte, oder eine Auskunft. Zumindest ist es meine Ansicht, dass der Bürger als Kunde und nicht als Antrag- oder gar Bittsteller angesehen werden sollte, was in Henstedt-Ulzburg ja im Allgemeinen auch der Fall ist.
Da bin ich ganz bei Ihnen. Der Bürger sollte als „Kunde“ der Gemeinde verstanden werden. Da dies aber nicht gängig ist wollte ich nachfragen.
🙂
Ich bin der gleichen Meinung wie Frau Krause. Außerdem ist es für mich völlig unverständlich, daß sich Carsten Schäfer in dieser Situation vor den Bürgermeister stellt.
Wo bleibt die Neutralität des Bürgervorstehers?
Aber damit nimmt er es offenbar nicht so genau, siehe seine Haltung zum
„City Center“.
Wir müssen hier nicht mit Steinen werfen und auch eine Vorverurteilunng braucht es nicht. Man muß sich einfach nur einmal klarmachen, daß das Landeskriminalamt bzw. die Staatsanwaltschaft bereits handfeste Verdachtsmomente vorweisen muß, um einen Hausdurchsuchungsbefehl – noch dazu einen von diesem Umfang – vom Gericht zu bekommen.
@Christian Hagen: der Kommentar „Kleinvariante der Wulff-Affäre“ entspricht genau dem, was ich als erstes dachte, als ich gestern den Artikel im Abendblatt las.
Es geht hier nicht darum Steine zu werfen, sondern darum wie wir mit gesellschaftlichen Werten umgehen. Natürlich erst handeln, wenn der Verdacht sich bestätigt, aber zur Zeit deuten sich schon jetzt (siehe letzte Pressemeldungen) die Beschönigungen und Verharmslosungen der Sache als solches an und genau daß ist genau so schlimm wie Vorverurteilungen. Ich kann nur das Buch von Ulrich Wickert empfehlen, mit dem Titel „Ganoven muß man auch Ganoven nennen dürfen“ über die Sehnsucht nach Werten.
Im übrigen bekommt jede Wählerschaft den Kandidaten, den sie sich gewählt hat.
Nein, von einem Kavaliersdelikt kann wohl wirklich nicht die Rede sein, auch nicht von einer Bagatelle. Aber abwarten sollte man schon bis entweder der Beschuldigte sich äußert, oder ein Untersuchungsergebnis vorliegt.
Interessant ist auch, dass sie jetzt aus ihren Löchern kommen, diejenigen die schon „immer wußten das der Bürgermeister nicht ganz sauber ist“. Davon konnte ich mich gestern im Rathaus überzeugen, als ich die Diskussion unter Angestellten der Gemeinde mithören musste. Ziemlich unangebracht, meiner Meinung nach, insbesondere wenn Kunden wie ich so etwas mitbekommen.
Gebe ich Ihnen völlig Recht – vorerst ist seine Schuld zu beweisen.
Aber mal ganz ehrlich: inwiefern kann man den Leuten glauben, die so massiv beschuldigt und in die Ecke gedrängt werden. […]Bürgermeister Thormählen selbst will seine Amtsgeschäfte fortführen[…] – kommt mir vor, wie die Kleinvariante der Wulff-Affäre…
Frage: inwieweit sind Sie Kunde der Gemeinde?
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein
auf die Plätze, fertig, los…
*Plums*
Aber abgesehen davon: sollte sich der Vorwurf erhärten oder gar bestätigen, kann hier nicht mehr von einem „Dummen Jungenstreich“ oder einem Kavaliersdelikt gesprochen werden!
Wie Geld gierig muss man eigentlich sein, dass man als ohnehin schon gut verdienener Amtsangestellter solche Dinger dreht…??? *Kopfschüttel*