Nahezu kommentarlos nahmen die Mitglieder des Hauptausschusses in ihrer Sitzung am Dienstag den Bericht von Bürgermeister Stefan Bauer über die Vandalismusschäden auf Gemeindegebiet im dritten Quartal dieses Jahres zur Kenntnis. Es scheint, als hätten die Kommunalpolitiker längst resigniert angesichts der nicht enden wollenden Zerstörungswut von in der Regel unerkannt bleibenden Rowdies.
So wurde am 1. August auf dem Bolzplatz an der Norderstedter Straße eine Sitzbank durch Brandstiftung zerstört. Der Schaden beträgt 250 Euro. Das Verfahren wurde inzwischen eingestellt. Auf dem Gelände der Gemeinschaftsschule Rhen haben Unbekannte am 4. August eine Schaukel demoliert. Schadenshöhe: 300 Euro. Am selben Tag wurde im Jugendfreizeitheim Rhen eine Fensterscheibe zertrümmert. Die Reparatur kostete ebenfalls 300 Euro.
Am 9. August rissen Unbekannte im Bereich Schulstraße/Hamburger Straße eine Wegsperre aus ihrer Verankerung und warfen sie auf die Straße. 600 Euro waren für die Beseitigung des Schadens fällig. Die Ermittlungen in allen Fällen sind inzwischen eingestellt worden, weil keine Aussicht besteht, die Verursacher zu fassen und zu überführen.
Zerstörte Fensterscheiben wurden festgestellt am 24. August im Jugendforum Tonne, am 29. August am Toilettenhaus im Bürgerpark und am 11. September an der Gemeinschaftsschule Rhen. Schadenshöhe: jeweils 300 Euro. Am 28. September wurde eine Glaswand des Wartehauses an der Bushaltestelle An der Pinnau zerschlagen. Der Schaden beläuft sich auf 500 Euro. In den jüngsten vier Fällen hat die Gemeinde Strafantrag gegen unbekannt gestellt. Allerdings ist damit zu rechnen, dass auch hier die Ermittlungen im Sande verlaufen.
Bürgermeister Bauer bezifferte die angerichteten Schäden für das dritte Quartal 2015 auf 2.850 Euro. Insgesamt seien in diesem Jahr für die Beseitigung der Vandalismusschäden 18.050 Euro aufgewendet worden.
Jörg Schlömann
11. November 2015
Wenn ich den Text von Frau Svenja Neuried lese, keimt zarte Hoffnung in mir auf, dass Sprachkultur noch nicht völlig den Bach herunter gespült wurde. Ich hoffe zutiefst, dass es sich bei dieser wortgewaltigen Schreiberin noch um ein eher jüngeres Wesen handelt. Damit uns eine derartige Sprachvielfalt noch lange erhalten bleiben möge. Chapeau !
Meine Güte, Svenja Neuried, so etwas habe ich hier noch nie gelesen, das klingt ja kafkaesk.
Super, sind Sie schriftstellerisch tätig?
Ausgehtipps in einer familienfreundlich dreinblickenden Quasi-Stadt – getarnt als Gemeinde im Grünen:
Man gehe die Wege eines Heranwachsenden von den hiesigen Bahnhöfen oder Bushaltestellen zu den einzigen Ausgehmöglichkeiten vor Ort, wenn man knapp bei Kasse ist (denn sonst wäre man auf dem Kiez).
Man trifft lustige, vollkontaktfreudige Grüppchen allerlei Couleur, strotzend vor Tatendrang. Es genügt ein scheeler Blick für Episoden, die nie jemand bemerkt haben will.
Man bemerke bitte die kiezmanierliche Anmutung des hiesigen Nachtlebens, weshalb man doch als Unschuld vom Lande der berüchtigten Meile fernbleiben wollte.
Zur besten Vorglühzeit einkaufen zu gehen ist auch sehr aufschlussreich. Dort trifft man wahrscheinlich auf Angereiste. Diese hörten wohl von ihren Anker-Bewohnern, dass es als saufender, pöbelnder Flashmob deutlicher wäre der Gemeinde zu zeigen, wo es an öffentlichen Grillstellen mangele. Denn die Holzkonstruktionen hielten ja nicht so viel aus.
Oder man mische sich unter das Vorstadtfamilienvolk, ohne eigene Familienzentren, mit verwaisten Spielplätzen, wo man im inneren Auge die Sträucher vorbeihuschen sieht und man seine Förmchen gegen, plötzlich um die Ecke sprintenden und unangeleinten Vierbeiner, verteidigen muss.
Aber wo soll noch ein frei entwickelndes Miteinander eingeübt werden, wenn die sozialen Sparringpartner lebenslang entweder ganztags institutionell eingespannt sind, oder eingekapselt auf der Hinterbank ihres Blechkokons, an der sogenannten REAL WORLD, mit all ihren Konsequenzen vorbeiziehen?
Boah … Was für ein Beitrag. Liebe Redaktion, diesem Kommentar bitte eine eigene Meldung widmen!
Genau!!!!!!
„ein frei entwickelndes Miteinander“ kann jeder gern entwickeln, ist ja nicht verboten. So wie der ADFC-Ableger: Facebook-Sammlung vorab, Gründungsevent, fortan gemeinsames Leben der Interessen…
Wodurch fühlt man sich gehindert, neue Freizeitbeschäftigungen aufzubauen?
Zu meiner Jugendzeit, das war so um 1960, nannte man diese jungen Leute „Halbstarke“ und es wurden noch ganz andere Sachen angestellt. Ich erinnere mich z,B.an Kinosäle die total zerlegt wurden. Also, keine Panik ist leider alles ganz normal.
Das sind die typischen Einwände. @ Herr/Frau Willsch: A) haben Sie schon mal probiert, in solchen Fällen die Polizei zu rufen? Da die Polizei ohnehin nicht kommt, braucht man es auch gar nicht versuchen, also habe ich damit auch nichts zu tun? … habe ich in der Praxis anders erlebt. B) habe ich nicht behauptet, es sei allein mit Zivilcourage zu lösen. Aber sie würde weiterhelfen. Das erlebe ich persönlich mehrfach im Jahr. Da sie aber auch nicht weiterhilft, brauche ich auch gar nicht erst zu zeigen? …
Um persönlich einzuschreiten, braucht es in der Tat eine Erfahrung im Umgang damit. Wer mit Geschrei ins Rennen zieht, verschlimmert sie Situation, und gefährdet dann auch u. U. selbst. Aber hinzugucken, und zwar so, dass es bemerkt wird, äre schon gut.
Ich empfehle nicht, persönlich einzuschreiten, wenn man nicht davon überzeugt ist, die Situation egal welcher Entwicklung lösen zu können. Nichts machen zu wollen, weil es sowieso nichts bringt, ist der leichteste Weg.
Es gibt für diese Idioten keine Kategorien. Da sind Typen bei, da würde aus dem Elternhaus niemals jemand vermuten, dass ihr Zögling nachts so einen Mist baut. Und es sind auch Sportler dabei, ganz sicher.
Ich hätte bestimmt auch eine Meinung zu diesem Thema, jedoch sind meine Erfahrungen zu diesem Thema mehr als 50 Jahre her. Warum heute randaliert und vandaliert wird, müssten die heutigen Protagonisten eher sagen können…
Es ist häufig ein jugendtypisches Verhalten, pures Angeben unter Alkoholeinfluss und um anderen zu imponieren. Das hat auch nichts mit mangelnder Sozialisation im Elternhaus zu tun. Die „coolen Kides“ brauchen das nicht, die sind schon cool. Eher die Kids, die in ihrer Peergroup einen niedrigeren Platz einnehmen um sich zu beweisen.
Und die Schäden werden ja immer wieder sofort behoben, so das kein bleibender Eindruck entsteht. Die „Vandalisten“, die auf öffentliches Eigentum keine Rücksicht nehmen, sind oft die gleichen, die sehr sorgsam mit ihrem Smartphone umgehen. Warum: weil das ihnen gehört und manche darauf sparen mussten. Aber öffentliches Eigentum hat nicht diesen Stellenwwert.
Ob ich zum persönlichen Eingreifen raten würde, weiss ich nicht. Das hängt von einer Menge individueller Faktoren ab. Im Notfall also lieber die gute alte 110.
Hallo Herr Kunde, vielen Dank, für Ihren Beitrag, das halte ich mal für eine realistische Einschätzung.
„Und die Schäden werden ja immer wieder sofort behoben, so das kein bleibender Eindruck entsteht.“
Dann muss die Gemeinde aber sehr instabile Bus-Haltestellenhäuschen haben. Gucken Sie sich mal das Gerippe Elend am Bahnhof an, 3 von 5 Scheiben sind rausgeh…äh: gesprungen. Das lässt man dann Jahre/Jahrzehnte so sein. Wir hatten mal die Idee, als Geschäftsidee ein Wartehäuschen „Henstedt-Ulzburg“ anzubieten, das direkt halbzerschrottet ausgeliefert wird.
Hallo Herr Willsch ! Jugendliche zu bitten, bis die Polizei kommt – das wird wohl nicht klappen in jedem Fall. Wenn es sich um eine Gruppe alkoholisierter Jugendlicher mit Gewaltpotenzial handelt, dann sind sie selbst in Gefahr. Als Hundeführer eines Schutzhundes gehe ich das lockerer an und komme nicht alleine auf die Gruppe zu sondern in männlicher Begleitung und Handy am Ohr.
Ansonsten: Heranwachsende ohne ein Minimum an elterlicher Erziehung finden sie kaum in den Sporthallen. Es fehlt an genügend Freizeitmöglichkeiten für alle. Kino gibt es nicht, Disco nur am Wochenende, Alkohol an jeder Tankstelle und Supermarkt. Auf meinem morgendlichem Rundweg sind leere Dosen und Flaschen je nach Wetterlage und Jahreszeit leider ein Übel und normal.
Und so ein wenig „Randale“ machen mangels Verstand – leider üblich, verabscheuungswürdig.
Aber S-Bahn-Surfen ist auch nicht besser, Graffiti auch nicht. Der Bürgerpark ist ohne Beleuchtung. Hier gibt es genügend Möglichkeiten wenn es Dunkel und tief in der Nacht ist. Schüler treiben sich weniger herum. Azubis eigentlich auch nicht.
Die Polizei kann hier nicht überall sein. Sie kann auch nicht immer unbedingt innerhalb 5 Minuten vor Ort sein, da Ulzburg mit Kaltenkirchen dienstlich verbunden ist, besonders nachts und am Wochenende. Hier hilft nur Beobachten und ggf. in Gruppe erscheinen ohne Heldentum.
Wäre schön, wenn sich Fachleute Gedanken machen, was man hier noch verbessern kann. Abe das koset leider Geld. Ein Streetworker wäre zwar schön, aber ein Finanzproblem. Die Kommunen haben ja andere Sorgen allerorts.
Hallo Herr Michelsen,
zum besseren Verständnis: Die „Alternative“ ist selbstredend nur ironisch gemeint.
Zitat Oliver Blau: „… aber dann rufe ich doch zumindest die Polizei.“
Bis die Polizei eintrifft, sind die Vandalen schon längst wieder über alle Berge.
Alternative: Sie bitten die Vandalen auf das Eintreffen der Polizei zu warten, oder Sie lassen sich gleich die Personalien geben, was mit Sicherheit auch absolut freiwillig geschehen wird.
Und da die Täter selbstverständlich geständig sind, benötigen Sie auch weder Zeugen, noch stichhaltige Beweise.
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Es ist blauäugig zu glauben, dass es nur mit Zivilcourage getan ist, Herr Blau.
Es ging mir eher wie Herrn Borchert, ich habe auch gedacht, dass die beschriebenen Vandalismusfälle noch im Rahmen sind. Dabei fällt mir auf, dass man lange nichts mehr von den Gewalttaten rund um das Joy gelesen hat, was früher ein ständiger Begleiter wöchentlicher Nachrichten war.
Was mir aber stark auf die Nerven geht, ist der fehlende Hang der Gesellschaft zu Courage! Solche Typen ziehen doch nicht geräuschlos durch die Gegend! Schaut denn niemend hin? Einfach mal aufzutauchen, kann ich aus persönlichen Erfahrungen nur als sehr wirkungsvoll beschreiben. Jawohl, dass kann und soll sich nicht jeder trauen, aber dann rufe ich doch zumidndest die Polizei. Dieses Beklagen der Situation, ohne selbst auch nur ein Fünkchen einzubringen, finde ich ätzend! Solche Vandalisten sind meistens keine brutalen Typen, häufig selbstbewusst, immer alkoholisiert. Auch deshalb, weil alle angstvoll weggucken? Glauben Sie es oder nicht, wenn man diese Gruppen in ihrem Tun stört, verabschieden sie sich in fast allen Fällen mit dem Wunsch, eine Gute Nacht zu haben.
Vandalismus gibt es leider in allen Kommunen. In HU kann ich keinen Vandalismus-Schwerpunkt erkennen, ebenfalls keinen Mangel an Freizeitangeboten, zumal wir mit dem SVHU den Sportverein mit den meisten Mitgliedern in SH haben. Die Kinder und Jugendlichen müssen durch das Elternhaus an den Sportverein herangeführt werden. Das Hauptproblem ist die unzureichende Sozialisierung im Elternhaus -falls überhaupt vorhanden- und in den öffentlichen Erziehungseinrichtungen, die sicherlich ihr Bestes geben, aber eine „verkorkste“ frühkindliche soziale Verwahrlosung nur teilweise reparieren können. Das gilt ebenfalls für die Kitas und Schulen mit den dort tätigen Schulpsychologen. Von der Polizei kann man aufgrund den neuen umfangreichen Anforderungen durch die Flüchtlinge nicht mehr viel an Präventivarbeit erwarten.
Es ist nur eine Frage, keine Meinung, vielleicht könnte ja ein Insider die Frage seriös beantworten.
Es geht mir hier um die Abend – und Nachtstunden.
Darauf habe ich gewartet 🙁
Evtl. ein Diplomthema für angehende Kriminologen ausschreiben: Predictive Policing. Aus den Falldaten Muster erkennen und Anhaltspunkte entwickeln, wann/wo/unter welchen Bedingungen das Auftritt…
Ich kenne mich in der hiesigen Jugendszene nicht aus, aber liegt der Vandalismus vielleicht auch u.a. an einem mangelhaften Freizeitangebot?
Richtig, das denke ich auch Investitionen in die Jugendlichen wäre dringend notwendig. Indoorskaterbahn,Schwimmhalle ,regelmäßige Disko für unter 16.Ich bin sicher das dieses mit Respekt der Jugendlichen gedankt werden würde.
Ursache: Als mangelnd wahrgenommenes Freizeitangebot = Wirkung: Dann randaliere ich mal ? Dem würde ich nicht das Wort reden wollen, Sachbeschädigung bleibt Sachbeschädigung.
Wo steht denn, dass es überhaupt ein Freizeitangebot für die Jugend geben muss? Ist das eine öffentliche/gesellschaftliche Aufgabe? Sicherlich nur insoweit, als dass Einrichtungen organisiert werden sollten, die der Einzelne nicht finanzieren oder auslasten könnte. Und das ist ja -zusätzlich zur Hausaufgabenversorgung durch die Schulen- gegeben:
-SVHU
-2 Jugendzentren
-überall Spielplätze für kleinere
-Bolzplätze
-Gemeindebücherei
-Volkshochschule
-Skaterplatz im Bürgerpark
-viel Natur rundherum
-Funpark
-Kino in Norderstedt & Quickborn, sicher auch mit Jugendtarif
-Disco
-Jugendfeuerwehr
-THW in KaKi, wer es lieber in blau hat
-Kirchengemeinden
-Willkommensteam?!?
Klar, manches kostet Geld, aber gerade dann eröffnen sich neue Beschäftigungsmöglichkeiten:
-Supermärkte suchen immer wieder Regaleinräumer und sicherlich gerade zur Weihnachtszeit auch sonstige Verstärkung
-Zeitungen austragen (und dabei bitte NUR die gepflasterten Wege benutzen!)
-Gastronomie evtl.
-Kommissionierhilfen
-Sportcracks als Übungsleiter
-Klassenbeste als Nachhilfelehrer
-VHS-Dozent, wenn man etwas gut kann…
Oder mal selbst neue Bespaßungsmöglichkeiten erarbeiten:
http://python4kids.net/
Die nötige Software dazu ist gratis zu haben.
Einen PC haben ja doch die meisten im Zugriff, oder in der Tonne zur Verfügung.
Programmieren lernen ist das „PC&Englisch“ von morgen: Nichtkönnen wird bald ein Malus sein, grundlegend wissen aber eine Grunderwartung für jeden halbwegs anspruchsvollen Beruf.
Oder was über Projektmanagement lernen, im Job kommt das eh irgendwann:
http://www.pmi.org/learning/empowering-kids-through-project-skills-7220
oder, oder, …
Also, an mangelnden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung liegts dann wohl eher nicht, zumal jeder andere sicherlich auch noch neue Ideen beitragen könnte.
Hallo Herr Schneider,
danke für die Aufklärung.
Dann haben die Herren Borchert und Michelsen recht und es ist alles noch schlimmer als ich blauäugig gedacht habe.
Danke :-), da kann man noch etliches hinzufügen.
Wir brauchen mehr Kameraüberwachung! Damit kann man die Täter einfach im Nachhinein identifizieren und fassen.
Und wenn sie vermummt sind? Keiner von solchen Zerstörern wird sein Gesicht frei erkennbar in eine Kamera halten.
Kameraüberwachung? George Orwell lässt auf dem Weg zur totalen Überwachung grüssen. Nein, das kann es nicht sein.
Der Aufwand dürfte sich dabei auch nicht lohnen. Man kann schliesslich nicht jeden Mülleimer und jede Laterne mit einer Kamera ausstatten, für deren Inbetriebnahme, Wartung und Auswertung auch ein wahrscheinlich nicht unerheblicher Personalaufwand betrieben werden muss.
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Meiner Meinung nach sollte man präventiv tätig werden. D.h. beispielsweise Aufklärung in den Schulen u.a. über Folgen und Strafmaß, sowie Auslobung einer generellen Belohnung für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter.
“ Belohnung für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter“ setzt aber voraus, dass Gemeinde oder Polizei dann auch den Rest des Weges gehen und den Hinweis nicht bloss abheften.
Fördert dann allerdings auch Denunziantentum, könnte man einwenden, wenn man schon auf der Orwell-Schiene argumentiert.
Aber wer sich in der Öffentlichkeit bewegt, befindet sich nicht im Privatbereich, sondern eben an einem Platz, wo man gesehen werden kann. Solange da eine Endlosschleife gefilmt wird, die normalerweise alle paar Tag wieder überschrieben wird (oder gestoppt und erst dann ausgewertet wird, wenn eine Schadensmeldung eingeht), kommt die persönliche Anwesenheit an dem beobachteten Ort doch gar nicht bei irgendwelchen fremden Stellen an.
Die Mautbrücken auf der Autobahn filmen auch Ihr Nummernschild, werten dieses sogar aus, und löschen den Datensatz dann wieder, wenn rauskommt, das dahinter kein mautpflichtiger LKW steckt. Gleiches Prinzip.
Natürlich kann man Streifenfahrten oder Kameras nur gezielt dort einsetzen, wo sich ein Muster abzeichnet. Wie der Samstag Abend zwischen AKN und Disco: Bietet sich geradezu an, dort mal Flagge zu zeigen…
Herr Willsch hat vollkommen recht. Es macht weder rechtlich noch finanziell irgendeinen Sinn, jede Fensterscheibe und jeden Mülleimer mit einer Kamera auszustatten. Auch möchte ich als Bürger nicht Schritt für Schritt in der Gemeinde videoüberwacht werden. Die Schäden sind ärgerlich, stehen aber in keinem Verhältnis dazu, was wir verlieren, wenn wir Bürger nicht mehr als Bürger, sondern nur noch als Verdächtige behandeln.
Die Vorratsdatenspeicherung steht ja genau in derselben Tradition. Zuerst ist jeder verdächtig, meinen CDU/CSU und SPD, die diese beschlossen haben.
Und die Kennzeichenspeicherung der Mautbrücken ist im Grunde genau das Gleiche – erst mal wird jeder als verdächtig behandelt.
Es gibt mit der FDP auch gemeinsame Überzeugung,
Ich bin schon im meiner Sturm- und Drangzeit gegen die totale Erfassung eingetreten. ‚Lass dich nicht erfassen‘ – unter diesem Motto waren wir in den 80er Gegner der Volkszählung .
Ich wundere mich deswegen, was heute so alles in facebook freiwillig veröffentlicht wird.
Ich bin aber auch der Meinung, dass nicht alles zu tolerieren ist und appeliere an die sog. Vandalisten ihren Unsinn einzustellen.
Es ist Gemeineigentum, das zerstört wird. Mit dem Geld könnte man sinnvolle Projekte unterstützen ( Jugendtopf ) .
Vllt. sind es auch gar keine Jugendlichen, sondern besoffene „Halbstarke“, mit einer großen Leere zwischen den Ohren ?
Das Entscheidende beim Datenschutz wird auf Dauer eh nicht die Beschränkung der Erhebung oder Speicherung sein, weil es ganz ohne nicht geht und einmal vorhandene Daten irgendwann auch Begehrlichkeiten wecken.
Wichtiger wäre die Schaffung echter Authorität des Daten-„Eigners“ über die Nutzung: Gäbe es ein zuverlässiges Tracking für jeden kleinen Zugriff auf meine Daten und ein eindeutiges Register für begebene Erlaubnis plus Beweislast beim Verwender minus konkludente Zustimmungsformen, so würde man sich sehr genau überlegen, wem man frech einen Newsletter mailt.
Bezogen auf Maut, Vorratsspeicherung oder Kamerabilder wäre wichtiger, das man eine Bewilligung zur Einsicht durch ein Gericht braucht. Passiert nichts, löscht die Cam alles wieder mit nächsten Aufzeichnung und niemand erfährt je, wer sich da zuvor getummelt hat.