Usedomer Straße: Verkehrsberuhigung kommt – trotz Gegenwehr der Verwaltung

Was für ein mühseliger Kampf um mehr Lebensqualität für die Anwohner in der Usedomer Straße in Henstedt-Ulzburg. Im jüngsten Bauausschuss setzten CDU, WHU und Grüne zwei Aufpflasterungen auf der Wohnstraße durch. Gegen den Willen der Verwaltung und gegen die Stimmen von SPD, BFB und FDP. Vor knapp zwei Jahren hatten CDU und WHU entsprechende Anträge gestellt – nach Hilferufen aus der Bevölkerung.

Karte: Openstreetmap, H-UN

Die Karte zeigt, wo die Hindernisse für Zu-Schnell-Fahrer hinkommen – eine im oberen Bereich auf Höhe des Spielplatzes und eine im unteren Eingangsbereichs des Wohnviertels. Dort wird eine bestehende Verengung optimiert. Auf der Karte sind zusätzlich auch die Standorte zu sehen, die die Verwaltung zur Abstimmung stellte. Die Politik hatte die Verwaltung beauftragt, die aus ihrer Sicht geieignetesten Standorte zu nennen. Schließlich sitzt im Rathaus mit dem Ordnungsamt eine eigene Verkehrsbehörde.

Doch wie hat die Behörde ihre Arbeit gemacht? Petra Patschke, Mitinitiatorin der Anwohnerinitiative für Verkehrsberuhigung: „Offenbar ohne nachzudenken. Da oben stehen die Autos auf der Fahrbahn, da muss man eh langsam fahren.“ Und weiter: „Der Mann vom Ordnungsamt saß hier bei uns, hat sich alles erklären lassen und nun will die Verwaltung zwei Aufpflasterungen auf der ganz anderen Seite bauen, das ist doch Schikane. Ich kann das nicht verstehen.“

Auch Jens Iversen (BFB), grundsätzlicher Gegner von Aufpflasterungen, wunderte sich über die Standortvorschläge der Verwaltung. Im nördlichen Bereich sei die Straße eh häufig zugeparkt, die obere der beiden vorgeschlagenen Aufpflasterungen zudem direkt an Häusern geplant. Iversen: „Wenn schon, dann eine auf Höhe des Wanderwegs zum Spielplatz, dann dient das gleichzeitig als Querungshilfe.“

Mehr als Kopfschütteln also zu den Standortvorschlägen der Verwaltung, auf manch einen wirkten sie gar wie ein Sabotageakt. CDU-Gemeinderat Folker Brocks zu den HU-Nachrichten: „Bauamtsleiter Mohr will keine Aufpflasterungen, der wurde jetzt gezwungen etwas vorzuschlagen. Mohr wusste ganz genau, dass es bei diesen Standorten Stress gibt. Der hat gehofft, so eine Mehrheit für die Maßnahmen zu verhindern, aber ist damit gescheitert.“ Brocks setzte schließlich mit WHU und Grünen durch, dass die zweite Querungshilfe im südlichen Eingangsbereich des Wohnviertels gebaut wird.

Neben der Hoffnung, mit eigenartigen Standortvorschlägen für Verwirrung bei den Politikern zu sorgen, machte die Verwaltung aber auch mit offenem Visier klar, dass sie nichts von Verkehrsberuhigung in der Straße hält. Dort werde nicht zu schnell gefahren, und dass Verkehrsaufkommen sei auch nicht zu hoch, hieß es. „Nach Untersuchung der Verkehrsbehörde findet dort kein exorbitanter Verkehr statt“, sagte Bauamtsmann Steffen Heydecke.

„Kein exorbitanter Verkehr“ heißt es im Rathaus zur Usedomer Straße im November 2020, im März 2019 hatte der damalige Bürgermeister dagegen noch gewarnt, dass die Usedomer Straße ihren Status als 30-Zone verlieren könnte, wenn der Verkehr weiter zunimmt. Folker Brocks: „Wenn wir es mit den Hubbeln schaffen, 10 Prozent des Verkehrs auf der Usedomer zu verdrängen, stellen wir damit auch die 30-Zone sicher.“

Vor fast genau zwei Jahren hatten die Henstedt-Ulzburger Nachrichten erstmals über den Verkehrsärger in der Usedomer Straße berichtet, nachdem sich Anwohner an die Redaktion gewandt hatten. Die beiden jetzt beschlossenen Aufpflasterungen sind ein Anfang, das Engagement der Anwohner geht aber weiter. Petra Paschke: „Wir wünschen eine Maßnahme an der Ecke Usedomer/Rostocker Straße. Dort wird rechts vor links ständig missachtet und einfach durchgebrettert.“

Christian Meeder

30. November 2020

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