Umstrittene „Wahlergebnisse“ auf der Gemeinde-Homepage – WHU/SPD-Bürgermeister-Kandidatin Doris Baum zeigt die Zähne

Freches Bürgermeister-Ergebnis auf der Verwaltungshomepage: Stefan Bauer fliegt im ersten Wahlgang raus
Freche Wahl-Prognose auf der Gemeinde-Homepage: Stefan Bauer fliegt im ersten Wahlgang raus, Susanne Bendfeldt bekommt die meisten Stimmen

Noch knapp drei Wochen – dann wissen die Bürgerinnen und Bürger, wer künftig das Sagen im Rathaus hat. Vielleicht aber auch nicht; denn es könnte ja durchaus passieren, dass kein(e) Bewerber(in) im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen erhält. Dann ist eine Stichwahl erforderlich. Davon geht offenbar Frank Bueschler, Pressesprecher des CDU-Ortsverbandes, aus. Und das auf der „amtlichen“ Internetseite der Gemeinde Henstedt-Ulzburg.

Der Christdemokrat ist nämlich hauptberuflich Geschäftsführer der Firma RightVision. Dieses Unternehmen betreut die Website der Gemeindeverwaltung. Und auf der konnte man bereits seit dem 17. Februar das Ergebnis der Bürgermeisterwahl vom 16. März lesen. Danach erhält die von CDU und BFB unterstützte Kandidatin Susanne Bendfeldt mit 4.610 Stimmen das beste Ergebnis. Der unabhängige Bewerber Stefan Bauer wäre mit 4.436 Stimmen aus dem Rennen. Zur Stichwahl würde Doris Baum antreten, die von WHU und SPD unterstützt wird und laut Bueschler auf 4.476 Stimmen kommt.

Bereits vor der Kommunalwahl 2013 hatte der RightVision-Geschäftsführer auf der Gemeinde-Homepage mit solchen Pro-CDU-Ergebnissen operiert. Angeblich müsse die Wahlseite mit „realistischen“ Zahlen getestet werden, damit sie am Wahltag auch funktioniere und die Bürger sich dort reibungslos informieren könnten, hieß es damals. Die Kommunalpolitiker murrten zwar vor einem Jahr, ließen die Angelegenheit dann aber doch weitgehend auf sich beruhen.

Anders verhält es sich jetzt: WHU/SPD-Kandidatin Doris Baum zeigt Zähne und macht der CDU sowie ihrem Pressesprecher Bueschler klar, dass sie derartige Machenschaften nicht duldet, wenn sie zur Bürgermeisterin gewählt wird. Die couragierte Verwaltungsfachfrau in einer Pressemitteilung mit der Überschrift „Demokratie in Henstedt-Ulzburg?“ vom späten Sonntag: „Zu meinem großen Erstaunen konnte ich an diesem Wochenende die Ergebnisse der Bürgermeisterwahl vom 16. März entdecken. Auf der offiziellen Wahlseite der Gemeinde Henstedt-Ulzburg wurden bereits am 17. Februar die vermeintlichen Ergebnisse der Wahl eingestellt.“

Und die Kandidatin zeigt sich nicht nur überrascht von den Henstedt-Ulzburger Praktiken, sie handelt auch: „Im Sinne eines fairen Wahlkampfes und unter Beachtung der Grundprinzipien zu einer allgemeinen, unmittelbaren, freien, gleichen und geheimen Wahl habe ich die Verantwortlichen aufgefordert, diese Seite sofort vom Netz zu nehmen. Eine Veröffentlichung mit den tatsächlichen Wahlergebnissen am Wahlabend ab 18 Uhr zur direkten Information der Wählerinnen und Wähler in Henstedt-Ulzburg unterstütze ich sehr. Aber solche Fehler dürfen nicht passieren“, so die Bewerberin.

Der Protest der  Bürgermeister-Kandidatin  hatte Erfolg: Noch am heutigen Vormittag war die umstrittene Wahlseite von der Gemeinde-Homepage verschwunden. Doris Baum: „Es ist zu hoffen, dass dem Anbieter der Seite beim Betreiben der Internetpräsenz der Gemeinde keine weiteren Fehler unterlaufen und so eventuell vertragliche oder soziale Daten der Gemeinde im Netz veröffentlicht werden.“ Sauer auf die Bueschler-Wahlprognose hatte sich auch SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald gezeigt: „Ich finde es skandalös, mit welchen Mitteln die CDU versucht, die Wahl zu beeinflussen, wenn die Luft dünn wird.“

Jörg Schlömann

24. Februar 2014

 

24 thoughts on "Umstrittene „Wahlergebnisse“ auf der Gemeinde-Homepage – WHU/SPD-Bürgermeister-Kandidatin Doris Baum zeigt die Zähne"

  1. Unglaublich! So kann man 2014 nicht wirklich eine Bürgermeisterwahl führen. Was immer damit beabsichtigt war oder ist: Es kommt auf die Wirkung beim Wähler an!!! Mir tun die Kandidaten leid, die sich dies gefallen lassen müssen oder Leidtragende sind. Der Anstand (!!!) hätte es erfordert, dass man mit allen Kandidaten dieses vorher bespricht. Ich kenne keinen vergleichbaren Fall… Mögen die Wähler am Wahltag weise entscheiden… Ich traue es Ihnen durchaus zu…

    1. Seit Heinz Glück 1962 das erste Mal zum Bürgermeister gewählt wurde, hatte die CDU direkt oder indirekt das Sagen in unserer Gemeinde. Sie glauben doch nicht, dass sich jetzt etwas ändern würde?

  2. Liebe Redaktion, bitte bewahrt unbedingt das Bildschirmfoto auf und gleicht die Ergebnisse mit den offiziellen Wahlergebnissen ab. Wäre ja ein lacher, wenn die Daten immer noch die selben wären 😉

  3. Also, normale Softwareentwicklung aus DIESEM Jahrhundert erfolgt unter Trennung von Struktur und Inhalt. Und wenn die Struktur bei den vergangenen Wahlen funktioniert hat, würde man quasi einen neuen Wahltermin anlegen, an dem erstmal nur Nullen für alle Parteien hängen. Bei der Wahl werden dann (durch die Wahlhelfer, würde ich denken) die Ergebnisse erfasst und später in die Datenbank der Wahlergebnis-Website importiert. Solange man also berücksichtigt hat, daß man 3-stellige %-Zahlen sowie die geforderte Genauigkeit hinter dem Komma abbilden kann ohne Zeilenumbrüche und alle Wahlbezirke und Parteien/Kandidaten in den Stammdaten angelegt sind, sollte das mit beliebigen Datenbefüllungen ohne wiederholte Tests funktionieren.
    Tests macht man jedenfalls nicht an in Betrieb befindlichen Systemen, dafür gibt eigene Entwicklungs- und Testsysteme (die natürlich kein Anwender/die Öffentlichkeit je zu sehen bekommt).
    Entweder, die Firma ist aus IT-Projekt-Sicht nicht wirklich zu empfehlen (man weiß ja nie, ob die nicht am Ende immer so arbeiten…) oder die Intention des Ganzen ist so, wie hier schon gemutmaßt.

    1. Allerdings macht man sehr wohl überhaupt Tests (Funktionstests und Usability-Tests, also prüfen, ob sich dem anvisierten Benutzerkreis die Bedienweise erschließt und die Bedienung optimieren).
      Wer hat eigentlich das Bürgerscheckheft zu verantworten?
      – Die Voreintragung bei PLZ/Ort: 24558 Henstedt-Ulzburg kann man nicht stehen lassen; wird erst genommen, wenn Feld neu beschrieben (zu 99% vermutlich mit: 24558 Henstedt-Ulzburg)
      – Erst tippt man ins Meldefeld seinen Anliegentext rein, und erst dann kommt eine Fehlermeldung, man dürfe keine Sonderzeichen benutzen (=#()/ usw.); natürlich werden die angemeckerten Sonderzeichen nicht markiert, die darf man nun erstmal suchen. Nicht mal () funktionieren im Fließtext. Und nicht mal / im Feld für Telefonnummer.
      – Mailadresse wird auch erstmal zurückgewiesen, dafür wird das Feld garniert mit blödsinnigen Fehlertexten (irgendwas mit Max @ Mustermann.de)

      Oder IST das Bürgerscheckheft noch IM TEST, nur eben im Livesystem, also auf https://www.henstedt-ulzburg.de/buergerscheckheft.html ? 🙂
      Es gibt ja Internetfirmen in H-U, die machen sowas…

      Also entweder WIR BÜRGER sind hier gerade die (unbezahlten) Tester und der Webdesigner hat uns hier sog. „Bananaware“ statt Software geliefert (Bananaware: Reift erst beim Kunden 😉 ), oder es wurde nicht wirklich gründlich vor Auslieferung getestet. Kennt zufällig jemand die Firma, die das Bürgerscheckheft betreibt?

  4. Selbst wenn es fiktive Zahlen sind ist das in keinster Weise akzeptabel. Entsteht doch hier der Eindruck, dass der Wähler beeinflusst werden soll. Einfach nur dumm. Meine Entscheidung steht fest… Die CDU ist gaaaanz weit unten bei mir.

  5. Das muss mit realistischen Zahlen getestet werden? Demnach werden die Zahlen dort „hardcoded“ statt parametrisiert? Das wäre technisch gesehen Schrott von vorgestern. Und professionelle IT-Betreiber haben für Tests separate Testsysteme. Entwicklungsverfahren also auch Rubbish. Am besten Verträge stornieren.

    1. Hallo Herr Büschler,
      bereits gestern sprach ich Sie darauf an, weshalb Sie zu den Zeilen von Herrn Schneider keine Stellungnahme abgeben. Statt dessen lobten Sie ganz offiziell EUR 10.000,–/Tagesgehalt(!) für denjenigen aus, der das mache, wie Herr Schneider es beschrieb.
      Ich frage mich nun als DAU (Dümmst Anzunehmender User) was hier Sache ist?

      1. Das ist schnell geklärt: http://de.wikipedia.org/wiki/Content-Management-System (kurz CMS)
        Auch WordPress (die Software, mit der anscheinend auch die H-UN erstellt wurde, die wir alle hier also verwenden) ist im Prinzip so ein CMS. Wir alle hier stellen durch das Schreiben unserer Kommentare Inhalt bereit, indem wir ihn hier ins H-UN-Eingabeformular eintippen (und damit entsprechend der vorgegebenen Struktur seitens H-UN integrieren). Und Herr Meeder wird sicherlich bestätigen können, dass er NICHT nach jeder Integration eines Inhalts (also Content) erstmal intensive Softwaretests durchführt. Nachdem ich diesen Kommentar mit [ABSENDEN] finalisiert hatte, war er jedenfalls sofort und unterbrechungsfrei lesbar. Sicherlich wird das schon komplexer, wenn man extern einlaufende und sich im Zeitablauf ändernde Daten wie z.B. Wahlergebnisse in einer standardisierten Struktur darstellen möchte. Sowas nennt man dann Reporting oder Business Intelligence Systeme. Siehe z.B. hier: http://www.pentaho.com/sites/default/files/uploads/resources/pentaho_ba_solution_brief.pdf . Diese Plattform nutzen wir für unser Marketincontrolling, gibt’s sogar gratis zum runterladen.
        So gesehen ist Hr. Meeder jemand, der Inhalt von Struktur trennt. Er hat sich die 10K € von Hr. Büschler redlich verdient und wird Hr. Büschler sicherlich schnell mit seiner Kontonummer versorgen können. 😉

  6. Richtigstellung:

    a) Die Wahlergebnisseite ist kein Bestandteil des Internetauftritts der Gemeinde. Die Seite ist, wie man auch im Impressum und in der Seite selbst sehen kann/konnte, ein Projekt der RightVision GmbH, welche der Gemeinde bislang unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde.

    b) Die Firma RightVision GmbH betreut weder die E-Mail Konten noch die Webseite der Gemeinde. Die Seite der Gemeinde wurde von der Firma RightVision erstellt (programmiert) und wird im Internet zur Verfügung gestellt (gehostet). Für die Inhalte – und das sollte auch Frau Baum bekannt sein – ist alleine die Gemeindeverwaltung verantwortlich.

    c) Die Zahlen auf der Wahlergebnisseite wurden weder von mir noch von einer mit der CDU verbundenen Person eingegeben oder vorgegeben. Es handelt sich – und das sollte 4 Wochen vor der Wahl klar sein – um rein fiktive Zahlen, die im Rahmen der verschiedenen Testreihen erstellt wurden.

    Eine entsprechende Stellungnahme ist der von Frau Baum informierten Presse und den Fraktionsvorsitzenden inzwischen zugegangen und wird sicherlich morgen hier zu lesen sein.

    Frank Bueschler
    RightVision GmbH

    1. Putzigerweise, Herr Bueschler, liegt hier bei diesen fiktiven Zahlen die CDU-Kandidatin vorn. Erlauben Sie mir den Eindruck zu schildern, dass dies kein Zufall, sondern vielmehr ein Wiederholungsfall ist. Bereits im Kommunalwahlkampf 2013 stellten Sie entsprechend CDU-freundliche Scheinergebnisse auf die Gemeinde-Homepage.
      Diese Seite wurde auf meinen Einwand hin vom büroleitenden Beamten des Rathauses mit dem Hinweis, dass „das auf der offiziellen Seite der Gemeinde gar nicht ginge“ sofort vom Netz genommen, ähnlich dem heutigen Verlauf.
      Sie meinten anschließend sogar mich noch unter Druck setzen zu müssen, in dem Sie androhten, die Bürger über die Hintergründe zu informieren, weil aufgrund meiner Intervention Ihre Tests nicht wie von Ihnen gewünscht öffentlich weiterhin stattfinden konnten. Vielleicht sollten Sie einfach aufhören, auf diese Weise mehr oder weniger subtil Einfluss nehmen zu wollen (und die Dienstleistung als kostenloses Geschenk mit entsprechender versuchter zufälliger Ergebnisdarstellung pro CDU zu vermarkten), Einige können sicherlich nachvollziehen, dass Sie persönlich die CDU-Kandidatin – als Pressesprecher der Partei – protegieren und unterstützen wollen. So erkennt man, dass die Wahlplakate der Kandidatin in Ihren betrieblichen Räumlichkeiten konfektioniert wurden und am Zaun hängen.
      So funktioniert halt unser Dorf! Jedenfalls zur Zeit.

    2. Sehr geehrter Herr Bueschler,

      rein fiktive Zahlen? Dann liegt die CDU-Kandidatin also auch rein zufällig an erster Stelle? Wie sind denn diese zufälligen Ergebnisse entstanden? Gewürfelt?

      Was haben solche „fiktiven“ Statistiken bitteschön auf der Seite der Gemeinde Henstedt-Ulzburg zu suchen???

      Eine Frechheit sondergleichen! Ich hoffe, nun wachen mal auch einige CDU-treue Schlafmützchen hier in der Gemeinde auf und wählen am 16. März eine Kandidatin oder einen Kandidaten, die/der gut für Henstedt-Ulzburg und seine Bürger ist und unserer Gemeinde schnellstmöglich aus diesem schämenswerten Tief, Mief und Filz wieder herausholt!

      Mit erbosten Grüßen
      Simona Skau

    3. „[…] betreut weder die E-Mail Konten […]“

      Bitte erläutern Sie, weshalb dann jede E-Mail die zum Rathaus fließt und vom Rathaus kommt unverschlüsselt über die Mail-Server IHRER Firma geschickt werden. Und sagen Sie jetzt bitte nicht, dass dem nicht so wäre; jeder Vollhorst kann sich die Header-Informationen der E-Mail in seinem Mailprogramm anzeigen lassen.

  7. So langsam sollte doch auch der Letzte mal mitbekommen, wie die hiesige CDU tickt. So viel Filz habe ich nicht mal auf meinem Rasen. Dazu gesellt sich eine Arroganz sondergleichen.

  8. Wurde nicht vor einiger Zeit schon berichtet, daß dieselbe Firma auch die Email-Accounts der Gemeinde „betreut“?
    .
    „Honi soit qui mal y pense“

    1. Nicht nur betreut;
      Der gesamte E-Mailverkehr wird im Klartext (also unverschlüsselt und für jedermann lesbar) über die Server der rightvision GmbH geschickt und dort auch gespeichert.
      Dass ein aktives CDU Mitglied gleichzeitig Geschäftsführer der rightvision GmbH ist, halte ich in jederlei hinsicht für mehr als gefährlich.

  9. Nu guck mal, was das so alles hiner den Kulissen läuft. War so gar nicht bekannt, dass man die Betreuung der Webseite der Gemeinde einem aktiven CDU-Mitglied rübergeschoben hat.
    Nu guck mal, die „kleine Baum“ macht Ernst mit dem Slogan „Zeit für Taten“.
    Dass dieser an sich sinnfrei Spruch so schnell in die Tat umgesetzt werden m u s s ,
    hätte ich auch nicht gedacht.

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