„Wie kann ich Bahn und Bus bequem und kostengünstig nutzen?“ war eins der Themen des Senioren-Wochenendes 60+. Dazu waren Erklärungen und Mobilitätsprüfungen am Fahrkartenautomaten in Aussicht gestellt worden, um älteren Menschen die Scheu vor der Technik im öffentlichen Personennahverkehr zu nehmen. Allein, es blieb bei einem – immerhin dankenswerten – Versuch.
Als offiziellen Vertreter der AKN hatte Doris Tachezy, Vorsitzende des Seniorenbeirats, Gunnar Peterson eingeladen, der von Anfang an mit seinem deutsch-dänischen Humor versuchte, die Anspannung seiner Zuhörer ein wenig aufzulockern. Schließlich ging es um einen sehr wichtigen Bereich im Alltag, vor dem schon etliche Senioren kapituliert haben. Denn wer von den Anwesenden hat nicht schon hilflos vor einem Fahrkartenautomaten gestanden, ohne zu wissen, wie er trotz etlicher Versuche an sein gewünschtes Ticket gelangt?
Nun hatte also der Bildschirm die Funktion des AKN-Fahrkartenautomaten übernommen, der per Touch-Screen, also mit der Fingerkuppe, bedient sein wollte. „Ein Vorgang, der in der Öffentlichkeit immer weiter verbreitet ist“, wie Gunnar Peterson betonte, sein Auditorium damit aber eher beunruhigte: „Heute gibt es eine Fahrkarte für ganz Schleswig-Holstein, früher musste man zwei bis drei Tickets lösen.“ Aber auch das nahm den meisten Senioren nicht die Scheu vor dem Prozedere „Zielbahnhof eingeben“ und dem, was dann folgen soll. Schön, dass man mit der AKN auch weiter entfernte Ziele mit einem Zug erreichen kann. Aber was nützt das, wenn man nicht weiß, wie?
Ein Blick in die Runde der immerhin sehr betagten Zuhörer verriet vor allem Ratlosigkeit und Nichtverstehen, weil der virtuelle Umgang mit Automaten für viele Senioren noch immer ein Buch mit sieben Siegeln ist. Dabei sind sie es doch, die häufig auf das Auto zugunsten der Nahverkehrsmittel verzichten, um wenigstens noch auf diese Weise so mobil wie möglich zu sein. Wenn aber die erste Hürde schon beim Ticket-Kauf beginnt, hat sich die Lust an der Nutzung von Bus und Bahn schnell verflüchtigt. Oder man wird aus Verzweiflung darüber notgedrungen zum Schwarzfahrer.
Dazu kommt, dass auf manchen überirdischen Bahnhöfen der Lichtenfall bei Sonne so ungünstig auf den Monitor des Automaten trifft, dass man überhaupt nichts mehr erkennen kann. Nicht umsonst verwies Gunnar Peterson deshalb auf das gute alte Reisebüro, das allerdings für die Ausstellung des richtigen Tickets eine Gebühr von mehreren Euro verlangt. – Tolle Alternative!
Günstiger ist es laut Peterson, vor Fahrtantritt bei der AKN per E-Mail anzufragen, welches Ticket für die gewünschte Strecke infrage kommt. „Und noch einfacher ist es, mich anzurufen“, versprach der AKN-Experte und nannte auch sofort seine Rufnummer: 04191/933 107, von Montag bis Freitag immer von acht bis 18 Uhr zu erreichen. Aber das Ticket muss man sich dann trotzdem noch selbst aus dem Automaten ziehen…
„Und wenn ich nun von Henstedt-Ulzburg nur bis in die Hamburger City will?“ fragte eine ältere Besucherin. „Dann geben Sie ein J ein für Jungfernstieg ein.“ So einfach ist das, schien der AKN-Fahrkartenprofi zu denken. Am Ende durften sich sogar ein paar Mutige selbst am simulierten Ticketschalter via Bildschirm versuchen. Dennoch war auch das noch nicht der Stein des Weisen. Was zählt, ist die gute Absicht. Und die Bitte an die AKN, irgendwann doch noch ein seniorentaugliches Ticket-System anzubieten. Wovon auch Jüngere sicher gern profitieren würden.
Gabriele David
1.10.2012
Mir müssen Sie das nicht erklären.Aber was ist mit Fremden und „Seltenfahrer“?
Wie gesagt: Was spricht gegen die Zieleingabe?
Hallo Herr Sazmann,
wie schon Frau David schrieb:
„…weil der virtuelle Umgang mit Automaten für viele Senioren noch immer ein Buch mit sieben Siegeln ist.“
„Dazu kommt, dass auf manchen überirdischen Bahnhöfen der Lichteinfall bei Sonne so ungünstig auf den Monitor des Automaten trifft, dass man überhaupt nichts mehr erkennen kann.“
Klar, die Damen und Herren (60+) waren auch mal jung. Wären die heute noch jung, wäre für sie vieles auch kein Problem.
Doch mit dem Alter wird die Alltagsbewältigung zusehends schwerer. Darum gibt es schlichtweg auch ein Renteneintrittsalter. Weniger um den Lebensabend zu genießen, doch vielmehr um sich verstärkt dessen Bewältigung widmen zu können.
Wir werden alle mal alt. Und dann werden wir uns wiedersprechen. Bis dahin sollten wir die Schwierigkeiten unserer „Alten“ ernst nehmen und für Vereinfachungen/ Verbesserungen zum Anlass nehmen. Dann haben auch wir es im Alter vielleicht etwas leichter.
Mit herzlichen Grüssen,
Gernot Willsch
P.S.
Wie leben die Rentner 2020 in Europa? Ein Rentner in England trinkt morgens seinen Tee, dann liest er die TIMES. Ein Rentner in Frankreich trinkt morgens seinen Aperitif, dann macht er einen Spaziergang an der SEINE. Ein Rentner in Deutschland nimmt morgens seine Herztropfen, dann geht er zur ARBEIT …
Die wollten nur zusammen abhängen und bisschen chillen:):):)
„So einfach ist das, schien der AKN-Fahrkartenprofi zu denken.“
Ist es eigentlich auch, oder? Sie sagen, wo Sie hinwollen- und kriegen die Fahrkarte. Die AKN hat Automaten auch nicht erst gestern eingeführt, komplizierter sind sie mit der Zeit nicht geworden. Im Gegenteil. Wer mit den Automaten gar nicht zurechtkommt, dem bleiben viele andere Wege:
– Einzelkarten nach Hamburg und auch nach ganz Schleswig-Holstein verkaufen die Busfahrer.
– Zeitkarten (HVV-Monatskarten, Abokarten usw.) gibt es sogar fast nur am Schalter (zum Beispiel beim AKN-Servicecenter in Kaltenkirchen oder bei Holiday Land in der Beckersbergstraße). Zum Beispiel die Senioren-Abo-Karte. Für 26,30 € im Monat beliebig viel in Henstedt-Ulzburg fahren. Für 59,00 € im Monat beliebig viel bis nach Hamburg und Kaltenkirchen fahren. Abo – einmal abschließen, dann muss man nichts mehr tun.
– Fernverkehrskarten kann man im Reisebüro kaufen. Der Aufschlag von ein paar Euro macht keinen arm.
– Bei Fragen zum Tarif kann man z.B. bei der AKN- oder HVV-Servicenummer anrufen. Geht auch über die Infosäulen am Bahnsteig.
„Und die Bitte an die AKN, irgendwann doch noch ein seniorentaugliches Ticket-System anzubieten. “
Insofern: was ist denn heute ganz speziell nicht seniorentauglich an den Tickets?
Herr Sazmann, in Henstedt-Ulzburg gibt es bei Holiday Land nur die gängigsten Wertmarken!
zum Automaten: Innerhalb des Großbereichs gibt es Fahrkarten nach Ringen, außerhalb des Großbereichs geht es teilweise nach Zonen!
Soviel zur Übersichtlichkeit.
„Herr Sazmann, in Henstedt-Ulzburg gibt es bei Holiday Land nur die gängigsten Wertmarken!“
Das stimmt und ist ein ziemliches Ärgernis. Allerdings bietet sich oft das Abo an, da reicht ein Besuch in Kaltenkirchen oder Quickborn beim AKN-Service und der Rest kommt per Post.
“ zum Automaten: Innerhalb des Großbereichs gibt es Fahrkarten nach Ringen, außerhalb des Großbereichs geht es teilweise nach Zonen!“
Dafür hat der Automat doch die Zielfunktion. Haltestelle auswählen und man bekommt direkt angezeigt, was die richtige Fahrkarte ist. Ab Henstedt-Ulzburg kann man sich die nötige Preisstufe für die wichtigsten Ziele sogar ganz gut merken: Alles in Henstedt-Ulzburg ist 1 Zone. Alles in Norderstedt ist 2 Ringe. Und Hamburg 3 Ringe. (Sie haben recht: So verkürzt stimmt es nicht ganz. In wenigen Fällen reicht auch eine niedrigere Stufe. Mit diesen Faustregeln fährt man aber jedenfalls nie schwarz, wenn die Zeit für die Zielfunktion vielleicht einmal nicht reicht.)