Die letzten 61 Sekunden müssen Trainer Tobias Skerka und den knapp 600 Zuschauern wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. Mit aller Wucht hatte Rasmus Gersch an Freund und Feind – und vor allem am guten Erlanger Keeper Andreas Bayerschmidt – vorbei den Ball vom Innenpfosten in die Maschen zur 25:24-Führung für den SVHU im Duell gegen den HC Erlangen befördert. Aber noch hatte der Zeiger der Hallenuhr eine ganze Umdrehung zu leisten…
Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen, als Regisseur Moritz Weltgen für die Mittelfranken die taktischen Vorgaben erteilte. Doch die leidenschaftlich kämpfende SVHU-Defensiv-Abteilung stoppte den Angriffswirbel, allerdings auf Kosten einer Zwei-Minuten-Strafe für Abwehr-Chef Nico Kibat. Und noch immer waren 24 Sekunden zu spielen. Dann ein schnell ausgeführter Spielzug, und Weltgen feuerte ein Geschoss auf das Tor der Gastgeber. Doch Stephan Hampel entschärfte den Ball, krönte mit der Parade Nummer 17 seine herausragende Leistung und hielt für den Aufsteiger den Sieg fest.
Noch waren neun Sekunden zu spielen, als Trainer Skerka zum dritten Mal die Grüne Karte zog, um das hektische Geschehen auf dem Parkett zu beruhigen. Ein paar schnelle Schritte von Tim-Philip Jurgeleit, ein Pass zu Rasmus Gersch und der schmiss den Ball über das gesamte Spielfeld ins Tor. Aus, die Uhr war heruntergelaufen, und der Jubel der Gastgeber über ihren zweiten Sensations-Erfolg in der englischen Woche kannte keine Grenzen! In einer fulminanten zweiten Spielhälfte hatten die Hausherren einen 17:13 Vorsprung herausgeworfen. Dabei zeigte Linkshänder Till Krügel, der gegen Ende der ersten Halbzeit für Lasse Kohnagel gekommen war, ein starkes Spiel und traf vier Mal.
„Meine Mannschaft hat sich heute für den leidenschaftlichen Kampf belohnt und sich die beiden Punkte redlich verdient. Der Schlüssel zum Erfolg war unsere Abwehrarbeit und dahinter ein starker Torhüter“, fasste Tobias Skerka seine Eindrücke zusammen. Auch wenn der SVHU weiter auf einem Abstiegsplatz liege, sei die untere Tabellenhälfte doch ganz eng zusammengerückt. Die Mannschaft habe in der englischen Woche nach drei guten Spielen viel Selbstvertrauen getankt.
Auch Skerkas Kollege Frank Bergemann sprach auf der Pressekonferenz von einem verdienten Sieg der Gastgeber. „Ich hatte meine Mannschaft vor dem Aufsteiger SV Henstedt-Ulzburg eindringlich gewarnt. Die machen 60 Minuten lang Tempo. Dabei sind wir eigentlich ganz gut in die Partie gekommen und haben über eine gute Abwehrarbeit einige Konter laufen können. Aber als wir mit vier Toren in Führung lagen, haben wir mit leichtfertigen Ballverlusten Henstedt-Ulzburg zurück ins Spiel gebracht. Spielentscheidend waren die beiden Gegenstöße, die wir Mitte der zweiten Hälfte nicht verwerten konnten“, so Bergemann.
SV Henstedt-Ulzburg: Hampel (17 Paraden), Noel – Krügel (4), Pries (2), Kibat (1), Makowka (n.e.), Kohnagel (2), Lang (1), Gersch (6/1), Lauenroth (3), Völzke (3), Jurgeleit (2), Thöneböhn (1).
HC Erlangen: Bayerschmidt, Selke – Weltgen (4), Schwandtner (2), Münch (2), Krämer (2), Nienhaus (1), Hess (1), Schneck (3), Stumpf (3), Böhm, Link (6).
Joachim Jakstat
9.12.2012