Die Auswirkungen der Energiewende bekommen Henstedt-Ulzburgs Bürger bisher allenfalls beim Blick auf die Stromrechnung zu spüren: Die ist auch deswegen so hoch, weil dort eine saftige Ökoumlage enthalten ist. Und vielleicht auch noch beim Wandern durch Feld und Flur: Denn immer öfter heißt dort das Motto: Einfalt statt Vielfalt: Immer mehr Mais, der in Biogasanlagen verarbeitet wird.
Insgesamt gilt für die allermeisten allerdings wohl noch immer der alte Spruch: Der Strom kommt selbstverständlich aus der Steckdose. Wie er erzeugt wird, und wie er in die Häuser gelangt? Eher unwichtig.
Das ändert sich jetzt!
Denn eine der neuen Stromautobahnen, die die Elektroenergie aus dem Norden in die Verbrauchszentren im Süden und Westen Deutschlands liefern soll, wird mehr oder minder über das Gemeindegebiet verlaufen. Mit etwa 55 Meter hohen Riesen-Masten, die das Landschaftsbild prägen werden.
Wo die Trasse verlaufen wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Zwei Routen werden derzeit untersucht. Entweder auf der bereits bestehenden Trasse, die mit ihren deutlich kleineren Masten (etwa 35 Meter), von Kisdorf kommend, über die grüne Schule und über Dammstücken hinweg zum Umspannwerk in Henstedt-Rhen und dann weiter nach Friedrichsgabe verläuft.
Oder auf einer total neu gebauten Trasse von Kaltenkirchen entlang der Autobahn, dann abschwenkend über den Bereich Beckershof und weiter entlang der AKN-Strecke durch den Rantzauer Forst bis zum Umspannwerk in Friedrichsgabe.
Die Autobahn-Variante ist der Wunsch von Verwaltung und Politik in Henstedt-Ulzburg. Uwe Herrmann vom Stromnetzbetreiber Tennet erklärt warum: „Bei einer Trassenverlegung würde die alte Trasse abgebaut, sobald die Trasse an der A7 steht. Ich bin mir nicht sicher, ob die neue Trasse dann überhaupt noch Henstedt-Ulzburger Gemeindegebiet tangieren würde, wenn dann wird nur noch eine ganz kleine Ecke von Henstedt-Ulzburg berührt.“
Doch wie meistens gibt es auch hier einen Pferdefuß: Die Leitungsmasten würden rekordverdächtige Höhen erreichen: „Im Schnitt ist so ein Mast 55 Meter hoch, wenn wir über den Wald wollen, werden wir sicherlich noch einmal zehn Meter mehr an Höhe haben“, so der Tennet-Mitarbeiter. Immerhin, der Wald könnte wohl größtenteils stehenbleiben, eine Rodung würde möglicherweise nur an den Maststandorten stattfinden.
Derzeit werte Tennet intern aus, welche Variante Vor- und Nachteile hat, dabei gehe es um Umwelt und Bevölkerungsgesichtspunkte, aber natürlich spiele auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle, so Uwe Herrmann. Diese Untersuchung soll im Mai/Juni abgeschlossen sein, dann werde bekanntgegeben, welche die Variante sein wird, mit der Tennet ins Planfeststellungsverfahren geht.
Nicht unwahrscheinlich, dass das die Autobahnvariante sein wird: „Wir von der Tennet würden sicherlich die westlichste Trasse bevorzugen, die entlang der Autobahn. Aufgrund sicherlich deutlich weniger Rückraumwiderstände, die sich im Rahmen der Siedlungsbereiche Kisdorf und Henstedt-Ulzburg auf der Bestandstrasse ergeben würden, weil einfach Wohnbebauung dort sehr nah dran an der Trasse liegen würde.“
Bleibt die Frage, ob diese Variante am Ende durchsetzbar ist, denn ein Planfeststellungsverfahren ist grundsätzlich ergebnisoffen. Bürger, Naturschutzverbände, betroffene Gemeinden etc. können dann ihre Bedenken äußern.
Die Antwort des Tennet-Mitarbeiters auf die Frage, welche Strecken-Variante wirklich die wahrscheinlichere ist? Morgen bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten.
Christian Meeder
9.April 2012
Sehr geehrter Christian Meeder,
eine reißerische Überschrift –aber ein ausgewogener Artikel.
Besser so als umgekehrt.
Der Netzbetreiber TenneT wird am 25. April eine Infoveranstaltung im
Henstedt-Ulzburger Rathaus durchführen.
Zeitraum: von 14 bis 19 Uhr. Auf Wunsch des Bürgervorstehers wird es bei Bedarf auch verlängert.
Daneben plant der Bürgervorsteher, bei einer Ende Mai angedachten
Einwohnerversammlung Mitarbeiter von TenneT einzuladen, um auch dort
die Pläne vorzustellen.
Mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens rechnet man intern ab August.
Herzlichen Gruß
Carsten Schäfer