Rettungsfrist-Desaster – Bürgermeister: Feuerwehr ist nur in 61 Prozent der Fälle rechtzeitig am Brandort

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Beratungen am Mittwoch in der Feuerwache

Erneut desaströse Zahlen in Sachen Einhaltung der Hilfsfrist in der Großgemeinde. Nur in 61 Prozent der Fälle schafft es die Henstedt-Ulzburger Feuerwehr innerhalb der geforderten Zeit von 10 Minuten am Einsatzort zu sein. Diese Quote gab Bürgermeister Bauer gestern im gemeindlichen Feuerwehrausschuss bekannt. Die Hilfsfrist ist die Zeit zwischen dem Absetzen eines Notrufs und dem Eintreffen der Feuerwehr.

Besonders in einem Ortsteil liegt die Sicherheit im Argen. Nimmt man laut Bauer nämlich den Rhen aus der Berechnung heraus, liegt die Quote für Henstedt-Ulzburg bei 79 Prozent. „Ohne Rhen sind wir nah dran an den 80 Prozent“ so der Bürgermeister. Dazu muss man wissen: Bei mindestens 80 % der Einsätze sollte laut Erlass des Innenministeriums die Hilfsfrist eingehalten werden.

Knapp 80 Prozent ohne Rhen, nur 61 Prozent mit Rhen – zwar wollte Bauer keine weiteren Detailzahlen öffentlich machen, es sieht aber danach aus, dass wohl nicht einmal jeder zweiter Feuerwehreinsatz im südlichen Ortsteil die Hilfsfrist einhalten kann.

Aufmerksame Leser wissen – die Hilfsfrist-Misere ist ein alter Hut, bereits vor vier Jahren bescheinigten Gutachter, dass die Brandbekämpfer weder auf dem Rhen, noch in Ulzburg-Süd rechtzeitig am Einsatzort ankommen. Der Bürgermeister, damals frisch im Amt, forderte Konsequenzen – mittlerweile sieht er die Nichteinhaltung der Hilfsfrist aber weniger dramatisch. Die Diskussion um die Hilfsfristen sei eine Henstedt-Ulzburger Spezialität, erklärte er gestern, in anderen Kommunen würden auch Hilfsfristen nicht eingehalten, dort sei das aber kein großes Thema.

Und noch einer findet, kein allzu großes Bohei um die Nichteinhaltung der Hilfsfrist zu machen: Dirk Asmus, stellvertretender Gemeindewehrführer. Der Feuerwehrvize polterte am Mittwoch in die Ausschussrunde: „Dass mit den Hilfsfristen geht mir auf den Sack, ich wohn auch auf dem Rhen und ich fühle mich dort sicher.“

Trotzdem soll irgendwann etwas unternommen werden. Die Gemeinde liebäugelt mit einem zusätzlichen Feuerwehrstandort auf dem Rhen. Der Bürgermeister: „Das ist ein Langfristprojekt.“

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23. August 2018

11 thoughts on "Rettungsfrist-Desaster – Bürgermeister: Feuerwehr ist nur in 61 Prozent der Fälle rechtzeitig am Brandort"

  1. Und wenn man jetzt einen 2. Standort im neu zu entwickelnden Baugebiet am Dammstücken einplant, dann ist sowohl Rhen als auch Süd geholfen.

  2. Manchmal ist die Kirche im Dorf gut aufgehoben. Und ein paar Fragen an alle besorgten Bürger: Rauchmelder sind überall montiert? Und Feuerlöscher in Betracht gezogen worden? Wenn ja, werden die auch regelmäßig geprüft? Und Sie wissen auch, wie man kleinere Feuer richtig bekämpft? Oder darf ich meine Lieblingsfloskel unterstellen? „Erstmal sind die anderen in der Pflicht. Wozu zahle ich Steuern?“

    1. Es geht in erster Linie nicht darum, dass die Bürger sich sicher fühlen oder nicht, sondern darum, dass man sich in Not auf das rettungswege verlassen kann. Wenn die rettungszeiten massiv nicht eingehalten werden können, so bedeutet es im Zweifel, dass Personen aufgrund zu später Rettung sterben. Und deshalb darf man bei so einem Thema keine“ wird schon gut gehen“ Mentalität durchgehen lassen. Bei einer nicht Einhaltung der rettungszeiten sinken die Überlebenschancen signifikant! Wie kann es dann außerdem grundsätzlich sein, daß Bürger und Vermieter gesetzlich verpflichtet werden rauchmelder zu installieren, während die Gemeinden ihren Vorgaben nicht nachkommen…? Wäre dies nicht der erste Ansatzpunkt? Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken

  3. Kleiner Lesetipp zu dem Thema:
    Hamburger Abendblatt / Norderstedter Zeitung – Sa./So. 25./26.08.2018
    Seite 17 – 2 Artikel.
    Rechte Zeitungsseite: Schröters Wochenschau “ Kreativ im Kreisverkehr“.

  4. Ich bin für die WHU neu in den Feuerwehrausschuss gewählt worden und Sprecher der WHU-Fraktion im FW Ausschuss. Es war meine erste Sitzung.
    Das Thema Hilfsfrist ist für den Einen oder Anderen ein Reizthema, speziell auch für die SPD.
    Die SPD hat offensichtlich ihre eigene Auffassung zu den Hilfsfristen: „Die WHU spielt mit den Ängsten der Bevölkerung.“
    ( Segeberger Zeitung von heute ) .
    Was für ein Quatsch . Andere Meinungen, die auf die seit Jahren bekannten Probleme und entsprechende Gutachten hinweisen, an den Pranger stellen und alles ist gut.
    Noch einmal betont, unsere Feuerwehr ist ehrenamtlich aktiv. Ich bin froh und stolz über jede Kameradin und jeden Kameraden, die/der sich für unser Leben und den Schutz unseres Eigentums ehrenamtlich einsetzt.
    Es ist also keine Kritik an dieser Feuerwehr, wenn auf die Gutachten/Vorschriften/Normen etc. hingewiesen wird. Diese Fragen richten sich also nicht gegen die Feuerwehr. Sondern letztlich gegen Verwaltung und auch Politik.
    Wir haben die Voraussetzungen für eine reibungslose und gute Arbeit unserer Wehren zu schaffen.
    Die von Herrn Bauer öffentlich genannten Zahlen, fordern natürlich eine Reaktion der anwesenden Presse und in der Folge eine Reaktion in der Bevölkerung heraus. Da darf er sich dann nicht wundern.
    Der Hinweis von Herrn Bauer, dass es auch woanders Probleme mit den Hilfsfristen gibt, ist kein Argument.
    Wir sind in H-U gewählt worden, unsere Probleme müssen wir lösen, egal was woanders passiert. Letztlich hat der Bürgermeister das mit dem Suchauftrag für das Gerätehaus auf dem Rhen auch bestätigt.
    Ich gehe jetzt davon aus, dass in Kürze mit der Feuerwehr geeignete Standorte für das Gerätehaus Rhen gefunden werden.
    Die inhaltliche Ausgestaltung muss dann sorgsam mit der Feuerwehr abgestimmt werden.Ehrenamtler lassen sich nicht einfach hin – und herschieben. Ihre Interessen müssen berücksichtigt werden.

  5. Keine große Sache ?
    Bei Wikipedia finden sich folgende Sätze:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfsfrist

    – „Die Hilfsfrist ist das wichtigste Planungs- und Qualitätsmerkmal für die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst“
    – „Anfahrtszeit: Der planerische Sollwert für (Freiwillige) Feuerwehren liegt bei vier Minuten (nach AGBF). “ (also ab Abfahrt in der Feuerwache)
    – „Beim standardisierten Schadensereignis kritischer Wohnungsbrand“ nach AGBF muss 18 bis 20 Minuten nach Brandausbruch mit einem Flashover gerechnet werden. Des Weiteren liegt die Erträglichkeitsgrenze für eine Person im Brandrauch laut Orbit-Studie bei ca. 13 Minuten. Die Reanimationsgrenze für eine Person im Brandrauch beträgt laut Orbit-Studie etwa 17 Minuten.“
    – „An der Hilfsfristvorgabe hat sich die konkrete Organisationsplanung (Standorte der Rettungs- und Feuerwachen, personelle und materielle Ausstattung) auszurichten, was wiederum wesentlich die Vorhaltekosten der Gefahrenabwehr bestimmt. “
    – „Der reale Erreichungsgrad der Hilfsfrist in einem Gebiet kann nachträglich anhand von Einsatzstatistiken festgestellt werden. Er dient dann als Qualitätsmaß. Weicht dieser Wert signifikant von der Hilfsfristvorgabe ab, dann muss die Organisation des Brandschutzes bzw. Rettungsdienstes überprüft werden, insbesondere die Anzahl und die Positionierung von Rettungsfahrzeugen. “

    Für mich zeigen diese Auszüge, dass die Einhaltung der Hilfsfrist kein optionales sondern ein Kernziel sein müsste.

    Meine Meinung:
    Entweder man passt die Frist an (ggf. über entsprechende Landesgremien, das weiß ich nicht) und kommuniziert das öffentlich oder es sind Maßnahmen zu treffen.
    Sich darauf auszuruhen, dass andere es auch nicht schaffen, hilft im Schadensfall dann auch nicht.

    1. Gut zusammengefasst Herr Rothe! Ein ignorieren bzw. Kleinreden eines derartigen Defizit ist für mich schon grob fahrlässig seitens des Bürgermeisters und grenzt für mich schon fast an Menschenverachtung; Nach dem Motto: „ist doch nicht so schlimm, wenn eine in Not geratene Person etwas später Hilfe bekommt, als es eigentlich vorgeschrieben ist“.

      1. ……abwarten, bis sich auf Seiten der Entscheider in deren persönlichen Umfeld etwas ereignet und diese im Einzelfall betroffen sind…..
        Der Amtseid unseres Bgm. bezieht sich auf das Leben der Bürger hier im Ort, nicht auf Dinge in der Nachbargmeinde.
        Unser Bgm. ist mit der Devise angetreten „….weg von der Logistik….“ und hat sich „weiterentwickelt. Bleibt auch hier die „weitere Entwicklung“ abzuwarten, bis….????
        Auch der Rettungsdienst muss sich durch den dichten Verkehr auf der nur zweispurigen Hamburger Straße bewegen, wenn ab „Penny / Alte Hofstelle“ gen Norden ab ca. 11 h es sich staut……

  6. Die Ziele haben sich eben entwickelt… Und wenn andere Gemeinden es auch nicht schaffen, warum sollte man dann in henstedt-ulzburg darum bemühen?

  7. …..und ab 1. September soll dann ja NETTO in Betrieb gehen. Man darf gespannt sein auf die weitere Entwicklung……

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