Rolle rückwärts bei der gemeindlichen Sauberkeit in Schulen, Kindergärten und anderen gemeindlichen Gebäuden – zumindest dann wenn es nach dem Willen der von Bürgermeister Bauer geführten Verwaltung geht. Der Rathauschef will die gemeindlichen Einrichtungen zukünftig wieder vollständig von privaten Putzdienstleistern reinigen lassen.
Grund dafür ist das Ergebnis einer von der Verwaltung vorgenommenen Kostenvergleichsrechnung zwischen eigen- und fremdgereinigten Objekten sowie die Auswertung von Beschwerden über den Reinigungszustand.
Das Resultat: Angeheuertes Putzpersonal von privaten Unternehmen putzt billiger und besser als eine vor zwei Jahren angestellte gemeindliche Putzkolonne.
Demnach belaufen sich die Putzkosten pro Quadratmeter an der Grundschule Ulzburg, die fremdgereinigt wird, auf 44,59 Euro, während demgegenüber bei der eigengereinigten Grundschule Rhen 65,20 Euro pro Quadratmeter fällig werden. Ein Kosten-Unterschied von fast 50 Prozent.
Und während es an der Grundschule Ulzburg kaum Klagen über den Reinigungszustand gegeben habe, seien bei der Rhener Grundschule vermehrt Beschwerden über Sauberkeitsmängel registriert worden, so die Verwaltung in ihrem Sauberkeitsbericht.
Das Fazit der Rathausführung: „Aufgrund des vorliegenden Vergleichs zwischen den Kosten der Eigen- und Fremdreinigung sowie der jeweils dargestellten Qualität beabsichtigt die Verwaltung, das Projekt Eigenreinigung mittelfristig zu beenden und … zur Reinigung durch private Unternehmen zurückzukehren.“
cm
30. März 2017
Verstehe dieses permanente Gemecker einfach nicht. Der öffentliche Arbeitgeber soll sich bitte auf Kernaufgaben beschränken, die das öffentliche Allgemeinwohl und soziale Interessen erhalten. Aber nicht jedwede Dienstleistung im Eigenbetrieb durchführen. Dafür gibt es spezialisierte Unternehmen mit entsprechenden Dienstleistungen. Ständig dieses z. T. an den Haaren herbeigezogene Genörgel, meine Güte!
Eigentlich haben Sie damit Recht. Aber im Rathaus kam man mal zu der Entscheidung: Selbst können wir das besser. Nun wieder die 180-Grad-Wende. An anderer Stelle war es den Gemeindebediensteten angeblich nicht zuzumuten, innerhalb des „Konzerns“ Henstedt-Ulzburg zu einer anderen Unit/Rechtsform zu wechseln. Die Putzkolonne soll nun in tutto über Bord geworfen werden. Da zeigt sich ein inkongruentes Führungsschema. Das ist doch das Ärgernis: Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Bindet wieder Ressourcen, die angesichts der angezeigten Überlastung dann wieder andere Dinge verzögert.
@Herr Schneider: Da haben Sie die größte Schattenseite der Story angeschnitten. Das geht in den „Test“, und jetzt dreht man die Sache aufgrund „neuer Erkenntnisse“ wieder um! Nur weil man etwas erfahren hat, was absehbar war?
Jeder von uns sollte wissen, was passiert, wenn der freie Markt übereifrig durch den öffentlichen Dienst beeinflusst wird. In Griechenland beispielsweise wurden massiv über Jahre Wahlversprechen von einer der beiden Parteien erfüllt, in dem abstrus Berufsgruppen in den öffentlichen Dienst gingen, oder gar verbeamtet wurden. Die Kosten stiegen, die Performance sank. Ausgeglichen wurde das ewig durch superteuren Kapazitätsaufbau, was in die unumkehrbare Katastrophe führte (neben einer hanebüchenen Steuerpolitik, das nur nebenbei). Dafür gibt es noch wesentlich mehr Beispiele, alle in den Ländern stattfindend, die seit Jahren leiden, und es einfach nicht mehr umgedreht bekommen, weil es unpopulär ist.
Deshalb: Finger weg von solchen Entscheidungen! Auch Unternehmen im freien Markt gelingt es, Leistungen in abgesprochener Qualität zu beziehen, und dabei unter strikter Überwachung durch Compliance-Vorschriften etc. dafür zu sorgen, dass es nicht zulasten einer Mitarbeiter-Ausbeutung des Lieferanten passiert. Dafür gibt es auch massenhaft Beispiele. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, und sollten nicht immer ausschließlich als Referenz für allgemeine Feststellungen dienen, das ist einfach zu platt, populistisch und schlichtweg falsch!
Da fehlt mir der Touch in der Gemeinde: Grausames Essen in den Kitas über Monate, AöR-Diskussion, jetzt diese Story neben einigen anderen mehr: Irgendwas stimmt nicht. Wobei das beileibe nicht alles einschließt, wir befinden uns nicht in einer grundsätzlichen Katastrophen-Situation in dieser Gemeinde, nicht mal annähernd.
Herr Blau, Sie können Deutschland nicht mit Griechenland vergleichen. Allein schon aus Mentalitätsgründen hinkt der Vergleich.
Die verbreitete Entstehung des Beamtentums hat in Deutschland im Wesentlichen einen ganz anderen Ausgangspunkt. So spielte vordergründig unter Friedrich dem Großen die Versorgung verdienter Soldaten eine grosse Rolle, die dem Kriegsdienst aus gesundheitlichen- oder Altersgründen nicht mehr nachgehen konnten. Diese setzte man damals vornehmlich im Schuldienst im Zuge der damals eingeführten allgemeinen Schulpflicht oder auch im Polizeidienst ein. Mit dem Wissen um Ihre Loyalität und Zuverlässigkeit verbeamtete man diese.
Der Übernahme in den Staatsdienst und die damit verbundene soziale Absicherung war also eine Art Auszeichnung derer, von denen man wusste, dass man sich auf sie verlassen konnte.
Heute sind die Hürden deutlich niedriger angesetzt, um in den Staatsdienst zu gelangen. Das ist das Einzige, was ich daran kritisch beäuge.
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Unser Staat braucht, wie jede private Firma auch, zuverlässige Mitarbeiter. Da man im Staatsdienst aber bekanntlich keine Reichtümer verdienen kann, wird zum Ausgleich ein zuverlässiges Arbeitsverhältnis angeboten: Ein mäßiges Einkommen, dafür aber ein regelmäßiges.
Für diesen Weg haben sich viele Menschen ganz bewusst entschieden. Sie haben lieber weniger im Portemonaie, dafür aber Sicherheit.
Das es nun auch auch im Staatsdienst Menschen gibt, deren Leistungfähigkeit unter dem Niveau der verlgeichsweise Leistungsstarken liegt, liegt in der Natur der Sache. Ich denke, das sollte man nicht kritisieren, sondern respektieren.
Vertrauen schenken und erbrachte Leistung loben, erzeugt Sicherheit und motiviert. Andersherum stets das Gegenteil.
Was natürlich nicht bedeutet, dass eine schlechte oder nicht erbrachte Leistung nicht kritisiert werden darf.
Dennoch muss man nicht gleich „ausrasten“, und das gute und auch ohne Lob motiivierte Personal leiden lassen, wenn mal ein oder zwei dabei sind, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht so funktionieren, wie andere es von ihnen erwarten.
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Naja, und bei jeder Art von „Privatisierung“ lecken sich mit Sicherheit schon 2 bis 3 privatwirtschaftliche Unternehmen die Finger, um kurz- oder taktisch angelegt mittelfristig zu übernehmen. Warum ist das wohl so? Bestimmt nicht, weil sie zuverlässig und dauerhaft bessere Qualität liefern möchten …
@Herr Willsch: Ihr einleitender Satz ist schon so voller Arroganz, dass ich mir den Rest erst gar nicht durchgelesen habe. Nur so viel: Ich bin beruflich in nahezu jedem europäischem Land unterwegs, und habe mit örtlichen Kunden und Kollegen regelmäßigen Kontakt. Ihre Anspielungen auf die Mentalitäten können Sie sich im Falle Griechenland schenken, denn sie sind falsch. Den Leuten wurde immer wieder viel versprochen, ineffektiv und kostenspielig umgesetzt, was alles ins Rollen brachte. Einmal in der Komfortzone angekommen, bewegt es sich furchtbar schlecht dort heraus. Das funktioniert hier ggf. genauso, bzw. gibt es viele Beispiele, die zum Glück meistens im Ansatz erstickt wurden, aber eine identische Entwicklung nahmen. Privatisierung und Wettbewerb entwickeln Dynamiken. Der Staat soll sich bitte auf Funktionen zum Erhalt des Sozialwesens, der Bildung, Sicherheit und öffentlicher Funktionen beschränken, aber bitte aus privatwirtschaftlichen Märkten die Finger lassen. Wo soll sonst die Grenze sein?
Sehr geehrter Herr Blau,
jetzt muss ich Ihnen aber widersprechen, ich komme auch in den europäischen Ländern gut rum und das Sprichwort, andere Länder andere Sitten, trifft leider immer noch zu !!!
Also nichts mit Arroganz. Vielleicht ist das Ihr Eindruck, aber wenn man längere Zeit mit den Mitmenschen im Ausland zu tun hat, kennt man deren Mentalität und ist
in sehr vielen Fällen mit unserer nicht vergleichbar.
Im Positiven und im Negativen……..
„Aber im Rathaus kam man mal zu der Entscheidung: Selbst können wir das besser.“
Offensichtlich nicht, denn man hatte ja nur für einen Teil der Gebäude eine eigene Reinigung aufgebaut und schon beim Aufbau eine Evaluation beabsichtigt. Mehrere tausend Quadratmeter weiterer Fläche der Gemeinde blieben bei einer privatwirtschaftlichen Firma. Mein Eindruck beim Lesen der Vorlage war schon: eigentlich hielt man in der Verwaltung schon die Idee, das selbst machen zu sollen, für blöd. Kam die nicht auch aus der Gemeindevertretung?
Sei es drum. Dass man beim Ausfall einzelner Mitarbeiter Probleme mit zeitkritischen Aufgaben bekommt, wird nicht überraschend gewesen sein. Die Gemeinde-Putzkolonne wird wohl kaum mehr als eine Handvoll Mitarbeiter umfasst haben. Da lassen sich Ausfälle kaum ausgleichen. Jetzt wäre ja eigentlich für eine Evaluation von „Intern vs. Extern“ spannend, wie dieses Problem denn aussähe, würde die Gemeinde alle ihre Liegenschaften vom eigenen Putztrupp betreuen lassen. Der wäre logischerweise viel größer und hätte mehr Mitarbeiter. Damit wäre der Ausfall von 1-2 Angestellten weniger dramatisch und man könnte eventuell Putzgeräte und -mittel effizienter nutzen. Wurde aber nicht untersucht. 😉
Für mich ist das nicht nachvollziehbar. Der höhere Preis schon, aber nicht das schlechtere Ergebnis. Das widerspricht völlig meiner Erfahrung. Das Hauptproblem bei den Putzunternehmen ist die absolut absurde Zeitvorgabe, in der niemand eine gute Leistung erbringen kann. Oder bekommen die eigenen Mitarbeiter nur die gleiche Zeit wie die Fremdfirmen? Dann ist klar, daß das Ergebnis nicht stimmt.
Ich habe mal die Vorlage der Verwaltung angesehen.
Im Prinzip steht da: Mit dem Privat-Putztrupp sind sie sehr zufrieden.
Ihr eigener Putztrupp sei hingegen, wie hier oben schon dargestellt, deutlich teurer und liefere dabei schlechtere Qualität ab. Als Gründe dafür werden primär eine höhere Bezahlung und schlechtere Personalverfügbarkeit genannt. Die Personaldecke des Gemeinde-Putztrupps ist offenbar so dürr, dass bei Krankheitsfällen kein ausreichender Ersatz da ist. Dann ist offenbar zu wenig Zeit, um gründlich zu putzen. Damit wird die mangelhafte Reinigungsqualität begründet. Es schien vorgekommen zu sein, dass man wiederum einen privaten Reinigungsservice kurzfristig engagieren musste, um die eigene Arbeit zu erledigen.
Soso, man war also teilweise nicht zufrieden mit der Putzleistung.
Für mich stellt sich die Frage, ob man der vermeindlich schlechten „Leistung“ auf den Grund gegangen ist, oder sich einfach nur platt nach oben hin beschwert hat.
Manchmal liegt es garnicht an der Putzleistung, sondern an den ferkeligen Nutzern, wie es z.B. an der Olzeborchschule immer wieder festgestellt wird.
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Und, wie wir aus der Erfahrung wissen, ist es nicht unbedingt sinnvoll am sensiblen Thema Hygiene zu sparen.
Jo, da werden dann wohl bald die Unterschriftslisten rumgehen pro Eigenreinigung. Was die Erzieherinnen können, sollte wohl bei den putzenden Mitarbeitern auch gehen….
Das Personal der Verwaltung putzt schlechter (obwohl die garantiert mehr bekommen pro Kopf und Steuern und Abgaben zahlen) wie gewerbliche Unternehmen mit MIndestlohn ?
Hier war doch zu lesen: lt. Bgm. brennt das Personal für die Gemeinde. nur für die KiTas ?
Wie geputzt wird, das kann bei eigenen oder fremenden Personal gleich gut oder gleich schlecht sein . Das eigene Personal entlassen und dann Sozialhilfe zahlen – aus der Gemeindekasse.
Hier bedarf es wohl einer kontinuierlichen Aufsicht und Kontrolle seitens der Verwaltung, also praktizierte Personalführung.. Für mich ein Versagen der Vorgesetzten.
Ein Reinigungsunternehmen verdient damit Geld für den Chef , sein Auto, sein Büro. sein sonstiges Personal und Kosten.- und spart beim Lohn
Gute Bezahlung, gute Arbeit – gute Überwachung durch Vorarbeiter.
Kürzlich war im STERN und im TV zu sehen, wie Fremdfirmen mit ihrem Personal in Kliniken reinigen. Das haben wohl einige Leute nicht gesehen.
AöR draus machen. Sind doch eigene Mitarbeiter; wenn die schlecht putzen, ist deren Vorarbeiter gefragt, das abzustellen. Sind die privaten nur aufgrund unwürdiger Arbeitsbedingungen billiger, sollte man den Vergleich gegen eine Firma ziehen, die tariflich zahlt. Ein sparsamer Umgang mit Steuergeldern ist wichtig, aber nicht wenn Beschäftigungsstandards dadurch unterboten werden.
Warum kostet die gemeindeeigene Kolonne so viel mehr? Höhere Bezahlung, strukturell bedingt niedrigere Effizienz, schlechtes Management? Sind die beiden Gebäude vom Putzaufwand pro Quadratmeter her vergleichbar?
Warum liefern die Gemeindemitarbeiter anscheinend vom Kunden als mangelhaft wahrgenommene Arbeit (“ vermehrt Beschwerden über Sauberkeitsmängel“) ab, warum wird das anscheinend von den eigenen Kollegen einfach nur deskriptiv dargestellt? Wurden in der Verwaltung Maßnahmen eingeleitet, um die Qualität der eigenen Arbeit auf das erwartete Niveau zu heben?
Oha, da braucht der Autor aber Nachhilfe in Mathematik! 😉 Privat putzt nicht 50% günstiger, sondern 30%. Richtig wäre: die Eigenreinigung ist 50% teurer.
Danke für den Hinweis – die Redaktion