Nach Mitternacht: Noch 156 Minderjährige in der Diskothek

Erstmals haben Polizei und Ordnungsamt in einer konzertierten Aktion die Diskothek Joy unter die Lupe genommen. Hauptkommissar Jens Rossow, Leiter der Polizei-Zentralstation Henstedt-Ulzburg, stellte nach der nächtlichen Kontrolle der Diskothek im Gewerbepark befriedigt fest: „Dort wird auf die Jugendschutzbestimmungen geachtet.“

Die Personenkontrollen des Sicherheitsdienstes sorgten zu mitternächtlicher Stunde für lange Warteschlangen vor der Disco. Viele Jugendliche hatten nicht nur Verständnis für die zusätzliche Überprüfung durch die Polizei, einige lobten den Einsatz sogar. Thema war auch die Sicherheit außerhalb der Diskothek, in deren Umfeld es immer wieder zu nächtlichen Schlägereien kommt. Die Jugendlichen wurden von den Beamten darauf hingewiesen, dass sie mit dem Nachtbus oder Taxi nach Hause fahren oder sich von den Eltern oder einem Bekannten abholen lassen sollen.

An dem Einsatz in der Nacht von Freitag auf Sonnabend, 25. Januar, ab 0.15 Uhr waren neben Beamten der Polizei Henstedt-Ulzburg auch mehrere Mitarbeiter der Ordnungsämter des Kreises Segeberg und der Gemeinde Henstedt-Ulzburg beteiligt. Die Kommune ist für den Jugendschutz und das Gewerberecht zuständig, der Kreis für die Ahndung von Jugendschutz-Verstößen. Bei Verstößen wird nicht die Diskothek, sondern stets der unmittelbar Handelnde verantwortlich gemacht. So richtet sich zum Beispiel ein Bußgeldbescheid gegen die Tresenkraft, welche einem Jugendlichen alkoholische Getränke ausschenkt.

In drei Fällen wurden zwar Jugendliche mit Alkohol erwischt; sie hatten aber jeweils einen Erwachsenen beauftragt, den Drink zu bestellen. In einem Fall wird aufgrund der vorliegenden Beweise gegen den Verantwortlichen ein Bußgeldverfahren eingeleitet.

In elf Fällen wurden darüber hinaus Verstöße gegen das Nichtraucher-Schutzgesetz festgestellt, weil Jugendliche sich im Raucherbereich aufhielten. Das aber ist ausschließlich Erwachsenen erlaubt.ist. Die Polizei kontrollierte zugleich die Arbeit des Sicherheitsdienstes und konnte feststellen: Die so genannten Elternzettel und die Personen, welche die Jugendlichen als Erziehungsbeauftragte begleiten, werden, so Jens Rossow, „vorbildlich und zeitaufwendig intensiv überprüft“.

Bemerkenswert allerdings ist die große Zahl von Minderjährigen, die sich nach Mitternacht in der Disco aufhielten. Der Diskothekenbetreiber legte den Polizeibeamten die Durchschriften von 156 sogenannten Elternzetteln vor. Die darauf verzeichneten Erziehungsberechtigten werden nun im Laufe der nächsten Tage einen Anruf von der Polizei erhalten und gefragt, ob die Eltern im Einzelfall wirklich mit dem Diskothekenbesuch ihrer Kinder einverstanden waren oder ob diese vielleicht doch gemogelt haben.

Jörg Schlömann

26. Januar 2014

13 thoughts on "Nach Mitternacht: Noch 156 Minderjährige in der Diskothek"

  1. Herr Schneider hat es für mich auf den Punkt gebracht.
    Ich verfolge diese Diskussion auch schon einige Zeit.
    Das die Einhaltung derJugendschutzbestimmungen in der Discothek überprüft und bestätigt wurden ist doch unbestritten.
    Es ist doch gut, dass unsere jungen Leute die Möglichkeit haben, in Henstedt Ulzburg eine Discothek zu besuchen und zu feiern.
    Bei einigen Beiträgen habe ich den Eindruck das „JOY“ wäre die Ursache für „alles Schlechte“
    Man kann doch die Betreiber einer Discothek nicht für die Gewalt auf unseren Straßen verantwortlich machen. Es geht doch vornehmlich darum, die Sicherheit auf den Straßen rund um das „JOY“ zu gewährleisten. Von den entsprechenden Stellen muss unbedingt ein Konzept erarbeitet werden, wie diese Sicherheit gewährleistet werden kann.
    Es gab in den vergangenen Jahren öfters Vorkommnisse, die sicherlich verhindert worden wären, wenn die Präsenz von Sicherheitskräften dort höher wäre und die Verfolgung von Tätern mehr Kosequenzen für diese hätte.

  2. Kann mir trotzdem mal jemand erklären, was bitte der Zusammenhang sein soll zwischen „Überprüfung der Einhaltung der Jugendschutzgesetze“ und „Gewalt von und an zumeist nicht Jugendlichen im Umfeld der Discothek“? Der Artikel gibt keinen Zusammenhang her und die Sachlage auch nicht, aber sämtliche Kommentare implizieren das!

    1. Was soll es da zu erklären geben? Und natürlich stell ich mir, als durchschnittlicher Bürger zwischen dem Brutalen Überfall und der Überprüfung am WE, einen Zusammenhang her. Auch wenn die Überprüfung wohl Schwerpunktmäßig dem Jugendschutz diente.

      Daher verstehe ich nicht wieso sie dort versuchen eine Grenze zu ziehen, zumindest erscheint das aus ihrer Forderung, das man ihnen den Zusammenhang erklären soll.

      Wer sich den Zusammenhang nicht selber bilden kann, der soll es eben lassen. Man muss ja nicht immer einer Meinung sein.

      1. Es wäre doch vollkommener Blödsinn, wenn die Überprüfung des Jugendschutzes tatsächlich im Zusammenhang mit den Vorkommnissen der Vorwoche stünden! Daß ein 16jähriger keinen Wodka trinken und/oder nach 24 Uhr in der Disco sein darf, steht für Sie also im direkten Zusammenhang damit, wenn ein 25jähriger einen 30jährigen halb Tod prügelt?! Gut, vielleicht wollte man das tatsächlich damit vermitteln und viele fallen sogar drauf rein, Ziel erreicht, wie einfach. Da das allerdings nicht mal von Herrn Schlömann in seinem Artikel so dargestellt wird, geht es evtl doch nur um eine Jugendschutzmaßnahme.

        Ich ziehe keine Grenze, sondern zur Abwechslung bin ich mal derjenige, der der Meinung ist, daß die Diskussion völlig am Thema des Artikels vorbei geht.

        1. „Am Thema vorbei“. Genauso betrachte ich die Ordnungsaktion im Joy.
          Immerhin sprach Herr Rossow in einem am 24.01.2014 veröffentlichten Zeitungsartikel im Hamburger Abendblatt von einer Sicherheitspartnerschaft mit dem Joy, sowie von regelmäßigen Treffen zwischen Türstehern, Polizei und dem Ordnungs- und Jugendamt zu Beratungen.
          So, wie es in dem Zeitungsartikel „suggeriert“ wird, ist also im Joy alles in bester Ordnung. Weshalb dann diese Kontrolle? War sie doch augenscheinlich vor drei Tagen noch überflüssig. Und durch die Aussage von Herrn Rossow („Dort wird auf die Jugendschutzbestimmungen geachtet“) wird diese Annahme zusätzlich untermauert.

          Wenn etwas suggeriert wird, dann von anderer Stelle.

          1. Außerdem fand die Gewalttat doch draußen statt, und nicht im Joy. „Der Staat“ muss da endlich mal zeigen, wer der Boss ist. Das Gewaltmonopol des Staats ist das einzig richtige Konzept. Nur darf er dann nicht zu harmlos daher kommen, wenn sich irgendwo andeutet (oder so deutlich wie hier zeigt!), das es jemand in Frage stellt. Und wenn es an Manpower fehlt, um zumindest an Zeiten und Orten, die für Ärger geradezu prädestiniert sind, präsent zu sein, so bliebe entweder der private Wachdienst (aber dann müsste der ja nicht nur auf den Privatflächen, sondern auch auf Straße und Gehweg agieren dürfen, geht sowas?), oder eben die Kameraüberwachung. Letztere hätte den Vorteil, dass man im Nachgang Bilder hat, die zur Fahndung benutzt werden können. Reicht ja, die Kameras an Joy-Öffnungstagen anzuschalten, ansonsten hört man ja nicht viel aus der Gegend.

            1. Bevor Missverständnisse entstehen, Herr Schneider:
              Ich stelle nicht das Gewaltmonopol des Staates als solches in Frage, sondern kritisiere lediglich, wie es hier vor Ort ausgeübt wird.

  3. wie leicht doch Jugendschutzgesetze ausgehebelt werden können. Da beauftragt man einen schon 18 jährigen die elterliche Fürsorge zu übernehmen und schon kann die Party losgehen….eigentlich können wir uns diese Gesetze auch sparen

  4. Aufgrund nur einer einzigen Überprüfung die generelle Aussage zu tätigen, dass in der Diskothek auf die Jugendschutzbestimmungen geachtet wird, halte ich für überhastet, ja sogar unsachlich. Ist doch die Aktion auch noch gar nicht abgeschlossen, da das Ergebnis der Elternzettelüberprüfung noch aussteht. Ebenso geht aus dem Artikel nicht hervor, ob das „Beweismittel“ der besagten Warteschlangen am Eingang bereits bei Eintreffen der Ordnungskräfte bestand oder sich erst danach ergab.
    Schon hier lässt sich feststellen, dass die polizeiliche Pressemitteilung zur Aktion mit heißer Nadel gestrickt, und viel zu früh veröffentlicht wurde.
    Außerdem konnte aufgrund der jüngsten Ereignisse und des damit verbundenen medialen Interesses mit einer Überprüfung gerechnet werden. Da hat sich so mancher hinterher bestimmt auf den Schenkel geklopft.

    Auch wenn solche Aktionen richtig sind und deutlich öfter durchgeführt werden müssen, gilt es letztlich aber festzustellen, dass die Maßnahme vordergründig wohl eher der Beruhigung der öffentlichen Seele diente. Schließlich ist das öffentliche und mediale Interesse an wirksamer Ordnungsarbeit in Henstedt-Ulzburg gerade jüngst sehr gestiegen.
    Leider bekunden die Ordnungsorgane mit der Maßnahme nicht ihren unbedingten Willen, brutalen Übergriffen, wie sie immer wieder außerhalb, aber immer noch im Dunstkreis des Joys vorkommen, zukünftig verstärkt entgegen zu wirken.
    Dort sind schlichtweg häufige Streifengänge erforderlich, um präventiv zu wirken. Dafür muss man aber vorher aus dem großen Mercedes aussteigen und nicht erst hinterher, wenn alles vorbei ist … 😉

  5. Auch wenn eine solche Aktion längst überfällig war, ist sie doch vorhersehbar gewesen für den Betreiber. Nach dem letzten Vorfall musste damit gerechnet werden, dass kurzfristig irgendeine Überprüfung stattfinden wird. Die ist nun gewesen und somit wird zukünftig wieder alles seinen gewohnten Gang gehen. Solche Überprüfungen müssten viel öfter und unregelmäßig erfolgen um wirklich eine abschreckende Wirkung zu haben. So ist das ganze in einer Woche wieder vergessen.

    Leider wird unseren Ordnungshütern hierfür das Personal fehlen um dort effektiv tätig zu werden.

    1. Was hat denn das Eine mit dem Anderen zu tun? Laß ich mir gerne schlüssig erklären, ich selbst erkenne da nämlich keinen Zusammenhang.

  6. Diese Aktion war längst fällig .
    Aber auch der „Anreiseweg“ von der AkN Richtung Joy sollte Fahrplanmäßig und Regelmäßig kontrolliert werden sehr häufig kommen dort schon angetrunkene Junge Leute in mehr oder weniger großen Gruppen einem entgegen wo man auch als Durchschnittserwachsener schon ein sehr ungutes Gefühl bekommt. Event. auch mal von Fußstreifen 😀

    1. Zivilstreifen fahren ja schon durch die Gegend sind aber optisch nicht present . Haben also auch keine abschreckende Wirkung .

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