
Draußen grauer Himmel und Regenwolken – drinnen ein sonniges Farbenmeer, das in dieser Üppigkeit nur von einem Künstler stammen konnte: von Albert Christoph Reck (93), der mit seinen neuesten Gemälden neben einer Vielzahl von Bildern au dem hiesigen Alstertal zur Vernissage im Gemeindesaal der Kreuzkirche in Henstedt-Ulzburg eingeladen hatte. Gekommen war ein kleiner, aber feiner Kreis seiner Fan-Gemeinde mit der Galeristin Angelika Dubber, die die Gelegenheit nutzte, dem Jubelpaar aufs Herzlichste zu 61 turbulenten Ehejahren zu gratulieren. Seiner zehn Jahre jüngeren Ehefrau Maria-Louise, Mutter von acht Kindern (!), ist es nicht zuletzt zu verdanken, dass ihr von der Malerei besessener Mann sein Talent und seine Kreativität in Deutschland und in Swaziland/Afrika so ungehemmt ausleben konnte und dabei die schönsten Werke schuf, die an die ganz großen Maler der Vergangenheit erinnern. Von denen übrigens viele heute in Hamburg und Umgebung zu bewundern sind wie z.B. gerade in der Marienkirche in Fuhlsbüttel.

Dass der Hochzeitstag ihrer Eltern als ganz besonderes Ereignis gefeiert werden sollte, nämlich mit der Vernissage und musikalischer Begleitung des Hamburger Pianisten und Komponisten Dominique Goris am Flügel, war Recks Tochter Genoveva (56) zu verdanken, die mit ihrem faszinierenden Ausdruckstanz diesen ungewöhnlichen Kunstgenuss abrundete.

Der Maler selbst ließ es sich nicht nehmen, seinen Zuhörer zu beschreiben, wie er einst zur Malerei gekommen war – in seiner Heimat Kattowitz, wo er sich als Junge gern in den Kartoffelfeldern in eine der tiefen Furchen legte und von dort aus nicht nur den Himmel mit seinen Wolken betrachtete, sondern sogar bis zum Altvatergebirge schauen konnte. Diese Erinnerung an Oberschlesien hat den Künstler ein Leben lang zu immer neuen Motiven inspiriert – als Kontrastprogramm zu seiner farbintensiven afrikanischen Malerei. Weshalb er auch dort eine Albert-Christoph-Reck-Stiftung (wie bereits in Henstedt-Ulzburg) ins Leben rufen möchte. Alle in der Kreuzkirche befindlichen Bilder können übrigens auch käuflich erworben werden.

Als Höhepunkt der Feierstunde übersetzte Dominique Goris sehr einfühlsam drei der großformatigen Gemälde am Flügel – mal bedrohlich anschwellend, mal harmonisch melodisch mit hingetupften Klängen, ganz so, wie sich die Motive darstellten. Neben diesem Ohrenschmaus lieferte Profitänzerin Genoveva noch einen weiteren Augenschmaus: einen ihrer faszinierenden Ausdruckstänze, so kraftvoll wie graziös und anmutig, dass das Publikum vor Begeisterung den Atem anhielt.
Gabriele David
27. Mai 2015