Krippenplätze: peinliche Vorstellung im Hauptausschuss

Ehrenamtliche Politiker, die nicht wissen, was sie wollen und das möglichst billig, Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die nicht wissen, was sie sollen und was das kostet – so präsentierte sich der Henstedt-Ulzburger Hauptausschuss am Dienstag bei der Beratung über den Neu- oder Anbau für drei Krippengruppen an der Kindertagesstätte Beckersberg. Wahrlich keine Sternstunde der Kommunalpolitik! Und die Hauptausschussmitglieder waren ohne eigenes Zutun in diese peinliche Situation geraten, weil sie ein „Machtwort“ sprechen sollten, nachdem drei andere Ausschüsse in der Krippenfrage unterschiedliche Vorgehensweisen bevorzugt hatten. Für SPD-Fraktionschef Horst Ostwald „eine Katastrophe, dass wir uns im Hauptausschuss damit beschäftigen müssen“.

Das Thema wird bereits seit August 2013 in der Kommunalpolitik behandelt. Die von einer beauftragten Architektin ermittelten Kosten waren den Entscheidungsträgern zu hoch, mussten gedeckelt werden. Man landete bei 793.000 Euro. Und die Verwaltung machte am Dienstag klar, dass dieser Betrag nicht reichen werde, nannte aber selbst keine zu erwartende Endsumme. Ohne einen festen Betrag aber wollten die Ehrenamtler keine Entscheidung fällen. Während die BFB die Ansicht vertrat, die Architektin sei an der jetzigen Situation nicht schuldlos, meinte FDP-Fraktionsvorsitzender Klaus-Peter Eberhard, die Planerin habe die Erwartungen nicht erfüllt. Mit ihr solle man nicht weiterarbeiten. Ohne verlässliche Zahlen werde das Vorhaben wie die Elbphilharmonie enden.

Karin Honerlah, Vorsitzende des Hauptausschusses und WHU-Fraktionschefin, regte an, Schadenersatzansprüche gegen die Architektin zu prüfen. Es gebe Beispiele dafür, dass andere Planer Krippenvorhaben günstiger realisieren könnten. CDU und SPD bildeten nach Berliner Vorbild wieder einmal eine „große Koalition“ und sprachen sich dafür aus, mit der heftig kritisierten Architektin auch in Zukunft weiterzuarbeiten.

Von der Verwaltung kamen keine erhellenden Beiträge. Nach langer Debatte und einer Sitzungsunterbrechung brachte es BFB-Mann Martin Andernacht dann ernüchtert und treffsicher auf den Punkt: „Wir können’s nicht!“ Sein folgerichtiger Antrag: Planung, Bau und Betrieb werden an einen externen Träger vergeben. Dagegen setzten CDU und SPD mit ihrer Mehrheit durch: Die Gemeindevertretung bewilligt in ihrer nächsten Sitzung 30.000 Euro Planungskosten, damit ein externes Büro ermitteln kann, was der Krippenbau kosten wird. Erst danach wird entschieden, wie das Vorhaben letztlich verwirklicht wird.

Jörg Schlömann
11. März 2015

November 2014: Kostendeckel hebt ab

7 thoughts on "Krippenplätze: peinliche Vorstellung im Hauptausschuss"

  1. Wieso halten die CDU und SPD dieser Architektin so die Stange ? In jeder “ Seepferdchen-schule“ gibt es Projektwochen, da werden Holzhäuser gebastelt und , und, und , jeder von den “ Zwergen“ ist besser geeignet ,als diese “ Reißbrett-Maurerin“

  2. Wenn dieser Artikel inhaltlich die Beratungen und den Sachstand richtig wiedergibt, kann ich mich nur mit Kopfschütteln abwenden. Herr Andernacht hat es treffend formuliert: „Sie können es nicht“!!

    1. Naja, der Artikel ist im Ergebnis schon sehr reduziert: Die WHU hat klar dafür plädiert, sofort das sog. Interessenbekundungsverfahren einzuläuten und nach einem freien Träger zu suchen, der die Planung und den Bau der Krippe übernimmt und diese dann auch betreibt. Das muss nicht länger dauern als das jetzt Beschlossene umzusetzen, kann aber deutlich kostengünstiger ausfallen, wie uns der Bau der Lebenshilfe-Kita im letzten Jahr eindrucksvoll aufzeigte. Die Zufriedenheit des Trägers mit einem selbst geschaffenem Bau wird zudem größer sein und selbst die in Aussicht gestellten Fördermittel können auf einen freien Träger übertragen werden. Der Verwaltung sind im Übrigen interessierte Träger bekannt, die selbst einen Bau errichten würden. Stattdessen wird jetzt unnötig Zeit vertan und frisches Geld in die Hand genommen. Unklar ist durch die Beschlussfassung der GROKO, ob die Architektin weiterhin an „ Bord“ bleibt, obwohl sie nachweislich technisch unzureichende Vorlagen erstellt und vorgelegt hat.

      1. Moin auch, verstehe ich nicht… es gibt nicht genügend Kitaplätze in HU, der Verwaltung sind aber interessierte Träge bekannt, die selbst “ aktiv “ werden wollen, warum wird denen nicht Tür und Tor geöffnet ? Das ist doch keine Zukunftsorientierte Gemeindeplanung, geschweige denn eine Planung für eine “ möchte gern Großstadt“ !

  3. Nun hilft also für 30T€ ein weiteres externes Büro dem schon beauftragten externen Büro der Architektin beim Kostenschätzen?
    Ich glaube, ich könnte auch auf selbstständiger Basis mit zusätzlicher Ratlosigkeit unterstützen, warum noch wertschöpfend arbeiten?
    Wo werden diese Aufträge verlost? 🙂

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