Krähen sollen Abflug machen – Kommunalpolitiker bewilligen Kohle für Nestklau

Krähensitzung am Montag im Ratssaal
Krähensitzung am Montag im Ratssaal

Offensive gegen Krähen am Korl-Barmstedt-Weg. CDU, SPD, FDP und BFB haben am Abend 1309 Euro für die Entfernung von Krähennestern am Wanderweg unweit des Alstergymnasiums bewilligt. Die Summe hatte Bürgermeister Stefan Bauer angefordert, das Geld wird jetzt außerplanmäßig im Haushalt bereitgestellt. Der Finanz- und Wirtschaftsausschuss hatte bereits am gestrigen Montag zugestimmt.

Die Idee für die Entnahme der Nester kam der Verwaltung, nachdem sich Anwohner über die dort nistenden Krähen beschwert hatten. Die Rabenvögel stehen unter Naturschutz, für die Aktion hat die Gemeinde deshalb eine Genehmigung des Landesamtes für Umwelt und Landwirtschaft eingeholt.

Die WHU stimmte komplett dagegen. Karin Honerlah: „Wenn sie nicht an Stelle A brüten, dann nisten sie an Stelle B, wir sehen nicht ein, dafür Steuergeld in die Hand zu nehmen.“ Die WHU-Umweltpolitikerin Verena Grützbach bezweifelte ebenfalls die Sinnhaftigkeit des Nestklaus, das Internet sei voll von Berichten über erfolgslose Vergrämungsaktionen.

BFB-Landwirt Tile Abel hofft auf einen Erfolg der Vertreibungsaktion: Henstedt-Ulzburg habe „Knicks und Feldgehölze ohne Ende“, dort sei der richtige Platz für die Krähen, sagte der Fraktionschef der Wählervereinigung ‚Bürger für Bürger‘.

Laut Anwohnern gibt es im Bereich Wiesenweg/Am Rodelberg mittlerweile über 40 Krähennester, die Vögel würden von Schul- und Kindergartenabfällen angelockt.

Die Wanderweg-Krähen verlieren ihre Nester, Artgenossen in der Bahnhofstraße haben noch mehr Probleme: Mehrere Krähenpaare hatten seit Jahren in einer über 100 Jahre alten Rotbuche genistet, nun ist der Baummethusalem in der vergangenen Woche gefällt worden.

Das CCU-Bauunternehmen Ten-Brinke hatte bereits vor zwei Jahren die Beseitigung des Baumes gefordert, Bürgermeister Bauer sagte heute, die Fällung sei zwingend erforderlich gewesen.

cm

17. Februar 2015

21 thoughts on "Krähen sollen Abflug machen – Kommunalpolitiker bewilligen Kohle für Nestklau"

  1. Krähen können ganz natürlich mit Raubvögeln vergrämt werden….
    Also einfach mal einen Falkner fragen, der nächste sitzt doch in Alveslohe!
    Selbst wenn das etwas kosten sollte, dürfte es immer noch billiger und nachhaltiger sein als durch jährliche Astgabel-Entnahme die Bäume in Fahnenstangen zu verwandeln….

  2. Die Fällaktion der 100 Jahre alten prächtigen Rotbuche in der Bahnhofstraße ist ein unglaublicher Skandal. Wie war das doch noch mit den „ortsbildprägenden“ Bäumen, die in dieser Gemeinde angeblich geschützt sind? Es wäre schon interessant, wieso die Fällung zwingend erforderlich gewesen sei soll. Ich war allerdings bereits während des Baus des CCU skeptisch, ob der Baum wirklich stehen bleiben wird. Drei Monate nach der Eröffnung wurden meine Befürchtungen bestätigt. Ich geh gerne im CCU einkaufen, aber das ist wirklich das Allerletzte und einfach nur traurig.

  3. Es geht auch nicht nur um die Entfernung der Nester. Die Mehrheit hat gestern mit dem Beschluss auch zugestimmt, dass Äste aus den Bäumen entfernt werden, damit dort keine neuen Nester mehr gebaut werden können.
    Ein Zusammenhang zwischen den Baumfällaktionen im Ort und der Konzentration von Krähen, den ich thematisieren wollte, sollte nicht diskutiert werden.

    1. Das ist jetzt alles nicht wahr, oder ?

      Im U&P Ausschuss ist es ja schon fast normal, dass du nicht ausreden darfst .. :-(… Aber gestern auch ?
      Zum Thema:…. Ich schließe mich Harald an….das macht doch alles wenig Sinn. Mal schauen wo die Krähen hinsiedeln. Wird dann da die nächste Aktion fällig und die Bäume werden dort entastet ?

  4. Diese Aktion ist rausgeschmissenes Geld, es sei man macht sie von nun an jedes Jahr. Krähen haben sich, dank der Nahrungsquelle Mensch, zu Kulturfolgern gemausert. Und mal ganz ehrlich, ich finde Krähen besser als Ratten die jetzt zunehmen werden, weil mehr Nahrung da ist.

    Und zu guter Schluss, Krähen sind nicht nur sozial, sie sind auch intelligenter als so mancher Mensch.

  5. Als Landwirt sollte man wissen, das Krähen nicht in Knicks oder Unterholz brüten.
    Krähen sind soziale Tiere und vermehren sich nach Futterbedarf.
    Solange bei MC und anderen Fressbaracken das Essen auf die Straße geworfen wird, wird das Nesterzerstören keinen Sinn machen.
    Aber die Verwaltung ist ja bekannt dafür, für Unsinn Geld auszugeben.
    Man sollte erst den gesunden Menschenverstand einsetzen, bevor man planlos handelt.

    Erst werden Bäume gefällt, Tiere verjagt, dann kommt die Massivverdichtung und wenn es zu spät ist, merkt die Verwaltung und Politik, das der Lebensraum H-U für die Bürger unmenschlich geworden ist.
    Ich kann gar nicht soviel essen wie ich kotzen könnte…..

  6. Mich als nicht Betroffenen würde ernsthaft interessieren, was denn überhaupt das Problem mit den Krähen ist!

      1. Aah jaa… 😀
        Nee aber mal im ernst, warum müssen die Krähen da weg, ich frage mich das wirklich?! Fressen die die Blumen im Vorgarten? Kacken die zuviel? Veranstalten Mitternachtskonzerte? Es muß doch ernsthafte Gründe geben! Und die wüßte ich gern, sonst kann man das Thema doch gar nicht ernst nehmen.

  7. – Vergrämung bei gleichzeitiger „Bereitstellung“ von „Futterplätzen“ funktioniert so gut wie nie und ist ab Beginn der Brutzeit sowieso verboten…
    – Rabenvögel brüten nicht in Knicks, wenn diese noch ihren Namen verdienen. Nur in Knicks mit riesigen „Überhältern“, also Knicks mit großen, hochstämmigen Bäumen, die dort eigentlich nicht hingehören. Ein Knick ist ein heckenartiges „Kunstgebilde“ zum Schutz vor Bodenerosion, früher auch als „Viehzaun“ genutzt.
    – Feldgehölze sind für Rabenvögel nur interessant, wenn diese in einer artenreichen Fläche stehen. Hochständige Monokulturen wie Maisfelder bieten diese nicht, das Nahrungsangebot ist dort zu gering.
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    „…Bürgermeister Bauer sagte heute, die Fällung sei zwingend erforderlich gewesen…“
    Das war zu erwarten! Der Baum war den CCU-Machern von Anfang an ein Dorn im Auge…
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    Rein zuuuuufällig erfolgte ja während der Bauphase, wahrscheinlich von irgendeinem Sub eines Subunternehmers, rein versehentlich aus „Unkenntnis“ eine Verdichtung des Wurzeltellers der Rotbuche durch Befahren, Materiallagerung und Aufstellen von Containern…
    Niemand konnte sich schließlich vorstellen, daß a) der Wurzelteller bei Flachwurzlern größer als der Kronenumfang ist und b) gerade Buchen sehr empfindlich auf die Verdichtung reagieren und todsicher absterben…. So ist ratzfatz „Gefahr im Verzug“ und der Baum muß schnellstens weg…
    Was passiert aber denn nun mit dem Standort? Darf er denn nun, wie wohl von Anfang an geplant, nun endlich bebaut/versiegelt werden oder ist er für Nachpflanzungen geschützt???

    1. Hallo, Herr Wollweber,
      auf meine Nachfrage zur Nachpflanzung hat man uns im Ausschuss seitens der Verwaltung (damals noch Herr Gramckow) erklärt, dieses sei an dem Standort schwierig, da der Boden durch die Pilzsporen ja belastet sei.
      Ich denke jedoch, es sollte technisch möglich sein, dort den Boden auszutauschen und den Standort für einen großen, neu anzupflanzenden Baum zu erhalten – wenn man es denn mehrheitlich will.
      Immerhin war der Baum als „zu erhalten“ im Bebauungsplan festgesetzt.

      1. Hallo Frau Grützbach, wieso „w a r“ der Baum im Bebauungsplan als zu erhalten festgesetzt, er „i s t“ festgesetzt und damit ist ein Ersatzbaum zu pflanzen! Es sei denn, der B-Plan soll hinsichtlich dieser Festsetzung geändert werden?

        1. Und wenn nicht, wäre ich auch hier der Meinung: Drauf beharren! Wenn der Boden verseucht ist: Austauschen lassen. Sehr teuer? Egal, alternativ hätte man das BV ja bleiben lassen können. War anfangs klar, da sollte dem CCU jetzt auch kein Gejammer raushelfen!
          Und Nachpflanzung in der technisch machbaren Größe, die eben geht. Also potentiell nicht ein schmales Kraut, das mal in 100 Jahren wieder ein Baum ist, sondern jetzt schon was als Baum erkennbares.
          Wo soll sowas sonst im Endeffekt hinführen? Irgendwann wird der Brandschutz eingespart, weil so unangenehm teuer? Notausgänge mit Regalen zugestellt, wegen der so wichtigen Flächeneffektivität?
          Dann überfällt irgendwann auch jemand eine Bank mit der Begründung, arbeiten sei ja so unangenehm anstrengend, uneffektiv geradezu… 🙂

          1. Ja, Herr Kirmse, Berankung an der Fassade Kirchweg sieht der Bebauungsplan als Festsetzung vor. Allerdings befinden sich auf 70% der Wandlänge die Treppen der Fluchtwege. Ich bin gespannt, ob im März/April die Bepflanzung erfolgt.

          1. Gerade in Bereichen mit viel Bebauung finde ich Bäume wichtig, um das Ganze etwas aufzulockern. Also sollte an der Stelle auch gerne wieder ein Baum gepflanzt werden. Eine Rankpflanze an der Rückwand des CCU wäre auch nett.

            1. Ja, Herr Kirmse, Berankung an der Fassade Kirchweg sieht der Bebauungsplan als Festsetzung vor. Allerdings befinden sich auf 70% der Wandlänge die Treppen der Fluchtwege. Ich bin gespannt, ob im März/April die Bepflanzung erfolgt.

          2. Hallo Frau Grützbach, sicher gibt es viele BürgerInnen, die einen grünen Ortskern anstreben. In diesem Fall ist seitens der Verwaltung gem B-Plan auf eine Ersatzpflanzung zu bestehen und die GemeindevertreterInnen sollten das einfordern. Hinsichtlich des Pilzbefalls im Boden ist ein Bodenaustausch möglich. Evtl. ist auch eine andere Baumart wählbar, die nicht von diesem Pilz befallen wird, bzw. gegen diesen Pilz resistent ist. Statt Bodenaustausch ist auch eine thermisch-biologische Behandlung des Bodens denkbar. Dazu sollte man sich Expertenrat einholen. Ein Kostenargument wäre nicht akzeptabel, da das CCU in die ca. 3,5 m hohe, mit einer abgehängten Decke versehene Tiefgarage einige zig-tausend Euro ohne erkennbares Erfordernis großzügig „versenkt“ hat. In Hamburg haben viele Tiefgaragen nur eine lichte Höhe von 2,2-2,5m und abgehängte Decken, die auch in vielen SB-Märkten und sonstigen Läden etc. nicht gegeben sind, schon gar nicht. Wie gesagt, dann sollte/muss man auch noch Geld für eine Ersatzpflanzung übrig haben..

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