Keine Sorge: Die seit 2000 Jahren berühmten Pflanzenölseifen aus Aleppo sind gerettet

Da lacht das Herz angesichts dieser orientalischen Kostbarkeiten
Da lacht das Herz angesichts dieser orientalischen Kostbarkeiten

Und nicht nur die. Auch feines Olivenöl aus handgepflückten Oliven, kaltgepresst, und Datteln, das Brot Arabiens sowie Räucherwerk und Zubehör wie Weihrauch und Hölzer in verschiedenen Duftnoten. Das verspricht Ahmed Zaarour seinen Stammkunden vom „Kleinen Seifenkontor“, das seit geraumer Zeit im Hotel Scheelke an der Kisdorfer Straße 11 zu finden ist. Weil diese Kunden sich nämlich aufgrund der unruhigen politischen Zeiten die Frage stellten: „Was wäre, wenn der Inhaber Ahmaed Zaarour plötzlich nicht mehr beliefert würde. Denn seine exklusive Ware stammt ja aus den Krisengebieten Aleppo, dem Seifen-Paradies Arabiens, und dem Libanon, wo seine Familie beheimatet ist. Als die politischen Unruhen in Syrien begannen, blieb ein Teil seiner Familie dort, ein Teil lebt in Beirut.

Der häufige Kontakt zu seiner großen Familie (Zaarour hat allein zwölf Geschwister, die alle in hochkarätigen Berufen erfolgreich sind wie z.B. als Historiker oder im Kultusministerium) sichert ihm immer den ständigen Nachschub seiner Produkte, die nicht nur in Henstedt-Ulzburg gefragt sind, sondern in ganz Schleswig-Holstein geschätzt werden. Die Bestellungen kommen per Container am Hamburger Flughafen an, durchlaufen am Zoll strenge Kontrollen, haben aber schon so manche Zollbeamtin entzückt, die sich beim Schnuppern und Schnüffeln sofort in die orientalischen Düfte wie Akazie und Amber verliebt haben – und sofort ein ganzes Sortiment bestellten.

In dieser Flasche Bustan-Öl stecken wahre Zauberkräfte
In dieser Flasche Bustan-Öl stecken wahre Zauberkräfte

Seine berühmte Arganölseife aus Marokko pflegt nicht nur die Haut, sondern scheint auch bei schütterem Haar wahre Wunder zu bewirken. Sein Favorit, der würfelartige Seifenklotz, der in vielen Exemplaren wie eine Mauer aufgeschichtet in dem kleinen Laden steht, ist der Renner und wird von vielen Familie geschätzt, ebenso wie sämtliche Öle und Essenzen – ein ganzes Arsenal wohltuender naturbelassener Kreationen, die dazu geführt haben, dass seine Kunden sogar von weit her zu ihm kommen.

Inzwischen muss Ahmed Zaarour seine Waren übrigens nicht mehr auf Märkten und Messen feilbieten wie ganz zu Anfang. Seine Kunden scheuen inzwischen keine Mühe, ihn und sein orientalisches Eldorado aufzusuchen. Wer hätte das gedacht, als er 1990 nach Deutschland kam und schon 1991 in Henstedt-Ulzburg Fuß fasste, wo er auch seine Frau, die Galeristin Angelika Dubber, kennenlernte. Zugegeben, am Anfang war es noch schwer, seine weitgehend unbekannten Waren erfolgreich zu vermarkten. Aber dann, nach einen Vortrag in der „Akademie am See“ in Plön, war der Bann gebrochen. Da wollten sie plötzlich alles von ihm haben, was er – damals noch in einem Raum in der Galerie – anzubieten hatte.

Der Libanon ist sehr francophil – und umgekehrt. „Flexibel zu sein ist ihr Überlebensmotto in diesen schweren Zeiten. Wir haben viel von den Franzosen gelernt und sie von uns.“ So gibt es sogar eine französische Universität in Beirut. Was einen engen Kontakt zu Paris zur Folge hatte.

„Zur Zeit ist der Libanon allerdings randvoll mit Flüchtlingen.“ Bei vier Millionen Einwohnern sieht sich der Libanon zwei Millionen Flüchtlingen aus Syrien gegenüber, davon 500.000 aus Palästina. „Die armen Menschen hausen in viel zu engen Unterkünften. Und der größte Teil von ihnen ist traumatisiert. Dadurch ist der ganze Libanon instabil geworden, was nicht zuletzt an der angespannten Wirtschaftslage liegt. Dennoch wird weiterhin Handel betrieben. Mit allem, was in diesem besonders fruchtbaren Land gedeiht – dank der roten Erde. Davon haben auch die Syrer profitiert, die bis heute intensive Geschäftsbedingungen pflegen – trotz des Krieges. „Es gibt dort 16 Religionen“, weiß Ahmed Zaarour.

Heute hat er einen Vertragspartner, mit dem er kooperiert und der seine Aufträge bekommt. Mit ihm wurde auch entschieden, ein zusätzliches Warenlager zu beschaffen, um immer auf Reserven zurückgreifen zu können. „Man weiß ja nie, welche Formen dieser Krieg noch annimmt …“ Die neuesten Nachrichten über die Zerstörung von Aleppo erhält er nach wie vor von seiner Familie vor Ort. In der Hoffnung, dass es irgendwann auch einmal good news sein werden …

Gabriele David

8. August 2016

One thought on "Keine Sorge: Die seit 2000 Jahren berühmten Pflanzenölseifen aus Aleppo sind gerettet"

  1. Was bin ich froh, im Artikel eine andere Ausrichtung zu lesen, als die Überschrift zu versprechen schien. Unsere Versorgung mit Seifen steht thematisch ja wohl nicht im Vordergrund, was das Thema Aleppo geht. Aber es ist ja glücklicherweise anders geschrieben.
    Arabien war ja bekanntermaßen viel früher mit einer hygienischen Lebensweise unterwegs, als die Region in Zentral-Europa. Seifen haben dort eine uralte Tradition. Erstaunlich und gleichermaßen erfreulich, dass es immer noch einen funktionierenden Handel mit Ware aus der Krisenregion heraus gibt. So fließt immer noch Geld in die Region, was vor Ort Restperspektiven erhält. Wenn nur nicht viel mehr Geld für Waffen dort ausgegeben würde.

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