Alles muss raus – oder lieber doch nur fast alles. Denn noch bewohnen John Siegmund und seine Frau Dorothea ihr Pastorat in der Kreuzkirche. Weil jedoch in vier Wochen der Umzugswagen vor der Tür steht, trennen sich die Eheleute schon jetzt von den vielen schönen, aber inzwischen überflüssig gewordenen Dingen, die andere künftig erfreuen sollen. Daher der Flohmarkt, der am Sonntag begonnen hat und noch bis zum kommenden Samstag im Gemeindehaus aufgebaut bleibt.
Ein bisschen wehmütig nimmt Dorothea einen von zwei apart gemusterten Tellern in die Hand. „Die hat mein Mann mitgebracht, als er damals als junger Vikar aus Baltimore nach Hamburg kam.“ Inzwischen sind sie seit 37 Jahren verheiratet. Und müssen sich aus Platzgründen vom Intimsten trennen, das ihnen bisher Wärme und Geborgenheit gegeben hat: ein 100 Jahre altes Schlafzimmer! Es ist ein Erbstück ihrer Großmutter, in dem sie noch 20 Jahre nach dem Tod ihres Mannes allein geschlafen hat. Erst mit 90 Jahren hat sie es dann ihrer Enkelin Dorothea überlassen.
„Natürlich haben wir es im Laufe der Jahre ein wenig aufarbeiten lassen – aber es schläft sich immer noch sehr gut darin“, sagt die Frau des Pastors lächelnd, fügt aber rasch hinzu: „Jetzt haben wir weiße Schlafzimmermöbel gekauft.“ Also Kontrast pur nach ihrer Pensionierung als Lehrerin in der „Lütte School“. Die Fotos der 100jährigen Einrichtung locken zwar zum Kauf mit einem „Preis auf Verhandlungsbasis“. Aber Dorothea Siegmund rechnet damit, dass ihr Schlafzimmer wohl später an einen Liebhaber geht – einen Liebhaber antiker Möbel …
Dutzende von Übertöpfen, die trotz Gebrauch noch wie neu aussehen, ebenso Geschirr, Gläser, Bestecke (eins aus ihrer Studentenzeit mit „goldenen“ Gabeln, Löffeln und Messern mit golden schimmernder Klinge aus Messing mit Holzgriff), optische Kostbarkeiten und eine Gesamtausgabe sämtlicher Nobelpreisträger ab dem Jahr 1901! Natürlich einzeln zu haben.
Und jede Menge Romane und Biografien, CDs und Bildbände, Puzzlespiele und eine Babyuppe in der Karre für einen kleinen Rosa-Fan. Man muss das alles einfach vor Ort gesehen haben. Auch die ausgesuchten modischen Einzelteile – es fällt schon schwer genug, sich davon zu trennen. Dann soll es auch möglichst schnell verkauft werden.
Zumal es ja ein Umzug aus einem Haus in eine Wohnung wird. Da muss man sich erst an die neuen Platzverhältnisse gewöhnen. „Aber es ist eine sehr schöne Wohnung“, schwärmt Dorothea Siegmund. „In Volksdorf, zu ebener Erde mit Terrasse und Garten.“ Dort werden die jung gebliebenen Eheleute ihren Lebensabend verbringen, obwohl sie noch eine Menge vorhaben. Und ganz viele Pläne für den Ruhestand – Pardon, den Unruhestand …
Und nicht vergessen: Der Flohmarkt stellt seine Schätze noch bis zum kommenden Wochenende aus!
Gabriele David
23.2.2014
Ich hätte noch ein paar Dämmstoffplatten. Verschmutzt, aber kann man ja zwischen Holzwände montieren, in einer Gartenhütte oder so… zu verschenken bei Abholung. Ulzburg, nicht weit weg von der Kirche. Wäre dann ein Weg…
Auch wenn’s hier nicht der richtige Ort ist Herr Schneider… handelt es sich um Styrodur-Platten? Wenn ja, die nehme ich. 🙂
Ich hätte da noch einen funktionstüchtigen Gefrierschrank zu VERSCHENKEN…
In diesen Kühlschrank könnte man überflüssige Artikel sperren. Nachteil – sie bleiben länger haltbar.
Dieser naive, flache Text, zum Glück hatte ich noch eine Tüte der LUFTHANSA.
Eine wirklich weltbewegende Meldung! Vielen Dank, Frau David, für diese augenöffnende Offenbarung!
Wieso wird hier Werbung betrieben und nicht als solche gekennzeichnet? (siehe Little Italy) Gilt der Pressekodex hier nicht?
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Nach 100 Jahren kann man sich wirklich auch nun mal neue Möbel gönnen 😉