In Eigenregie: Gymnasiasten bringen das Drama „Woyzeck“ auf die Bühne

Keine leichte Kost, die sich die Schüler des zwölften Jahrgangs vom Alstergymnasium da ausgesucht haben: „Woyzeck“ von Georg Büchner (1813–1837) gilt als „Aufschrei der gequälten menschlichen Kreatur in ihrer untersten Schicht, ein Vorläufer des Naturalismus und Expressionismus auf der Bühne“. Am Montag, 13. Februar, um 19 Uhr wird das Stück im Forum des Gymnasiums an der Maurepasstraße aufgeführt.

Das Ganze ist entstanden im Rahmen des Deutschunterrichts beim Kursus Darstellendes Spiel (DS) – inspiriert von ihrem Lehrer und Spielleiter Rainer Köck. Der theaterbegeisterte Oberstudienrat, der schon viele interessante Themen mit seinen Schülern auf die Bühne gebracht hat, machte es den Teilnehmern vom DS-Kursus zur Aufgabe, ein angemessenes und umfangreiches Theaterstück aus dem Fragment „Winter 1836“ auf die Beine zu stellen.

Folglich haben die DS-Schüler des zwölften Jahrgangs den Text selbst umgearbeitet, die Sprache in vielen Passagen der heutigen Zeit angepasst, sich souffliert, selbst Regie geführt, die Beleuchtung übernommen und  alles in Szene gesetzt. „Ich habe lediglich die Requisiten besorgt“, sagt Theaterleiter Köck und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich bin nur noch der begleitende Appendix.“ Was die Requisiten betrifft, so sei das nicht viel gewesen: eine Gitterbox, die Woyzeck als Haus dient, und etliche ausgediente große Ölfässer anstelle von Mobiliar. „Es sollten nur wenige Stücke sein, die das karge Leben der Protagonisten stilisieren“, so Rainer Köck. Auch weil deshalb keine großen Umbauten notwendig sind und  alles leicht umgestellt werden kann. Und nicht zuletzt deshalb, weil das sparsame Bühnenbild inspiriert und die Aufmerksamkeit noch mehr auf Atmosphäre und Schauspieler lenkt.

Zum Stück selbst: Der Füsilier Woyzeck rasiert seinen Hauptmann. Der regt sich darüber auf, dass Woyzeck ein uneheliches Kind hat. Marie, seine Geliebte und Mutter seines Kindes, betrügt ihn jedoch mit dem Tambourmajor. Diese schmerzliche Tatsache sagt ihm der Hauptmann brutal ins Gesicht. Kurz darauf beobachtet Woyzeck im Wirtshaus, wie Marie mit dem Tambourmajor tanzt. Da verliert der Betrogene die Beherrschung. Blind vor Eifersucht steuert er schließlich in eine Tragödie. Am Ende stellt sich die Frage: Ist Woyzeck ein Antiheld, ein Misshandelter, Getriebener? Ist das alles Karikatur oder Realismus? Das soll der Zuschauer selbst entscheiden.

Die Aufführung beinhaltet spezielle Auf- und Abgänge in „Freeze“, was die Schüler ebenfalls selbst einstudiert haben. Das heißt, sie verharren in der Bewegung – bis es hell oder dunkel wird, wie eingefroren. Und noch eine Kuriostität ist zu erwarten: Irgendwann stürmt eine Kinderschar der Klasse 5f auf die Bühne.

Dass es rund 20 Schauspieler im Alter von 17 und 18 Jahren sind, hat einen ganz pragmatischen Grund. „Sehr viele Rollen bedeuten nämlich, dass kein zeitlicher Rahmen gesprengt wird.“ Schließlich wurde das Stück im Deutschunterricht thematisiert. „Es ist ein soziales Drama, das für die Schüler eine Herausforderung bedeutet. Weil es wirklich unter die Haut geht“, so Rainer Köck. Geprobt wurde das Stück als Semesterabschluss, also von September bis jetzt, immer am Freitag in der fünften und sechsten Stunde. Kurz vor der Aufführung natürlich häufiger.

Gabriele David

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert