In der Galerie Sarafand: Wilhelm Bühse – ein Wissenschaftler, der Farben hören kann

Referent Wilhelm Bühse und Galeristin Angelika Dubber
Referent Wilhelm Bühse und Galeristin Angelika Dubber

Das Thema schien vor allem Frauen anzusprechen. Frauen, die künstlerisch tätig sind und viel mit Farbe zu tun haben. Deshalb waren sie auch zu zweit und zu dritt in die Galerie Sarafand gekommen, die bis auf den letzten Platz besetzt war. Wer jedoch die softe Version der Farblehre erwartet hatte, wurde enttäuscht. Hier ging es um Physik, ja, sogar um Quantenphysik, die die therapeutische Wirkung jeder einzelnen Farbe erklärt. Vorgetragen von Wilhelm Bühse, einem Wissenschaftler, dessen Auftreten und Persönlichkeit kein Foto gerecht werden kann. Ein Entertainer, der laufend in Bewegung ist, ein Akteur, der sein Publikum überrascht, mitreißt und fasziniert, wenn er von den multiplen Selbstheilungskräften spricht, die durch Farben in uns aktiviert werden.

„Rot ist eine der ältesten Farben der Welt, weil sie ins uns ist: unser Blut“, sagt Wilhelm Bühse. „Grün wirkt antiseptisch. Grün gekalkte Stallwände machen Biomilch keimfrei. Und grüne Wände im Schlafzimmer wirken beruhigend auf Asthma und Luftnot. Hier geht es auch um die Leidenschaft der Farben. Mit ihnen kann man ganz viel hervorrufen und bewirken. Aber: Kein menschliches Auge kann Farben sehen – es ist das Gehirn, dass die Farben umsetzt und wahrnimmt. Wir sind nur die Empfänger – erst unser Gehirn ist imstande, Farben durch elektromagnetische Wellen zu erkennen. Bei diesem Vorgang verschlingt unser Auge 20 Prozent unserer Nahrung als Treibstoff, während das Gehirn, unser Hochleistungsorgan, 40 Prozent der Energie verbraucht, um Farben wahrzunehmen.“

Und er zeigte interessante Beispiele mit Hilfe eines Beamers auf. Ein Experiment beweist, dass die Farbe Rot auf die Dauer schwächt und müde macht. Wer sich zu lange in einem roten Raum aufhält, ist nach einer Weile so schwach, dass er den 10-Liter-Eimer Wasser, den er mühelos hineingetragen hat, beim Hinausgehen nicht mehr zu tragen vermag. „Eine große Rolle spielt dabei die Hypophyse, eine echte Hammerdrüse, die die Wirkung der Farben umsetzt und beeinflusst“, weiß Wilhelm Bühse. „Das Auge mit Netzhaut und Glaskörper ist nur der Eingang zum Gehirn. Es ist sozusagen das Fenster.“

Die Zeit verging an diesem Abend wie im Fluge – ganz ohne die eigentlich vorgesehene Pause, die aber auch niemand reklamierte. Denn alle spürten, dass dieser außergewöhnliche Mann noch so viel mehr von seinem Wissen hätte preisgeben mögen. Was er denn auch in kleinen Gruppen und Vier-Augen-Gesprächen noch tat. Vor allem die Malerinnen wollten es genau wissen und standen an – wie damals in der Schule, als sie einem bevorzugten Lehrer noch nach der Stunde an den Lippen hingen … Zur Freude von Galeristin Angelika Dubber, die bereits bei ihrer ersten Veranstaltung in diesem Jahr ein volles Haus hatte.

Gabriele David

15.3.2014

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