
Es hat geklappt, ganz Henstedt-Ulzburg macht Druck in Sachen Stromtrasse. Die Henstedt-Ulzburger sind gestern in Scharen der Aufforderung der Politik gefolgt, sich gegen den Bau der 380-kv-Stromleitung über die Großgemeinde hinweg zu wehren. Bürgermeister Bauer, oberster Anti-Trassen-Kämpfer der Gemeinde, sprach nach der Veranstaltung gegenüber den HU-Nachrichten von Motivation und Bestätigung für seine Widerstandsarbeit. Der Bürgermeister wiederholte in der Versammlung seine Ankündigung, auch vor einem Gerichtsgang nicht zurückzuschrecken. Ähnlich äußerte sich der Bürgervorsteher. Uwe Schmidt in seinem Eingangsstatement zur angereisten siebenköpfigen Tennet-Mannschaft: „Wir werden, wenn es nötig ist, die Verwaltungsrichter einschalten, nehmen Sie das zu Kenntnis.“
Die oft verkrachte Gemeindevertretung steht fest zusammen gegen die Trasse, die Verwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze ebenfalls, dazu geballter Protest aus der Bevölkerung. Geht jetzt noch was in Sachen Korridorfestlegung der Tennet? Tennet-Speerspitze Uwe Herrmann versuchte gestern mittels Punktelisten klarzumachen, wie der Stromnetzbetreiber die Trasse über Henstedt-Ulzburg hinweg unter 15 verschiedenen Varianten als geeignetste festgestellt hat, sein wichtigstes Argument: Vorbelastete Räume werden planungsrechtlich als „unempflindlicher“ für weitere Stromleitungen angesehen, neue Leitungen sollten bevorzugt da gebaut werden, wo bereits Belastungen durch Stromleitungen bestehen.
Ein Grund mehr für die Großgemeinde, mit Mann und Maus gegen die Trassenpläne aufzustehen – damit Henstedt-Ulzburg nicht noch „unempfindlicher“ für noch mehr Stromautobahnen wird. Die jetzt geplante Leitung wäre schon die zweite Höchststromleitung, die über Gemeindegrund verlaufen würde. Tennet-Referent John Karl Herrmann hatte am Dienstagvormittag bei einem Besuch in der HU-Nachrichten-Redaktion mitgeteilt, dass der Bau der Nord-Süd-Starkstromleitung “Audorf – Hamburg/Nord” im kommenden Jahr begonnen werde, von dieser Trasse ist Beckershof und ebenfalls der Rantzauer Forst betroffen. Am Horizont droht aber noch eine Trasse durch den Ort. Tennet hat bei der Bundesnetzagentur eine weitere Leitung durch den Kreis-Segeberg beantragt. Dafür gibt es noch kein ok der Bundesregierung, geht der Windkraftausbau aber so weiter wie bisher, ist der Bau einer dritten Leitung nur eine Frage der Zeit. Wo nach Tennet-Meinung dann der „Vorzugskorridor“ für diese Trasse verlaufen könnte, kann man sich an zehn Fingern abzählen.
Hoffnung, dass noch Bewegung in den Trassenverlauf kommt, machte am Dienstag Umweltstaatssekretärin Ingrid Nestle, rechte Hand von Landesumweltminister Robert Habeck.
Die Regierungs-Politikerin outete sich gestern als Riesenfan des Forstes in Ulzburg-Süd und des dort beheimateten Waldkindergartens. Nestle zu den rund 400 Menschen im vollbesetzten Bürgerhaus: “ Ich war gestern zum zweiten Mal in dem Wald. Dieser Wald ist eine echte Oase, verstehe dass sie an dem hängen.“
Und dann der elektrisierende Satz: „Sie haben gute Chancen etwas zu verändern, der Topf ist noch nicht voll.“ Nestle machte insbesondere Hoffnung auf eine Erdverkabelung. Es gebe bereite einen Bundesratbeschluss, dass die Ostküstenleitung bundesweit die fünfte Pilotstrecke für eine Teilerdverkabellung werden soll, die Waldkinderflächen könnten dann untertunnelt werden.
Christian Meeder
1. Juli 2015
Dann her mit dem Storch. Vielleicht noch mit Schirmherrschaft von Holstein Kiel „Die Störche“, dann muss Tennet an der EU und an den Fußball-Fans vorbei. Game over 😛
Gegen Trassen zu klagen geht ja nur noch vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig als erste und letzte Instanz. Da zählen wohl nur Grenzwerte, Mindestabstände. Ästhetische Aspekte spielen wohl keine Rolle.
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Ich glaube nicht, daß mit Henstedt-Ulzburg über den Rantzauer Forst überhaupt verhandelt wird. Er steht im Eigentum der Landesforsten Schleswig-Holstein, Anstalt öffentlichen Rechts und befindet sich nicht auf Henstedt-Ulzburger Gemeindegebiet. Ich fürchte, das „Nutzungsrecht“ des Waldkindergartens wird da leider gar nichts ändern, denn es dürfte sich wohl eher um eine „Nutzungserlaubnis“ handeln. Laut Landeswaldgesetz hat zwar der Bürger ein „Betretungsrecht“, das gilt aber nicht „Gruppen“ mit Sicht auf gewerbliche oder ähnliche Nutzung. Da ist eine Erlaubnis nötig.
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Eine „Untertunnelung“ per Erdkabel ist so gar nicht möglich. Man kann kein solches Kabel unter dem Wald „durchschiessen“! Unabhängig von möglichen Umweltschäden/-belastungen durch das Kabel selbst wäre eine breite Schneise nötig, auf der höchstens etwas Gras wachsen dürfte. Sie MUSS stets freigehalten werden. Als „Pilotprojekt“ würde es mit Sicherheit über lange Zeit wissenschaftlich begleitet werden. Das heißt dann wohl noch mehr Betretungsverbote auf Grund von Meßtechnik….
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Ich glaube fast, da wäre eine Freileitung das kleinere Übel…. „Verhandelbar“ ist in meinen Augen wohl nur der Trassenverlauf innerhalb des Korridors… Also „ein paar Meter weiter links oder rechts“… Vielleicht auch der Korridor etwas breiter oder verschwenkt…
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„Bauchschmerzen“ dürften der Tennet wohl nur eventuell nachgewiesene Großvögel machen! Da versteht die EU nämlich gar keinen Spaß, wenn die Schutzradien um die Horste nicht eingehalten werden…. Und diese Radien betreffen speziell Freileitungen und Windräder…
In der Industrie wird seit Jahren darüber nachgedacht, Energiespeicher wie Batterien über Induktion zu laden. Das Verfahren kennt man von den Ladestationen, die manchmal bei kleinen ferngelenkten Modellen verwendet werden. Diese Verfahren im großen Stil einzusetzen, würde gigantische Umstrukturierungsmaßnahmen in Betrieben ermöglichen. Es scheitert an dem Strom, der aus dem Boden kommt. Das Gesundheitsrisiko für Menschen ist zu hoch, wenn sie sich in der Nähe der Stationen, oder der Versorgungsleitungen begeben. Was ein 380 kV-Kabel in der Erde anrichtet, mag man sich also gar nicht vorstellen. Zudem ist es für die reine Umweltbelastung sicherlich weniger schädlich, alle paar hundert Meter ein Fundament zu schaffen, als kilometerweit das Erdreich auszuheben, und hinterher „zum toten Land“ zu erklären.
Moin moin aus HU.
Im Skatverein HU haben wir einen alten Hasen von EON. Ein pensionierten technischer Leiter.
Den habe ich mal gefragt, warum man so wehnig Erdkabel nimmt. Er sagte mir, dass die Wärmebelastung im Erdreich so hoch ist, dass da alles eingeht. Pflanzen und Tiere. Die Belastung geht links und rechts jeweils auf 50M pro Kabel. Wenn nun für eine Trasse 4 Kabel nebeneinander liegen in einem gewissen Abstand, dann kann die Bodenbelastung schon einige hundert Meter betragen.
Gute Frage, bevor man sich auf den Weg „festnageln“ lässt sollten auch hier die Umsetzbarkeit und die sich daraus ergebenden Folgen abgeklärt sein – Pilotprojekt hat doch immer etwas mit „ausprobieren“ zu tun!?
Eine Erdverkabelung ist NICHT das Allheilmittel. Einfach mal googeln, es sei denn man ist bei dem Pilotprojekt in der Technik deutlich weiter als bei folgenden Links:
http://rettetdenrursee.de/technischer_hintergrund_des_pumpspeicherwerks/was-ist-uber-380kv-erdkabel-bekannt/
http://www.welt.de/politik/deutschland/article111193105/Die-Illusion-vom-schoenen-gesunden-Erdkabel.html
Sollte es aktuellere Informationen geben die positiver sind, es würde mich freuen. Auf meine Frage an den Tennet Vertreter bei der UPA Sitzung bezüglich der Verträglichkeit von Emissionen von Erdkabeln waren mir die Antworten zu wage. Aus den Augen ist nicht frei von Belastung, außerdem gibt es Vorschriften zur Verlegung der Kabel, die auch Waldzerstörung mit sich bringen. Der Einfluss der Emissionen auf die Mikrofauna und darüber liegende Fauna und Flora ist noch gar nicht abgehandelt.
Was nützt es einem Waldkindergarten-Kind, wenn es dann doch im Magnetfeld der Leitung spielt?
Moin Herr Schwarz,
die Tennet Vertreter hatten bei diesem UPA auch gesagt, dass ein Erdkabel hier nicht möglich sei, da die 380KV zu groß dafür ist, in Lübeck handelt es sich nur um eine 110KV! Was stimmt denn jetzt?
Im Artikel in der „Welt“ steht: „Dabei zeigte sich, dass für die Kabel eine durchgehende Bahn von 25 Meter Breite eingerechnet werden muss, für den Bau braucht es schwerstes Gerät, auf dem die Kabeltrommeln transportiert werden können. Dafür sind befestigte Straßen notwendig. “
Ist doch perfekt! Dann haben wir das Problem der Umgehungsstrasse gleich mitgelöst – die kann uns Tennet dann beim Bau finanzieren. 🙂