Gastbeitrag: Ist Respekt unter Hundehaltern ein Fremdwort???

Diana Drewes von Paw-Friends
Diana Drewes von Paw-Friends

Oder wie können wir von Nicht-Hundehaltern erwarten respektiert zu werden, wenn wir selbst untereinander dazu nicht in der Lage sind???

Wir schrieben heute den 27. August und ich bin wie jeden Tag mit meinem Hund unterwegs auf einem Spaziergang.

Wir bewegen uns im Wald, daher ist mein Hund an der Leine. Da er an der Leine keinen Kontakt wünscht und das auch deutlich zeigt (wir arbeiten daran), begeben wir uns bei Hundebegegnungen an die Seite. Er gebärdet sich auch dann noch stark, aber so können alle anderen zumindest unbehelligt an uns vorbei. Und wir denken, wir gehen so dem Kontakt an der Leine aus dem Weg. Leider ist jedoch die Erfahrung, die wir täglich machen, eine ganz andere.

Heute war es die Krönung. Von 4 Hundebegegnungen waren 2 ebenfalls an der Leine. Schön, denkt man da – macht vieles viel stressfreier. Aber die entgegen kommenden Hundehalter weichen nicht aus. Nein, man lässt die Hunde trotz stark gebärdenden Fiffis direkt an uns ran. Heute haben wir die 20 cm sogar unterschritten und das 2 Mal!

Bei den freilaufenden Hunden schien es zuerst besser. Immerhin hat man versucht sie anzusprechen und abzurufen. Doch als man merkte, dass dieses vergebene Mühe ist, hat man sie dann einfach machen lassen oder aber am Kragen gepackt und mitgezerrt, nachdem sie bei uns angekommen waren.

Und dann muss ich mir noch Sprüche anhören, was mein Hund für ein „kleiner Giftzwerg“ ist! Ja, er ist ein kleiner Hund. Einer, der schon oft genug von grossen Tut-Nixen gejagt wurde und deshalb so reagiert! Manchmal wünschte ich mir, er wäre ein grosser schwarzer Hund – dann hätten wir dieses Problem wohl weitaus weniger.

Ist es wirklich so schwer, zu respektieren, dass es Hunde gibt, die keinen Kontakt zu Artgenossen wünschen oder vielleicht aus Krankheitsgründen auch gar nicht haben dürfen? Verlangen wir, die zu dieser abartigen Spezies gehören, soviel wenn wir darum bitten, den eigenen Hund ein paar Meter bei sich zu behalten?

Wenn wir nicht einmal unseresgleichen unterstützen und respektieren können, wie können wir bei solch einem Verhalten erwarten, dass z.B. Jogger und Radfahrer UNS respektieren?

Ich finde man darf nicht nur Freiraum für den eigenen Hund fordern, sondern muss auch anderen mal den ihren zugestehen!

Und es ist ganz sicher kein Einzelfall. Wir sind als Hundetrainer viel unterwegs, nicht nur mit den eigenen Hunden. Und wir erleben es täglich mehrfach.

Ich wäre sehr dafür, wenn wir alle eine ganze Ecke umsichtiger miteinander werden würden. Nicht nur unter Hundehaltern, aber da sollten wir erst einmal anfangen.

Die Kunden unserer Erziehungskurse werden von Anfang an zu dieser Umsichtigkeit mittrainiert, denn jeder wünscht sich für seinen Hund eine stressfreie Zeit. Aus diesem Grund bin ich auch sehr für einen Hundeführerschein, wie ihn der Verband anbietet, in dem ich Mitglied bin. Es ist ein bundesweit einheitlicher Sachkundenachweis mit praktischer Prüfung, bei der es nicht um perfekten Gehorsam geht, sondern darum, wie vor allem der Mensch damit umgeht und wie vorausschauend er handelt. Denn was nützt es, wenn ich meinen Hund auf einem Platz eine Abfolge verschiedener Übungen einbläue, wenn ich nicht einmal in der Lage bin, ihn rücksichtsvoll durch den Alltag zu leiten?

Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich mit diesem Leserbrief bei einigen sehr unbeliebt mache. Aber wenn es nur einen von denen, die uns heute den Spaziergang und das bisherige Training gehörig versaut haben, zum Nachdenken anregt, dann war es mir das wert!

In diesem Sinne!

Diana Drewes

Paw-friends, die Schule für Mensch & Hund

29.8.2013

 

13 thoughts on "Gastbeitrag: Ist Respekt unter Hundehaltern ein Fremdwort???"

  1. Rücksichtnahme von Mensch und Tier ist wohl heute die Ausnahme. Meine 8-Monate alt Bologneser Hündin freut sich über jeden egal ob Mensch oder Tier der ihr draußen begegnet. Ich frage aber vorher immer ob wir näher kommen dürfen, denn ich möchte sie vor schlechten Erfahrungen schützen. Ist manchmal aber auch sehr frustrierend, denn so viel Hunde gibt es bei uns nicht. Auch kann meine dann oft nicht verstehen warum sie nicht näher an den fremden Hund darf, leider ist mir das kürzlich 3- mal hinter einander passiert. Bis jetzt habe ich sie aber so vor negativen Erfahrungen schützen können, in dem ich wie schon gesagt immer vorher nach frage. Der Begriff Hundetrainer sollte wirklich staatl. geschützt werden ebenso wie es Richtlinien für Hundeschulen und auch Hundeführer- Erlaubnis in ganz Deutschland gleich sein sollte und eben staatl. geschützt. Wie sollen falsche Hundeexperten uns das richtige beibringen? So lange Spritzpistolen und da muss er/sie aber durch usw. als erziehungsmethode angepriesen werden, kann nichts gutes dabei raus kommen . Im Prinzip sitzen wir doch alle im Glashaus…. und wer im Glashaus sitzt sollte nunmal nicht mit Steinen werfen…Wenn wir alle nur ein bisschen Rücksicht auf einander nehmen würden, wäre vieles besser… Liebe Grüße Cony

  2. Vielen Dank für die Resonanz!
    Es sind natürlich nicht nur die Hundehalter, es ist scheinbar wirklich ein sehr menschliches Phänomen. Auch ich musste schon in die Büsche springen mit meinem Hund, weil eine Mauer aus Walkern es nicht für nötig hielt, mal kurz hintereinander zu laufen.
    Aber wenn wir, die wir eigentlich alle die gleichen Interessen für unsere Hunde haben sollten, schon so einge Reibungspunkte haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es interessenübergreifend respektvoller zugeht, wohl sehr gering.

    Und irgendwo muss man einmal anfangen, ich für meinen Teil hoffe da auf Meinesgleichen.

    Natürlich ist, wie beschrieben, der Sachkundenachweis keine Garantie für mehr Rücksicht. Aber in unserem Fall gehört der praktische Teil z.B. dazu. Und für den bedarf es Vorbereitung, bei der wir durchaus vermitteln können, wie ein „vorausschauender Umgang“ mit dem Hund (um bei dem Beispiel mit dem Führerschein zu bleiben) aussehen kann.

    Vergleichbar mit dem Hamburger Hundeführerschein ist das ganz sicher nicht, solange es da immer noch Prüfer gibt, die für einen gelben „Lappen“ ihre Kunden einmal einen Parkplatz auf- und ablaufen lassen.

  3. Der Artikel ist klasse und spricht mir in großen Teilen direkt aus der Seele. Außer der Teil mit dem großen schwarzen Hund. Ich habe einem großen schwarzen Hund! Leider erlebe ich fast täglich, dass besonders die Leute mit den kleinen Hunden ihre Hunde immerwieder an meinen ranlassen (meiner wünscht ebenfalls keinen Leinenkontakt). Mit den Worten „der Kleine will nur spielen“ oder “ der ist doch harmlos“ rennen die kleinen ungebremst auf meinem drauf. Wenn meiner dann ungemütlich wird, ist die Entsetzung groß. Der beste Spruch war „ihrer ist groß, meiner darf an ihren ja ran, weil meiner klein ist“. Es ist unglaublich. Warum wird einem immer Leinenkontakt aufgezwungen? Ist es wirklich sooo schlimm, einfach mal freundlich grüßend vorbeizugehen?

  4. Mehr Fachkenntnis bei manchen Hundehaltern ist sicher eine gute Idee. Sie löst aber wohl nicht allein die Probleme. Hier ist vielfach auch gegenseitige(!) Rücksicht erforderlich, nicht nur die Rücksicht der Hundehalter.
    Ein Spaziergang mit Hund auf unseren Wanderwegen rund ums Biotop ist zu manchen Tageszeiten ein Spießrutenlauf. Meine beiden Hunde (klein bzw. mittelgroß) laufen dort grundsätzlich angeleint und möglichst am Rand des Weges.
    Trotzdem wurden sie neulich fast von einem Fahrradfahrer erfasst, der ungebremst in die Kurven ging und dann pöbelte, wir hätten den Weg „verbraucht“.
    Jogger und Nordic-Walker laufen in 3er oder 4er Gruppe nebeneinander und ca. 5cm an den Hunden vorbei (was empfindet wohl ein Hund wenn direkt vor seiner Nase ein Walking-Stock vorbeigezogen wird?), Fahrradfahrer – sehr oft Mütter mit Kleinkind im Kindersitz – fahren in Gruppen so schnell und dicht an uns vorüber, dass ein kleiner Hund keine Chance hätte, wenn er auch nur einen Schritt vom Seitenstreifen auf den Wanderweg machen würde.
    Ich wünsche mir einfach mehr Rücksicht ALLER Personengruppen.

    1. Ganz meine Meinung, man erlebt die dollsten Dinge und zweifelt an der Wahrnehmung einiger Mitmenschen….mir ist letztens ne Omi mit ihrem elektrischen Rolli in die Hacken gefahren, fand ich auch nett…..der Hund hat doof geschaut und ist schnell zur Seite gehüpft….

  5. Auch ein Führerscheininhaber kann jederzeit was falsch machen, auch nach jahrzehntelanger Fahrpraxis. Aber man muss sich eben hinreichend intensiv mit der Materie auseinandersetzen und zumindest einmal die Prüfung bestehen.
    Das würde m.E. genau diejenigen verprellen, die ohnehin nur vorhaben, den Hund so am Rande mitlaufen zu lassen (und die Probleme dann der Allgemeinheit zuzumuten, in letzter Konsequenz dann den kompletten Hund, besonders zur Ferienzeit und nachdem die Weihnachtsfreude über das Hundegeschenk dann abgeklungen und die Hundehalterpflichten noch da sind).
    Man könnte ja auch ein Regularium zugrundelegen, welches der Polizeihund(eführer)-Ausbildung entlehnt ist: Keine Verwendung des Tieres als Waffe natürlich, aber den Teil mit dem unbedingten Gehorsam auch gegen jeden eigenen Instinkt sollte man obligatorisch machen. Aber auch Tierschutz.

  6. Wenn es interessiert, der kann sich das Hamburger Regelwerk anlesen. Dort werden die Hundeführer geprüft ob sie den Hund sicher führen können bevor es in den Freilauf geht. Befürworten würde ich auch eine Sachkundebescheinigung vor Anschaffung des Ersthundes, allerdings sollte die Qualität der Fragen höher angesetzt werden als zurzeit in SH gefordert (für Umgang mit Gefahrenhunden).
    Das Ganze ergibt allerdings wieder ein bürokratisches Regelwerk und wer überprüft dann wenn?
    In ganz Deutschland ist bisher der Beruf des Hundetrainers, oder wie sich die rund um den Hunde beratenden Personen nennen, nicht geschützt. Jeder Hans und Franz kann sich so nennen und dann prakizieren. Zig Ausbidlungsstätten bieten für teures Geld Ihre Ausbildung an, der Hundebesitzer als Verbraucher hat aber keinen Hinweis, wo und wer dann ihm und seinem Hund die richtige Beratung zuteil werden lässt.
    Hier gibt es in SH durch die Tierärztekammer einen Ansatz. Unabhängig von dem wo ich mein Wissen her habe, auch alles selbstangeeignet, kann ich dort mein Wissen nachweisen und ein Qualitätsurteil zu meiner Kompetenz erlangen! Das ist fair, da nicht Verbandsabhängig, dem sich dahinter ergebenden kann, aber muss ich nicht beitreten. Niedersachsen hat den Ansatz übernommen und ich hoffe die anderen Bundesländer folgen! Schafft eine klare Prüfungsordnung und nehmt die Scharlatane unter den Beratern in Sachen Hundeerziehung aus dem Geschäft, allerdings glaube ich nicht, dass das gelingt, der Markt der Hundebesitzer lässt sich so unendlich bedienen zwischen Wattebauschpusterei und Elektrostromreizgerät.
    Übrigens an dem im Artikel hinterfragten Respekt untereinander und auch dem Hundekotproblem ändert das nichts. Das ist ein Teil unserer Gesellschaft und da hapert es am Menschen!

  7. nur mal so nebenbei:

    Ein Sachkundenachweis belegt, dass ein Hundehalter zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Fragen richtig beantwortet hat
    Wie einem Führerschein.
    Beide Sachkundenachweise geben nicht die geringste Gewähr, dafür, dass anschließend ein einwandfreies Fahr-bzw. Hundeführverhalten stattfindet.

    1. Eine Gewähr für anschließend einwandfreies Verhalten bekommen Sie nicht, richtig. Aber sehr wahrscheinlich eine Gewähr dafür, dass zumindest alles einmal durchgeübt und anschließend abgefragt wurde. Stellen Sie sich die Verhältnisse im Straßenverkehr vor, wenn jeder von heute auf morgen in ein Auto steigen dürfte und losfährt, ohne die Regeln zu kennen und das Fahrverhalten geübt zu haben?! Aber genauso ist es eben bei vielen Tierbesitzern. Hund oder Katze zu Weihnachten oder Geburtstag geschenkt bekommen… …naja, wird schon gut gehen, oder?

  8. Besonders klasse finde ich, dass so mal deutlich wird: Es gibt weniger eine Konfliktlinie zwischen allen Hundehaltern und dem Rest von uns, sondern zwischen Mitmenschen, die einen Sinn für Rücksicht auf andere (Mitmenschen und auch Hunde, wie man hier lernen kann) besitzen und dem ärgerlichen Rest (was ja nicht nur Rücksichtslosigkeiten mit Hunden einschließt, sondern auch Zigaretten anzünden auf der Bahnhofstreppe (statt ein paar Meter entfernt, so dass nicht alle hinter einem den blauen Dunst mit atmen müssen) etc. etc.

    Und es wird auch deutlich: Dieser Sachkundenachweis (wie bereits angeregt) ist kein Wunschdenken, sondern kann real erworben werden. Das sollte doch Pflicht werden und gleich zusammen mit der Anmeldung des Hundes für die Hundesteuer vorgelegt werden müssen. Und/oder mindestens eine sehr viel höhere Hundesteuer (2x oder mehr) während einer Nachfrist kosten, sollte der Hund schon angeschafft und der Hundeschein noch nicht absolviert worden sein. Möglichst gleich mit verpflichtenden Haftpflichtversicherung, wie beim Auto. Der Hund bringt ja auch ein Gefährdungspotential mit sich (falls das eh schon Pflicht ist: Sorry, bin nicht vom Fach), warum sollten Autohalter schlechter gestellt sein.

    Herzlichen Dank für die obige Klarstellung!

    Nach diesem sehr hilfreichen Versachlichungsbeitrag ist ja nun wirklich mal der Umweltausschuss gefordert. Irgendwann müsste das Thema ja mal auf der Agenda so weit oben auftauchen, dass es mal in die Diskussion kommt.

  9. Wie war das mit dem Vorschlag eines Hunde-Projektes statt stumpfer Einzäunung?
    Danke für diesen Artikel.

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