Zugegeben, im Ortsteil Henstedt befinden sich ohnehin viele schöne Bauernhäuser und solche im Landhaus-Stil, von liebevoll gepflegten Gärten umgeben. Dennoch gibt es in der Schultwiete 2 eine Steigerung: die Galerie Sarafand. Eingebettet in eine grüne Oase befindet sich das „Forum für Kunst und Textilien“ von Angelika Dubber, wo frühmorgens die Vögel frühstücken, während sich die Sonne durch die dichten Zweige der alten Bäume ihre Bahn bricht. Und der entzückte Betrachter fühlt sich auf dem großzügig gestalteten Anwesen sofort in eine Künstlerkolonie versetzt; denn überall trifft er auf Skulpturen in Stein oder Metall, wird seine Aufmerksamkeit von Bildern in den unterschiedlichsten Stilrichtungen gefangen genommen.
Hier „residiert“ seit 1969 die Allround-Frau und Kunstliebhaberin Angelika Dubber. Mit einem ziemlich eigenwilligen Lebenslauf: Als gelernte Krankenschwester wurde sie Lehrerin für Psychohygiene, absolvierte eine Ausbildung bei Dr. Hannes Lindemann in Bonn, studierte vier Semester Sozialmanagement und einige Semester Ethnologie sowie Arabistik an der Uni Hamburg. Ihre aktuelle Tätigkeit konzentriert sich bei allem künstlerischen Einsatz, die Werke von Malern, Bildhauern und Kunstschmieden ästhetisch zu präsentieren, auf die Einsatzleitung der Sozialstation, die sie 1974 unter dem Leitmotiv „ambulant statt stationär“ aufbaute. Ihre Erkenntnis: „Das Alter ist anders als man denkt – wenn es denn selbstbestimmt ist.“ Viele Jahre hat sie sich damit befasst und dabei ebenso viele tragische wie auch sehr schöne Situationen erlebt. Ihr Resümee: „Zu Hause alt zu werden mit den heutigen Möglichkeiten, ist immer noch die bessere Alternative zum Heim.“
Dieser lebendige Kontakt mit Menschen war es auch, der ihr Interesse für die Kunst weckte. Sich einlassen können auf Menschen, auf den Dialog mit Bildern, mit den Künstlern. Welche Botschaft geht von ihnen aus? Ihr Haus mit den bodenlangen Fensterfronten bot sich geradezu an, hier der Kunst den größtmöglichen Platz einzuräumen. Parallel zur ihrer Arbeit im Sozialen Bereich eröffnete Angelika Dubber 1982 übrigens ihre erste Galerie, die „Reumannkate“ in Henstedt-Ulzburg, die sie später einem Nachfolger übergab.
Nach dem Tod ihres Mannes 2004 wandelte Angelika Dubber das Haus mit seiner Arztpraxis in die heutige Galerie um. „Es war immer ein Haus für Menschen – es soll auch in Zukunft für Menschen da sein, wo jeder willkommen ist“, sagt sie und schaut sich lächelnd um. „Seit der Eröffnung der Galerie habe ich ein treues Stammpublikum von etwa 100 Besuchern, das bei jeder neuen Ausstellung erscheint.“ So sei ihre Galerie eine Art Salon geworden – ganz wichtig nicht nur für die anderen Besucher, sondern vor allem für die Künstler, die im Dialog eine Würdigung ihre Werke sehen.
Sie selbst versuchte sich am kreativen Gestalten mit fossilen Materialien wie Schiefer, Bernstein und Fundstücken aus der Natur. Nach einem längeren Orientaufenthalt widmete sie sich auch der Schmuckgestaltung mit Glas. 2005 folgte die Glasverarbeitung beim Glasmacher Peter Zidulka im Fichtelgebirge mit etlichen Auszeichnungen nachfolgender Projekte. 2009 war Angelika Dubber Mitorganisatorin der ersten Kunst- und Kulturwoche in Henstedt-Ulzburg (KuKuHU).
Noch bis Mitte August präsentiert der Kunstschmied Peter Hertz seine feingliedrigen Metallskulpturen im Garten der Galerie Sarafand. Für die nächste Ausstellung steht Angelika Dubber bereits mit einem nordischen Künstler in Verhandlungen. Aber noch sei nichts in trockenen Tüchern. Bis dahin gibt es im Gebäude und im Garten genügend Künstlerisches zu bewundern. Wer sich und seiner Seele also etwas Gutes tun möchte, sollte sich unbedingt einen Besuch in der Galerie Sarafand gönnen. Sie ist von Mittwoch bis Sonnabend von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Und ganz leicht zu finden: vom Hotel-Gasthof Scheelke aus nach rechts einbiegen – nach ein paar Metern geht’s rechts in die Schultwiete (bei der Musikschule).
Gabriele David