Handball-Zweitligist SV Henstedt-Ulzburg freut sich auf den Vergleich mit dem Traditionsteam der TSG Ludwigshafen–Friesenheim. Die Nordlichter sehen sich zwar als Außenseiter, aber nicht als chancenlos im Duell mit dem Absteiger aus der DKB-Handball-Bundesliga.
Wenn am Sonnabend um 19 Uhr im SZ Maurepasstraße zum Handball-Zweitliga-Duell zwischen dem SV Henstedt-Ulzburg und der TSG Ludwigshafen-Friesenheim angepfiffen wird, sind die Rollen klar verteilt. Auf der einen Seite die Gäste aus dem Süden der Republik, Erstliga-Absteiger und Traditionsverein, dessen Kader gespickt ist erfahrenen Erstligaspielern. Auf der anderen Seite der Außenseiter aus Schleswig-Holstein, in der zurückliegenden Spielzeit nur knapp dem Abstieg entronnen und nach zwei Spieltagen Schlusslicht der Tabelle. Doch die offensichtliche Rollenverteilung für das Handball-Spektakel schreckt den Underdog aus HenstedtUlzburg nicht. „Wenn wir uns von vornherein geschlagen geben, haben wir in der 2. Bundesliga nichts verloren“, gibt sich SVHU-Kapitän Nico Kibat kämpferisch.
Für Kibat ist es ein besonderes Spiel. Er hat vier Jahre für die Eulen gespielt und sich damals in der Chemiestadt am Rhein sehr wohl gefühlt. Inzwischen ist Kibat, in jungen Jahren mit dem THW Kiel Deutscher Meister, zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Der gebürtige Rendsburger spielt im vierten Jahr bei den Frogs und ist Leitfigur einer jungen Mannschaft von Studenten, Auszubildenden und Teilzeit-Profis. Die Frogs, die mit einem Etat von rund 500 000 Euro zu den zu den weniger betuchten Zweitligisten gehören, haben ein hammerhartes Auftaktprogramm und hatten mit dem ASV Hamm-Westfalen und dem HSC 2000 Coburg bereits Schwergewichte der 2. Handball Bundesliga vor der Brust. „Die beiden Niederlagen machen uns nicht nervös. Wichtig ist, dass sich die Mannschaft weiter entwickelt“, sagt Amen Gafsi. Sein Trainer-Kollege Matthias Karbowski sieht sich gegen die TSG in der Rolle des Außenseiters, will aber „selbstverständlich zu Hause jedes Spiel gewinnen“. Beide hoffen, nachdem in Schleswig-Holstein die Sommerferien vorbei sind, auf voll besetzte Tribünen. „Wir brauchen die Unterstützung unser Fans“, sagt Karbowski. Dass der am Sprunggelenk verletzte Stammtorhüter Jan Peveling zurück ins Tor kehrt, ist eher unwahrscheinlich. „Er hat noch Schmerzen und konnte nicht trainieren“, sagt Gafsi, der dem jungen Duo mit Justin Rundt und Timo Schmidt das Vertrauen ausspricht. „Beide haben ihre Sache in Coburg ordentlich gemacht“.
Erfreuliches gibt es vom Reha-Patienten Karl Saint Prix zu vermelden. Der französische Neuzugang, der sich Mitte Juli beim Benthack-Cup des HSV Handball einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, darf ohne Gehhilfen gehen und beginnt in der Reha mit einem Muskel-Aufbautraining. Karl und sein Landsmann Hamza Kablouti haben überdies mit regelmäßigem Deutschunterricht begonnen. Zwei Mal wöchentlich vermittelt Elke Schäfer, Lehrerin am benachbarten Alster-Gymnasium und glühender Frogs-Fan, den beiden jungen Franzosen deutsche Vokabeln in Wort und Schrift. „Ich will endlich mit meinen deutschen Kollegen sprechen“, sagt Mittelmann Hamza Kablouti, der vor zwei Wochen mit seinem Landsmann als WG eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in HenstedtUlzburg bezogen hat. Noch sind die Kaderplanungen der Frogs nicht abgeschlossen. Der SVHU ist noch auf der Suche nach einem abwehrstarken Kreisläufer und einem Linkshänder für den Rückraum.
Joachim Jakstat
3. September 2015