Seltener Feiertag im Ratssaal der Gemeinde. Die von Bürgermeister Bauer geführte Verwaltung hat nach eigenen Angaben das Luftfeuchtigkeitsproblem an der Grundschule in Ulzburg-Süd gelöst. Und das ausgerechnet mit dem Drosseln der Frischluftzufuhr.
Im Vergleich mit anderen untersuchten Schulen sei hinsichtlich aller Werte die Luftqualität an der Grundschule Abschiedskoppel nun die beste, erklärte der für die Schulgebäude zuständige Verwaltungsmann Lars Möller nach Ablauf einer Messperiode Anfang Juni im Ratssaal.
Zur Erinnerung: im Dezember war die Frischluftzufuhr in der Grundschule an der Straße Abschiedskoppel gedrosselt worden. Die Lüftungsanlage fährt seitdem erst dann hoch, wenn die CO2-Konzentration 1.100 ‚Parts per Million‚ (ppm) erreicht. Zuvor hatte es Frischluft von Außen für Lehrer und Schüler bei Erreichen eines Schwellenwertes von 1.000 ppm gegeben. Hintergrund der Aktion waren wiederholte Beschwerden von Lehrern, Schülern und Besuchern der Schule wegen der klimatischen Verhältnisse gewesen. Bauamtsleiter Jörn Mohr hatte bereits vor drei Jahren von Nasenbluten und ‚aufgeplatzter Haut‚ wegen zu trockener Luft im Gebäude bei Schülern und Lehrern berichtet.
Dazu muss man wissen: Die Schule ist als sogenanntes Passivhaus luftdicht verpackt, muss deswegen maschinell mit Frischluft versorgt werden. Das Problem in der kühleren Jahreszeit: kalte Luft ist von Hause aus trocken, pumpt man die nun in die Schule, sinkt dadurch im Gebäude die Luftfeuchtigkeit, verschärft also das Trockenluftproblem weiter. Deswegen ist die Frischluftzufuhr gedrosselt werden, was mit einem Ansteigen der CO2-Konzentration in der Luft einhergeht. CO2 wird beim Atmen freigesetzt, steigt in Klassenräumen mit vielen Schülern schnell an. Zusätzlich war auch die Temperatur in der Schule abgesenkt worden.
Die eingeleiteten Schritte habe die gewünschte Wirkung erzielt, die relative Luftfeuchtigkeit sei in den Klassenräumen um fünf Prozentpunkte auf 37 Prozent gestiegen. Seit Beginn der Maßnahme habe es zudem kaum noch Beschwerden von Kindern gegeben, nur in einem Fall sei ein Schüler von Nasenbluten betroffen gewesen, so Möller. Schon im Januar hatte übrigens Schulleiterin Petra Pilkahn einen positiv klingenden Zwischenbericht gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten abgegeben.
Die Kommunalpolitiker, die das Luftfeuchtigkeitsproblem der Passivhaus-Schule immer wieder zum Thema gemacht haben, reagierten nach dem Vortrag von Möller zufrieden. „Wir haben ein akzeptables Ergebnis erreicht, brauchen keine Luftbefeuchtungsanlage einbauen“ erklärte CDU-Sprecher Jens Müller. Und sein Fraktionschef Dietmar Kahle meinte: „Ist jemand aus der Lütten School heute hier? Niemand? Dann ist wohl alles in Ordnung.“
Vor der Erhöhung der CO2-Dosis hatte es übrigens einen Versuch gegeben, die Luftfeuchtigkeit mit dem Aufstellen von Zimmerpflanzen zu erhöhen, der war gescheitert.
Das Klimaproblem an der Lütten School scheint geklärt, dank der parallel stattgefundenen Messung bei weiteren Gebäuden, steht die Verwaltung jetzt allerdings vor neuen Herausforderungen. Während in der Passivhausschule beim Überschreiten des – wenn auch jetzt höheren Grenzwertes – automatisch die Frischluftzufuhr einsetzt, wird in den Grundschulen in Ulzburg und auf dem Rhen einfach mittels Fensteröffnung gelüftet. Das geschieht aber offenbar nicht immer mit der nötigen Sorgfalt. Möller jedenfalls zu den Ortspolitikern: In Ulzburg haben wir in der Spitze 3.300 ppm gemessen, in der Rhener Grundschule 2.500 ppm. Das nenn ich dicke Luft.“
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