Essen in Kindergärten: dünne Suppen, kalte Speisen und zu wenige Portionen

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Betretene Mienen im Hauptausschuss

Es hielt den Vater von zwei kleinen Töchtern einfach nicht auf seinem Sitz, er wollte unbedingt etwas loswerden… Szene aus der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendausschuss im Ratssaal. Auf Antrag von SPD-Fraktionschef Horst Ostwald durfte der ungeduldige Vater dann außerhalb der Tagesordnung sein Anliegen vortragen. Und was er zu sagen hatte, war Stoff für einen handfesten Skandal und sorgte bei den völlig überraschten Kommunalpolitikern für einige Irritation und wohl auch für Unmut.

Es klappe nicht mit dem Essen in den Kindergärten, kritisierte der besorgte Vater. Mal werde zu wenig angeliefert, mal zu viel. Häufig seien die Speisen kalt. Freitags gebe es dünne Suppen – beispielsweise wenige Linsen in viel Flüssigkeit. Seine Kinder hätten sich geweigert, das zu essen. Als Sättigungsbeilage gebe es dann Kuchen. Ob denn die Verwaltung überhaupt über diese Mängel unterrichtet sei, wollte der aufgeregte Mann wissen. Eine Rathausmitarbeiterin gab zu, dass man über Schwierigkeiten informiert sei.
Man habe auch die Eltern benachrichtigt. Der Vater allerdings bestritt, eine Mitteilung bekommen zu haben. WHU-Gemeindevertreter Mariano Cordova warf daraufhin ein, dass es schon seit Beginn der Lieferungen Schwierigkeiten gebe.

Bürgermeister Stefan Bauer bestätigte, dass Probleme bei der Versorgung der Kindergärten mit Essen aufgetreten seien. Er selbst habe allerdings erst am Morgen des Sitzungstages davon erfahren, sei erst vor 14 Tagen aus dem Urlaub zurückgekommen. Er habe im Verlauf der Sitzung über die Angelegenheit informieren wollen. Unverständlich in diesem Zusammenhang allerdings erscheint Bauers Äußerung, es handele sich bei den Beanstandungen wohl um „Anfangsschwierigkeiten“, die er dem Caterer für einen Monat zubillige. Der Leiter des Unternehmens werde dazu in der nächsten Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses Stellung nehmen. Zur Erklärung: Alle Henstedt-Ulzburger Kindergärten werden seit dem 1. August von einem Unternehmen mit Essen versorgt.

Besagter Vater ist nicht der einzige Beschwerdeführer. Ein anderer Vater kritisierte gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten, das von dem Caterer angelieferte Essen sei nicht kindgerecht. Die Deckel der Container, in denen es transportiert werde, schlössen nicht richtig, so dass die Speisen kalt seien. Oft würden auch zu wenige Portionen angeliefert, so dass für manche Kinder kein Essen da sei. Das Kindergarten-Personal helfe dann irgendwie mit „Bordmitteln“ weiter. Auch die Verwaltung bestätigte noch während der Sitzung, dass kein Kind habe „hungern“ müssen.

Zu wünschen ist im Hinblick auf die Kinder, dass die „Anfangsschwierigkeiten“ – hoffentlich auf intensiven Druck der Verwaltung hin – inzwischen überwunden sind.

Jörg Schlömann

18. September

21 thoughts on "Essen in Kindergärten: dünne Suppen, kalte Speisen und zu wenige Portionen"

  1. Zentraleinkauf bedeutet leider immer wieder, es wird ausschliesslich nach kaufmännischen Gesichtspunkten entschieden. Das ist das Problem bei vielen Firmen.
    Erst zu Hause bei der Qualität des Weines für den Eigenverbrauch. Da ändern sich auf wundersame Weise die „Einkaufsregeln“.
    So lange sich da nichts ändert, müssen wir uns nicht wundern.
    Sozial bedeutet, nicht immer alles mit der Gewinnbrille zu betrachten.

    1. ZE bedeutet: Man legt seine roten und grünen Linien fest und schreibt die zentral gebündelte (für den Anbieter attraktivere) Menge aus. Mit der Bedingung, die roten Linien nicht zu überschreiten (Qualität, Umweltstandards, Sozialstandards). Und dann gewinnt den Auftrag, wer beim Preis am besten ist und/oder noch näher an die grünen Linien kommt (preisgleich, aber auch noch Bio).

      Funktioniert immer dann nicht, wenn da noch verborgene Interessen mitspielen oder die Kriterien schwammig formuliert sind oder nicht kontrolliert werden.

      Die Auftraggeber der einstürzenden Bangladesh-Fabriken sagen auch immer: Sozialstandards haben wir festgeschrieben. Nur sind die Kontrollen lax/unengagiert. Andere sind da weiter: http://www.cottonmadeinafrica.org/de/

  2. ….ein trauriges Thema. Wenn die Kita die Mängel zuerst meldet – sicherlich eine „Etage höher“ ins Rathaus – und dort tut sich nichts, bis ein mit recht erboster Vater an die Öffentlichkeit geht, dann frage ich mich doch, welche Qualität die Arbeit dort hat in der Verwalttung.
    Alles auf den urlaubenden Bgm zu schieben und zu warten – unverständlich. Wir hatten auch Zeiten ohne hauptamtlichen Bgm…..es kann nicht alles nur am Bgm festgezurrt werden. Vorarbeit wäre in jedem Fall dringend erforderlich gewesen und nicht erst jetzt, wo die „Bombe geplatzt ist“.
    Wäre ich im Rathaus tätig, dann hätte ich mal so nebenbei in den Nachbargemeinden angefragt, ob es da nicht Empfehlungen und Erfahrungen gibt, die nützlich wären.
    Einen Einkaufsverbund zu bilden wäre eine gute Lösung. Im Kreis gibt es doch u.a. einen Zweckverband für Wasser, Abfallentsorgung und Tierheim. Warum eigentlich nicht dafür auch ?

    1. Ich halte mich mit Kritik an der Verwaltung eher zurück, aber in diesem WICHTIGEN Fall kann ich nur mein greises Haupt schütteln, da hat doch jemand echt geschlafen, oder es war Ihr/ihm nicht wichtig genug.

  3. Was kostet denn eine Portion? Und was hat die Verwaltung, die nach eigener Aussage informiert ist, bisher unternommen? Was genau soll „kindgerechtes“ Essen sein? Was genau schmeckt am Essen nicht (geht es um persönliche Vorlieben und Gewohnheiten oder tatsächlich um schlechtes Essen)? Und wie hoch ist die tägliche Zuzahlung der Eltern (bei 40% Anteil müßte es ja über einen Euro sein, sonst kann das Essen ja nur Abfall sein, Ausschreibung hin oder her)? Läßt sich doch alles anhand des Artikels und der Kommentare gar nicht beantworten.

    1. Aus dem Portionspreis kann man ja noch keine Qualitätserwartung ableiten. Wenn die Fremdfirma eine Ausschreibung mit einem für die verlangte Qualität und Menge wissentlich zu geringen Preis bietet, wäre das ja Betrug. Und wenn sie erst jetzt nachrechnen mit der Erkenntnis „Ups, Verlustgeschäft“, dann darf man das bei einem Gewerbetreibenden getrost unter „selbst schuld“ abheften. Das rechtfertigt keinerlei Abstriche bei der Qualität und bedeutet dann eben nun Verlust bis zum frühestmöglichen Kündigungstermin. Nur ist die Leistung hoffentlich auch belastbar spezifiziert, ansonsten mündet das ggf. in ein Gutachtergefecht hinsichtlich dessen, was „üblich“ ist und somit implizit zu erwarten ist, selbst wenn nicht explizit gefordert. Und selbst große Organisationen verfallen dabei gern mal der Traumtänzerei, vor allem wenn der Einkauf gebypassed wurde.

    2. Ich kann nur sagen, dass unser Kleiner grad die Schule gewechselt hat und dort nun auch mit dem Thema der Mittagsverpflegung zu tun hat. Hier wurde uns erzählt, dass es sich um einen Caterer aus Kisdorf handelt, alles gerade neu abgeschlossen wurde und man bisher mit der Qualität zufrieden sei. (Unser Sohn hat es noch nicht probiert, aber das kommt wohl demnächst.)
      Unsere „Zuzahlung“ pro Essen liegt bei 2,50 €. Ich weiß nicht, in wie weit das evt. identisch mit den Kindergärten oder Horten ist?!

  4. Versorgung seit dem 01. August durch ein Unternehmen, von Beginn an schlechte Qualität. Beschwerden von Eltern (und Kita-Mitarbeitern?), in der Folge wochenlang keine Änderung. Erst ein aufgebrachter Vater macht es zu einem echten Thema. Was ist das für ein Management? Der Auftraggeber selbst, also derjenige, der die Rechnungen bezahlt, muss eigentlich unverzüglich reagieren, und eine unmittelbare Änderung erzwingen, so er den Mangel erkennt. Stattdessen wird wochenlang Toleranz geübt, und mit minderer Qualität weitergewurstelt. Man kann wirklich den Eindruck bekommen, dass das Thema nicht besonders gewichtet wird, bzw. in die Bearbeitungsleidenschaft anderer Bürgerklagen passt.
    Das der Bürgermeister im Urlaub das Thema nicht lösen kann, ist verständlich. Unverständlich ist hingegen, warum es bei der Lösung des Problems auf ihn ankommen sollte.

    1. Dabei muss man hoffen, dass die Gemeinde nicht diffus „Kitaessen“ bestellt hat, sondern das auch nach Qualität klar spezifiziert hat. In der Rolle „Zentraleinkauf“ tut sich das Rathaus immer wieder schwer, gefühlt besonders im Bereich Schule/Kita. Dabei liegt bei jedem halbwegs größeren Unternehmen die Beschaffung von außen bei so einer Abteilung. Die bei Verkäufern meist gefürchtet ist, denn die Konditionen werden oft verhandelt nach dem Motto: Der Kampf ist zuende, wenn einer blutet. Nur unser Rathaus scheint hier keine Einkaufsmacht entfalten zu können. Evtl. sollte man auch hier mit KaKi, Norderstedt oder gleich im ganzen Nordgate eine Beschaffungsfunktion aufbauen. Und die legt den Lieferanten dann mal jene Daumenschrauben an, daß auch so ein Kantinenbetrieb von der ersten Minute wie ein Uhrwerk funktioniert. Und sich wie das Kaninchen vor der Schlange vor der Konventionalstrafe fürchtet.

  5. …..wir haben doch viele Flüchtlinge im Ort. So mancher ist durchaus bereit seinen Tag sinnvoll zu gestalten. Es macht sicherlich so manchem Freude etwas zu tun und sich nicht nur tageein und tagsaus zu langweilen. Das Kochen hat für viele Flüchtlinge einen besonderen Stellenwert. Man(n – frau) speist anders – mit viel leichter und bekömmlicher Kost und Gemüse der Region -. Mit der Fahrradwerkstatt in Henstedt klappt das ja auch ganz gut aus alten Fahrrädern, sperrmüllreif, neue Räder zusammenzustellen.
    In Verbindung mit freiwilligen Deutschen (Eltern etc.) wäre das doch in der Schulküche eine Variante der Integration, mit gleichzeitigem Unterricht in unserer Sprache.
    Aber aus rechtlichen Gründen nur auf freiwilliiger Basis. Im Beckersbergring schnuppert man oft interessante Gerüche – leider zu späten Zeiten – aus den offenen Küchenfenstern.
    So lernt man doch deutsche und ausländische Speisen kennen – und schätzen. Wir „Großen“ besuchen doch auch gern südländische Restaurants und nicht nur immer unsere deutsche Küche zu geniessen. Schnitzel, Pommes, Pizza und Co austauschen gegen Gerichte, die wir aus der südländischen Küche durchaus schätzen.

  6. Moin Andreas,
    das duftet und klingt natürlich gut. Jeder Kita ihre Köchin zum Anfassen hieße aber auch extreme Kostensteigerungen als Folge. Ich halte es für völlig illusionär in jede Kita eine Zubereitungsküche einzubauen, Köchin, Küchenhilfen sowie Vertretungspersonal einzustellen. Zu bedenken ist, dass 40 % der Kosten von den Eltern übernommen werden sollen.
    Die Verwaltung hat eine ordentlich vorbereitete Ausschreibung für die Essenbelieferung durchgeführt. Es wurden Essenqualitäten, kurze Lieferwege und Warmhaltezeiten nach anerkannten Kriterien definiert und eingefordert. Wenn das Ergebnis nun davon abweicht, also schlecht geleistet wird, muss nachgebessert werden.
    Daneben wird es sicherlich in jeder Kindergartengruppe Möglichkeiten geben, den Kindern gesunde Ernährung beim gemeinsamen Frühstück und in wiederkehrenden Projekten nahe zu bringen.

    1. Hallo Karin, sei nicht bös, aber Deine Reaktion ist sehr typisch bei diesem Thema. Teuerstmöglichstes Szenario ansetzen, dann mit Hinweis auf die nicht bezahlbaren Kosten, ablehnen und beim Alten bleiben.

      Zwischen diesem status quo und der teuersten Möglichkeit gibt es viel Raum für moderne Ideen und neue Wege. An anderen Stellen habe ich viele davon aufgezeigt. Doch das ist hier nicht Thema. Immerhin sagst Du es klingt „gut“ und so ist, zumindest bei Dir, Interesse an alternativen Wegen vorhanden. Und wenn ein Wille zur Veränderung da ist, dann kann man auch etwas bewegen.

  7. Die Speisung in Schulen und Kitas ist nicht nur in Henstedt-Ulzburg ein Trauerspiel. Das Lustige ist (eigentlich ist es gar nicht lustig, sondern nur zum Kopfschütteln), dass allenthalben gefordert wird Kindern „gesunde“ Ernährung nahe zu bringen. Das wird auch getan, in den Kindergärten werden bunte Bilder gezeigt und ab und zu mal auf den gesunden Apfel verwiesen. Es gibt Ernährungspyramiden und -kreise, Kindgerecht alles, natürlich – sehr duchdacht und Erwachsen. In den Schulen dann Frontunterricht über Nährstoffe und Vitamine gemacht. In höheren Jahrgängen sogar ernährungsphysiologische Aspekte behandelt.

    Toll, toll, toll dabei gibt es einen viel einfacheren Weg schon kleinen Kindern eine gute Ernährung nahe zu bringen. Einfach Kochen! Und zwar vor Ort und auch wenn es Ärger mit den Veterinärämtern gibt, zusammen mit den Kindern. Eine Köchen oder Koch zum anfassen, Lebensmittel die auf dem Tisch liegen, die jeder sehen kann, wie sie dann zubereitet werden und dann duftend vor einem auf dem Teller liegen.

  8. Insgesamt fällt wieder auf, daß die Leistungsüberwachung bei externen Dienstleistern nicht klappt. Auftrag vergeben und das Thema aus dem Fokus verlieren geht eben nicht.

  9. Das kommt davon, wenn die Gemeinde an den falschen Stellen spart.
    DIe Köche haben immer gutes Essen in den Kita´s gekocht.
    Warum hat man nicht an einer Kita die Küche entsprechend umgebaut oder erweitert, und dann von da alle Schulen und Kita´s beliefert.
    Ich denke mal dann wären die Eltern auch bereit gewesen bei einer entsprechenden Mischkalkulation, etwas mehr für das Essen zu bezahlen.
    DIe Vertreter unserer Gemeinde sollten mal überlegen, ob unsere Gemeinde noch Familienfreundlich ist. Ich sage nein, unsere Gemeinde ist es nicht mehr. Es wird nur noch gespart, vorallem bei den Kleinen, aber überzogen hohe Kita und Hort Gebühren kassieren.
    Ja Kinder kosten Geld. Aber für die hat die Gemeinde nichts übrig. Das Geld wird lieber für unsinge Dinge ausgegeben.

    1. Hallo ELtern von Kita-Kindern,

      Zahlt das Essen geld nur noch unter Vorbehalt und holt euch das Geld für den letzten Monat zurrück. Die im Rathaus müssen endlich mal merken, was sie da für einen Bockmist machen. Soll der Bürgermeister doch das Essen jeden Tag essen, was unseren Kindern in den Kita´s vorgesetzt wird.

  10. Wenn die Firma das auf Startschwierigkeiten zurückführt (also mangelhafte Leistung einräumt!), dann darf man doch sicher davon ausgehen, dass für den 1. Monat nichts berechnet wird?!? Wobei die Kinder dann ja immer noch als Versuchskaninchen benutzt worden sind… Wer sich beim Friseur als Versuchskaninchen für Lehrlinge hergibt, zahlt ja auch nix und geht wenigstens bewußt das Risiko ein, notgedrungen mit Militärschnitt wieder rauszukommen.

  11. Mit dem Essen ist es grausam. Vorher war schon schlimm, aber sowas geht gar nicht. Meine Kinder essen nicht mit, obwohl sie es gerne möchten. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass mein kleineres Kind von 20 Gerichten höchstens 5 Gerichte tatsächlich mögen würde. Dafür soviel Geld zahlen ist wahnsinnig. Ich bin dafür das die Kita’s selber kochen sollen. Leider sind die Kochprofis im letzten Jahr nicht auf meine bitte sich die Kita’s anzusehen eingegangen. Zuviele andere Baustelle haben die gehabt. Wenn jemand weiß wie man günstig, frisch und Kindgerecht kocht. Dann die Kochprofis. Genau das Frühstück. In anderen Kita’s gibt es Büfett mit frischen, gesunden Sachen. Die Eltern haben nicht die Möglichkeit den Kindern nur süßkram mitzugeben.

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