
3.500 von Hand angezündete Lichter standen im Mittelpunkt des diesjährigen Parkfunkelns im Stadtpark und waren zweifellos das Bewundernswerteste an diesem mit Spannung erwarteten Ereignis. Eine Ssysiphus-Arbeit, die sich über das gesamt Park-Gelände erstreckte. Die größte Faszination übte das kreisrunde Lichter-Labyrinth als Irrgarten aus, der von der Aussichtsplattform besonders gut zu sehen war und von den Besuchern begeistert genutzt wurde..

Geleitet von zahllosen Lichtern, die die Wege zu den einzelnen Attraktionen säumten, traf man auf die erste Station hinter der unverzichtbaren „Fressmeile“ , wo ein Häuschen auf sich aufmerksam machte. Ein wehender Vorhang ließ zunächst eine Wahrsagerin dahinter vermuten. Aber dann wühlte sich plötzlich schnaufend, schnarchend und röchelnd eine seltsam kostümierte Gestalt aufs Dach der Hütte und begann gurgelnd und keuchend zu deklamieren. Ununterbrochen bis Mitternacht verkündete er alles Mögliche bis zum Heil der Welt, was seine Zuhörer seltsam ungerührt ließ. Sie warteten auf die Lichtspiele, die sie in ihrer Üppigkeit noch vom Parkfunkeln 2011 noch in Erinnerung hatten. Doch diesmal wurden nur vereinzelt Büsche und Bäume angestrahlt, um wie rote Fackeln zu wirken.

Wer zwecks Abkürzung vom beleuchteten Weg abkam, stapfte in tiefster Nachtschwärze über die unebenen Wiesen – immer in Erwartung eines plötzlichen Sturzes oder eines umgeknickten Fußes. Was auch fehlte, waren die imposanten Stelzenfrauen, die einst sogar kleinere Bäume überragten. Dafür konnte man einen Steintänzer bewundern, der einen fast halsbrecherischen asiatischen Tanz vollführte. Gleich darauf entdeckte man das dekorative Lotterbett mit einer Frau, die sich einfach nicht entschließen konnte aufzuwachen und sich auf ihrem Laken hin- und her räkelte. Das Ganze nannte sich „Schattenspiele“, obwohl kaum ein Schatten auf der dahinter gespannten Leinwand zu sehen war. Herzerfrischend dagegen die bekannten Baumgesichter, denen Jungen und Mädchen per Tonband ihre Wünsche anvertrauten, wie sie sich ihr Leben vorstellen, wenn sie einmal groß sind. Das reichte vom Millionär bis zur Rentnerin, von bescheidenen Wünschen nach Freundschaften, die auch die Schulzeit überdauern, von Schwärmereien und Hoffnungen.

Das versöhnte mit den fehlenden Attraktionen, die vom selben Lichtkünstler (von 2011) noch angekündigt worden waren. Ob es seine Nachfolger mit ihren beeindruckenden Flammen-Demonstrationen und Scheinwerferspielen waren, die Büsche und Bäume üppig in rotes, gelbes und blaues Licht tauchten, dass man etwas enttäuscht war, weil es diesmal fehlte. Dabei wollte man doch den ersten Licht-Künstler unbedingt wiederhaben, der die Besucher mit seinem Programm so faszinierte hatte, dass sie sich auf dem Heimweg fühlten, als kämen sie gerade von einem anderen Stern. Oder lag es daran, dass es das erste Ereignis dieser Art war – ohne Vergleiche mit der nachfolgenden Konkurrenz? Oder ist es vielleicht auch unsere Begeisterungsfähigkeit, die angesichts der aktuellen Lage in der Welt gelitten hat?
Gabriele David
26. August 2017