Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg liefert sich mit einem US-Unternehmen einen bizarren Wettlauf um die Markenrechte für ein grau-schwarzes hu in Kleinbuchstaben mit einem roten Punkt und einem Schriftzug darunter.
Diese, von einer Kieler Werbeagentur entwickelte, Wort-Bild Kombination soll zukünftig auf Ratgebern, Visitenkarten, Broschüren, Einladungen und anderen offiziellen Druckerzeugnissen der Gemeinde prangen.
Das Problem: Das entwickelte Logo ist alles andere als einzigartig: Eine US-Firma, die Sportbekleidung herstellt, verwendet ein nahezu identisches Logo.
Abgesandte der Kieler Agentur versuchten nun am Dienstagabend die Ausschussmitglieder davon zu überzeugen, dass das identische Erscheinungsbild kein Plagiat, sondern schlicht Zufall sei: „Eine Garantie auf Einzigartigkeit bei Milliarden-Logos weltweit gibt es nie“, so Michael Wehrmann, Geschäftsführer der Werbeagentur, der detailliert den Entwicklungsprozess erläuterte, an deren Ende sich das nun heftig diskutierte Logo herausschälte: Unter anderem habe es vier unterschiedliche Entwürfe gegeben.
Darunter entdeckte der von der Gemeinde bestellte Sachverständige Norbert Lindhof allerdings auch gleich einen weiteren möglichen Doppelgänger: „Der zweite Entwurf ähnelt ja ziemlich stark dem Logo des Flughafenbetreibers Fraport“, stellte der frühere Geschäftsführer von Scholz & Friends fest.
Trotzdem wollte auch Lindhof der Kieler Werbeagentur nicht unterstellen, dass diese das Logo einfach abgekupfert hat. Er riet den Politikern dazu, dass Logo zu nehmen, wenn sie denn den Erklärungen glauben schenkten.
Auch die Henstedt-Ulzburger Nachrichten können in die Köpfe der Politiker nicht hineinsehen. Fakt ist aber, dass die Mitglieder des Gremiums einstimmig für die zukünftige Verwendung des Logos stimmten. Allerdings erst, wenn die Eintragung der Markenrechte beim Patentamt vollzogen ist. Die Kieler Werbeagentur als auch einige Ausschussmitglieder hatten bei Recherchen in einschlägigen Datenbanken schließlich nirgends feststellen können, dass das Logo schon Schutzrechte genießt.
Jetzt zeigt sich, dass offenbar nicht gründlich genug recherchiert worden ist. Denn Leser Uwe Rohlfing hat im „United States Patent and Trademark Office“ doch einen Eintrag gefunden. Zugegeben, einen recht frischen. Am Freitag, den 9.März, hat der Sportbekleidungs-Shop einen Antrag zum Schutz der Bildmarke laut Webseite des US-Patentamts eingereicht.
Drei Monate kann nun die Prüfung des Antrags dauern, ist dem „Current Status“ zu entnehmen.
Die Mitglieder des gemeindlichen Hauptausschusses hatten wohl schon das mögliche Störfeuer geahnt. Jedenfalls wurde auf der Sitzung die Befürchtung geäußert, das US-Unternehmen könnte ihnen beim Markenschutz zuvor kommen. Und so wollten die Politiker die Verwaltung zunächst ultimativ auffordern, sofort am nächsten Tag die Anmeldung vornehmen zu lassen. Manja Biel, federführende Verwaltungsmitarbeiterin in Sachen Logo, wies allerdings eindringlich darauf hin, dass sie anderntags schon um 9 Uhr einen Termin in Neumünster habe. Gnädigerweise wandelte der Ausschuss die Zeitvorgabe dann in „unverzüglich“ um. Ein Entgegenkommen, das sich nun möglicherweise rächen könnte. Schließlich zählt nun jeder Tag, ein Fotofinish ist nicht unwahrscheinlich: Acht Wochen könnte die Bearbeitung in Deutschland dauern, so Manja Biels Zeitschätzung direkt nach der Ausschusssitzung.
Eigentlich ganz gute Voraussetzungen, dass Henstedt-Ulzburg den Wettlauf gewinnen kann.
Manch einer mag allerdings auch auf eine Niederlage offen. Schließlich stünde als Ersatzkandidat immer noch das altehrwürdige Gemeindewappen parat. Das beliebte Gemeindesymbol – mit angedeuteter Ritterburg, Eichenlaub und den beiden Quellflüssen Alster und Pinnau – droht ja zur Randfigur degradiert zu werden. Denn kommt das neue Logo, macht sich das Wappen rar. Nur noch bei besonders wichtigen Urkunden solle das Traditionswappen aufgedruckt werden, hieß es am Dienstagabend aus dem Hauptausschuss.
Christian Meeder
15.März.2012
„Ich habe Zweifel, dass ein allgemein zugänglicher Zeichensatz für den es lediglich ein Nutzungsrecht gibt, aber quasie Bestandteil des gesamten Logos ist, als Marke geschützt werden kann.“
Das geht. Gerade als Marke. Urheberrechtsschutz könnte man über die nötige Schöpfungshöhe streiten. Schriftzeichen oder auch ganze Schriftarten zum Beispiel sind regelmäßig nicht urheberrechtlich geschützt. (Für die Schriftart-Dateien behilft man sich dann meist mit einigen Tricks, um doch wenigstens etwas Schutz hinzubekommen.)
„Ich finde es schon befremdlich, dass einer Kerativagentur nichts besseres einfällt als sich einer Schrift zu bedienen ohne etwas eigenes einzigartiges zu schaffen.“
🙂 Die Logos von SPD, Grüne, Linke haben übrigens sogar alle genau die gleiche Schriftart. Die ehemalige PDS nutzte sie auch, genauso wie bis vor ein paar Jahren die FDP.
Im Ernst: Die Agentur hat die Anforderungen für das Logo erstellt, hat danach mögliche Schriften gesichtet und angepasst. Für die paar tausend Euro kann man doch nicht erwarten, dass eine ganz neue Schriftart entwickelt wird. Das machen selbst Großkonzerne für ihre Auftritte selten. Meistens finden Sie immer die gleichen Schriftarten für Logos. Der Fernsehsender ZDF-neo hat für sein Logo die gleiche Schrift wie Sat.1 und Facebook (Das „normale ZDF-Logo besteht auch nur aus Buchstaben einer Schrift, die es vorher schon gab – naja, und dem Kreis). Das Logo der Deutschen Post ist nur ein Schriftzug in der Frutiger – und die ähnelt doch sehr verblüffend der Myriad, die Hausschrift von Apple. Und so weiter.
Ich habe Zweifel, dass ein allgemein zugänglicher Zeichensatz für den es lediglich ein Nutzungsrecht gibt, aber quasie Bestandteil des gesamten Logos ist, als Marke geschützt werden kann.
Diese Schrift wurde von einemDesigner für die Allgemeinheit zur kostenlosen Nutzung geschaffen. Ob dieses vom Uheber eingeräumte Recht indirekt durch unsere Gemiende mittels Markenschutz eingeschränkt werden kann, wage ich zu bezweifeln.
Ich finde es schon befremdlich, dass einer Kerativagentur nichts besseres einfällt als sich einer Schrift zu bedienen ohne etwas eigenes einzigartiges zu schaffen.
Aber zur Zeit wundern mich so einige Dinge sehr, die sich in unserer Gemeinde abspielen 🙂 …
Ich brauche kein neues Logo und diese Scheußlichkeit schon gar nicht. Das Wappen hat Tradition und die sollte erhalten bleiben. Das Geld können wir uns wirklich sparen und SINNVOLLER ausgeben. @Christan Göttsch: sehr schön umschrieben mit Rollstuhl und Badewanne *grins*.
Klar, die Basis kann gar nicht groß genug sein und es ist sicherlich auch für Schulklassen interessant dieses als Projekt im Unterricht einzubauen. Schön, dass mein Vorschlag auf Interesse gestossen ist.
Hallo Herr Kubath, hallo Herr Hagen,
ich halte Ihren Vorschlag für sehr gut, wenn man denn neben dem Wappen unbedingt ein (anderes) Logo haben möchte. Dieses Vorgehen schafft Identifikation, spart Geld und das Geld bleibt im Ort.
Ich meine, man sollte zusätzlich auch die Schulen ansprechen.
Herr Kubath hat hier aus meiner Sicht den besten Vorschlag gebracht… einen Ideenwettbewerb innerhalb der Gemeinde-Bürger und -Kleinunternehmer ausschreiben. Im Ort sind auch viele freischaffende Künstler und Designer tätig. Wenn ein solcher Wettbewerb mit 2.000 € dotiert wäre (was immer noch viel ist) bekäme man sicherlich nicht nur 4 Vorschläge (für 17.000 €) sondern dutzende! Warum sind die Entscheidungsträger in der Gemeinde eigentlich so unflexibel und schauen nicht über den Tellerrand der Möglichkeiten???
Human Element wird sehr geehrt, dass jemand würde denken, dass viel von unserem Logo, um es für andere Zwecke verwenden! Aber noch wichtiger ist, würde Hu noch mehr geehrt, ein Teil Ihres Lebens sein und in euren Häusern! Wir sind sehr überrascht, dass Sie uns finden und teilen diese Informationen mit uns! Wir sind sehr dankbar für diese Informationen. Bitte zögern Sie nicht uns auf Facebook http://www.facebook.com/HuStyle folgen oder folgen Sie uns auf Twitter @Hu_Element! Make It Count!
Ein klares Meinungsbild der Kommentare. Und als Ergänzung: wer zahlt die Zeche, wenn ein amerikanisches Gericht H-U wegen der Benutzung des Logos verklagen würde? Selbstverständlich nicht diejenigen, welche jetzt die Entscheidung durchboxen, sondern alle Gemeindemitglieder und Steuerzahler!
Amerikanische Gerichte sind ja für drakonische finanzielle Strafen selbst für „Kleinigkeiten“ berüchtigt. Die Idee des Hauptausschusses, jetzt schnell alles eintragen zu lassen, ist unsauber und unwürdig. Und mit nicht kalkulierbaren Risiken belegt!
Henstedt-Ulzburg bringt es auf den Punkt:
http://ulzburger-nachrichten.de/wp-content/uploads/2012/03/FDP_LOGO.jpg
Leider kann ich kein Logo erkennen. Für mich sieht es aus als ob ein Rollstuhl mit pinken Reifen vor einer Badewanne steht. Darunter eine Allerweltsschriftart mit industriellem Anstrich.
Meines erachtens hat sich hier niemand Gedanken über die Darstellung von H-U in einer Bildmarke gemacht, sondern nur darüber wie man am schnellsten möglichst viel Geld aus der Gemeindekasse zieht.
Meines Erachtens ist das Logo nicht mal 50 Euro wert.
Aus meiner Sicht gibt es nur eine Lösung: Stopp der weiteren Verfolgung dieses irrwitzigen Projektes. Überprüfung des Vertrages mit der Werbeagentur (Kündigung wegen arglistiger Täuschung bzw. Nicherfüllung müßte möglich sein, wenn ein solider Vertrag geschlossen wurde) und Diskussion eines neuen Logos mit den Bürgern der Gemeinde (Ein Ideenwettbewerb würde mehr Identifikation schaffen als ein aufdoktriniertes Logo).
Stefan Kubath
Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen.
Genau meine Meinung !!
Wenn man zweifelhafte Entscheidungen revidiert, verliert man ja nicht sein Gesicht. Dies würde eher von einer gewissen Größe zeugen, den Mut zu haben eventuelle Fehlentscheidungen einzugestehen.
Oder ist das bei den heutigen Politikern nicht mehr „IN“.
Weshalb wird eigentlich nicht die Frage nach dem „Warum“ beleuchtet?
Sind Politik, Verwaltung und auch Presse sich überhaupt darüber im Klaren, dass wir überhaupt kein neues Logo brauchen?
Es ist völlig sinnlos unser bisheriges Logo zu ersetzen. Es hat seine Arbeit bisher sehr gut gemacht. Warum soll es das in Zukunft nicht auch noch können?
Es ist doch auch ganz offensichtlich, dass für die Bürger Henstedt-Ulzburgs ein neues Logo eine absolut untergeordnete Rolle spielt. Und Hurra-Schreie habe ich auch noch nicht gehört.
Nun weiterhin sinnlos Geld und Kraft auf ein neues Logo zu verschwenden, ist für mein Dafürhalten in der derzeitigen Situation H-Us absolut unangebracht.
Warum tut man sich so schwer, und rudert nicht zurück? Haben unsere Politiker im Rathaus etwa Angst davor, Ihr Gesicht zu verlieren?
Das würde dann schon an dümmliche Sturheit von Lemmingen grenzen.
Wie schon Herr Wieland v. H.-G. richtig erkannt hat:
Es handelt sich um eine Kasperei, die unterbunden gehört!
Und was wird dieser Bizarre „Wettlauf“ und die Anmeldung die Gemeinde zusätzlich zu den 17.000 Euro kosten?
Logo für Gemeinde
Gibt es wirklich keine wichtigeren Angelegenheiten mit denen sich Politik und Verwaltung in H-U beschäftigen könnten? Gibt es wirklich keine wichtigeren Dinge für die das Geld ausgegeben werden kann, wenn es denn unbedingt weg muß? Gibt es für die Bürger der Gemeinde denn keine Möglichkeit solche Kaspereien zu unterbinden?