Die CDU und ihr Umgang mit der Umgehung

Gastkommentar von Jörg Schlömann

Ich weiß zwar immer noch nicht, wem ich am Sonntag bei der Kommunalwahl meine Stimme geben soll, aber in einem bin ich mir sicher: Die CDU wird sie nicht bekommen. Weil ich nicht abschätzen kann, was ich damit anrichte.

CDU-Gemeindevertreter Folker Brocks will nach eigenem Bekunden keine Westumgehung. Das will ich auch nicht, weil die frühestens am St. Nimmerleinstag realisiert werden könnte. Nach parteiamtlicher Lesart der Christdemokraten ist aber genau diese Westumgehung die eigentliche Lösung aller Henstedt-Ulzburger Verkehrsprobleme, obwohl sie es eigentlich besser wissen sollten und es vielleicht insgeheim auch tun. Aber wie halten es die christlichen Demokraten denn nun wirklich mit der Umgehung?

Der Ortsvorsitzende Michael Meschede geht vorsichtshalber auf Tauchstation. Fraktionschef Sven Oldag muss es stattdessen richten, möchte die Peinlichkeit am liebsten totschweigen, verweist dann aber doch auf das offizielle Wahlprogramm mit Impressum und kassiert den Wahlaufruf seines Kollegen Brocks ein – getreu dem Motto: Was nicht sein darf, das nicht sein kann!

Laut Folker Brocks, der in früheren Zeit auch schon einmal CDU-Fraktionsvorsitzender war und sich mit parteiinternen Machtkämpfen bestens auskennt, ist er in Sachen Westumgehung kein Einzelkämpfer in Unionskreisen. Was bedeutet: Es gibt richtig Zoff in der Henstedt-Ulzburger CDU; man zieht in der im Umbruch befindlichen Fraktion vielleicht noch an einem Strang, aber offenkundig nicht mehr in dieselbe Richtung.

Innerparteiliche Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten können der Demokratie eigentlich nur gut tun. Aber so unmittelbar vor einer Wahl sind sie für die hiesige CDU bestimmt nicht von Vorteil. Der Vorstand wäre besser beraten gewesen, die unterschiedlichen Standpunkte der Mitglieder rechtzeitig ausdiskutieren zu lassen und mit einem einheitlichen Meinungsbild in einer so wichtigen Frage an die Öffentlichkeit zu treten. Vielleicht weiß die Henstedt-Ulzburger CDU ja in fünf Jahren, was sie wirklich will. Aber eins ist schon jetzt sicher: Eine Westumgehung wird es für die Großgemeinde auch dann noch nicht geben.

H-UN

2. Mai 2018

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