Die Segeberger Landrätin Jutta Hartwieg wird noch in der laufenden Woche gegen Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Torsten Thormählen ein Disziplinarverfahren einleiten – wegen der gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe. Es soll aber sofort wieder ausgesetzt werden, weil die Kreisverwaltung als Disziplinarvorgesetzte des Henstedt-Ulzburger Verwaltungschefs den Ausgang der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Thormählen abwarten möchte, bevor sie weitere Schritte in der Sache unternimmt.
Beim „Fall Thormählen“ handelt es sich laut Jutta Hartwieg um das erste Verfahren dieser Art gegen einen Bürgermeister in Schleswig-Holstein. Der wird in der kommenden Woche vom Hauptausschuss der Gemeindevertretung als Dienstvorgesetztem zu den Vorwürfen angehört. Thormählen soll während seiner Zeit als Bürgermeister von Ellerau in seiner Eigenschaft als Vorstand der Kommunalbetriebe Ellerau (KBE) 200.000 Euro Steuergeld veruntreut haben – zusammen mit dem KBE-Prokuristen Klaus Lange.
Wenn Thormählen im Rathaus den Kommunalpolitikern Rede und Antwort steht, wird auch die Kommunalaufsicht des Kreises Segeberg mit von der Partie sein. Sie und die Gemeinde Henstedt-Ulzburg lassen sich in dem Verfahren von dem renommierten Fachanwalt Dr. Ulrich Mann aus Kiel beraten. Er wird bei der Anhörung Thormählens ebenfalls anwesend sein. Im Augenblick arbeitet der Hauptausschuss einen Katalog mit Fragen an den Bürgermeister aus, der sich in einem dreiwöchigen Urlaub befindet.
Die Landrätin wollte die Vorgänge in Henstedt-Ulzburg und Ellerau nicht bewerten. Ihr Kommentar laut Segeberger Zeitung: „Ich habe Zeitungswissen und eigenes Wissen in dieser Sache. Der gesunde Menschenverstand wundert sich sehr.“
Jörg Schlömann
21.02.2012