
Eine Amtszeit soll reichen. Bürgermeister Stefan Bauer hat am Abend völlig überraschend seinen Abgang angekündigt. Er werde sich nicht um eine Fortsetzung des Bürgermeisteramts bewerben, sagte Bauer im Ratssaal. Am 1. März 2020 findet die nächste Bürgermeisterwahl statt.
Der Verwaltungschef verlas ein dreiseitiges Statement, begründete seinen Rückzug darin unter anderem mit mangelnden Rückhalt aus der Politik. Zur Erinnerung: Bauer hatte die Ortspolitiker Anfang November um ein Feedback für eine mögliche zweite Amtszeit gebeten, sagte heute nun: „Einmal mehr habe ich eine erhebliche Diskrepanz meiner Reputation hier in der Gemeindevertretung auf der einen Seite und in unserer Einwohnerschaft auf der anderen Seite festgestellt. Ein maßgeblicher Teil von Ihnen, den Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern Henstedt-Ulzburgs, ist mir gegenüber kritisch bis ablehnend eingestellt und verhält sich auch so in der täglichen Zusammenarbeit. Das bedaure ich sehr, zeigt es mir doch, dass ich mein Ziel – mit Ihnen allen gemeinsam weiterzukommen – nicht in dem Umfang erreicht habe, den ich mir für die Amtszeit zum Ziel gesetzt hatte.“
Die Erklärung des Bürgermeisters im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Bürgervorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte mich bei Ihnen für die Rückmeldungen auf mein Schreiben mit Blick auf die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr bedanken. Die positiven Reaktionen aus unterschiedlichen Richtungen haben mich sehr gefreut. Das vielfältige Feedback hat mir die beabsichtigte Klärung der politischen Stimmungslage geliefert.
Ich weiß, dass ich einen ungewöhnlichen Schritt gegangen bin, der einige von Ihnen verunsichert oder auch irritiert hat. Die unterschiedlichen Rückmeldungen aus Ihren Reihen, der örtlichen Politik, insbesondere natürlich aus der Bevölkerung Henstedt-Ulzburgs, wie aber auch z.B. von Amtskollegen umliegender Kommunen haben mich in meinem Vorgehen bestätigt und gestärkt. Mein Schreiben hat offenkundig das ausgelöst, was ich mir erhofft hatte: eine Klärung meines Rückhalts sowohl bei den Fraktionen, als auch bei den Bürgerinnen und Bürgern sowie im politischen Umfeld.
Einmal mehr habe ich eine erhebliche Diskrepanz meiner Reputation hier in der Gemeindevertretung auf der einen Seite und in unserer Einwohnerschaft auf der anderen Seite festgestellt.
Ein maßgeblicher Teil von Ihnen, den Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern Henstedt-Ulzburgs, ist mir gegenüber kritisch bis ablehnend eingestellt und verhält sich auch so in der täglichen Zusammenarbeit. Das bedaure ich sehr, zeigt es mir doch, dass ich mein Ziel – mit Ihnen allen gemeinsam weiterzukommen – nicht in dem Umfang erreicht habe, den ich mir für die Amtszeit zum Ziel gesetzt hatte.
Diese Erkenntnis bestätigt auch ein Blick in die Historie Ihrer offiziellen Erklärungen, Pressemitteilungen oder anderer an die Henstedt-Ulzburger Bevölkerung gesendeten Botschaften der vergangenen 5 ½ Jahre. Nach Worten der Anerkennung und Wertschätzung für meine Arbeit und die meines Teams in unserer Verwaltung sucht man dort leider nahezu vergeblich.
Nun bin ich aber überzeugt davon, dass ein solides Maß an Grundvertrauen unerlässlich für eine dauerhaft konstruktive Zusammenarbeit ist – ganz gleich, in welcher Konstellation man miteinander Verantwortung trägt. Ein solches Maß an Vertrauen sind wir miteinander unseren Bürgerinnen und Bürgern gegenüber schuldig! Bei allem, was wir Tag für Tag bewegen, muss es immer und einzig und allein um das Wohl Henstedt-Ulzburgs gehen. Um das Beste für unsere Gemeinde, für die Menschen in unserem Ort. Niemals darf es um unsere Befindlichkeiten miteinander gehen.
Ich meine, in den vergangenen Monaten im Umgang von Politik und Verwaltung erste positive Veränderungen erkannt zu haben. Dies könnte man als zartes Pflänzlein sehen. Sollte dem so sein, stimmt mich das mit Blick auf die Zukunft Henstedt-Ulzburgs hoffnungsvoll. Unserer Gemeinde wünsche ich, dass dieses Pflänzlein prächtig gedeiht. Offen möchte ich Ihnen aber auch meine Skepsis kundtun, dass die ersten Anzeichen bereits auf den Willen zu nachhaltiger Veränderung oder gar Bereitschaft zu einer Zäsur rückschließen lassen. Zu ambivalent sind derzeit noch meine Erfahrungen im Alltag.
Vor 5 ½ Jahren bin ich mein Amt als bereits im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit von der Bevölkerung gewählter hauptamtlicher Bürgermeister angetreten. Meinen damit verbundenen Führungsanspruch verstehe ich bis heute als Mix aus Engagement, Dialog, Überzeugungsarbeit, Mitnahme aller Beteiligter und Interessen, Erkennen von Spielräumen sowie Entscheidungsstärke. Als Vorteil empfinde ich bis heute, parteipolitisch ungebunden agieren zu können. Meine Rolle sehe ich im besten Sinne als neutral an, dem Gleichbehandlungsgrundsatz verpflichtet, als die eines klaren, verlässlichen Lenkers und Kommunikators. Mit diesem Rollenverständnis diene ich der Bevölkerung Henstedt-Ulzburgs vom ersten bis zum heutigen Tage meiner Amtszeit.
Leider ist mein Eindruck, dass ein Teil von Ihnen mit diesem Ansatz nicht einverstanden ist. Dass ich diesen Teil habe nicht erreichen können, bedaure ich. Vor diesem Hintergrund bin ich glücklich und stolz, dass es uns auf Basis unterschiedlicher Mehrheiten gelungen ist, gewaltige Aufgaben miteinander – für unsere Gemeinde – überzeugend gelöst zu haben.
Und Henstedt-Ulzburg steht vor vielen weiteren großen Herausforderungen:
- – Eine tiefgreifende Verwaltungsreform steht an – inkl. Einführung von Doppik, Digitalisierung und weiteren Veränderungsprozessen.
- – Das Integrierte Gemeindeentwicklungskonzept muss fertiggestellt und umgesetzt werden.
- – Die Erfordernisse eines erhöhten Klimaschutzes müssen bedient, ein Klimaschutzkonzept eingeführt werden.
- – Wir wollen und müssen mindestens 500 geförderte neue Wohnungen realisieren.
- – Das Radwegenetz und den ÖPNV verlangen nach Ausbau und Optimierung.
Diese beispielhafte Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Für die erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgaben bedarf es außer einer möglichst unbelasteten Zusammenarbeit aller Mitwirkenden deren uneingeschränkte Motivation und nicht zuletzt auch eine ungetrübte Freude an der gemeinsamen Arbeit. Die Bedeutung dieses Zusammenspiels, wurde mir in meinem Arbeitsleben immer wieder aufs Neue bewusst.
Die Arbeit unserer Verwaltung schätze ich sehr, dort sind alle motiviert, gute Arbeit abzuliefern und an erster Stelle ein guter Servicedienstleister für unsere Bürgerinnen und Bürgern zu sein. Ich bin stolz auf ein tolles, gut funktionierendes und eingespieltes Team. Eines, das personell aber leider noch nicht über die Ressourcen verfügt, um den Anforderungen aus der Politik zu jeder Zeit vollends gerecht werden zu können. So leistet meine Mannschaft Tag für Tag Außerordentliches, um nach Möglichkeit auch das zu erfüllen, wofür die Stärke der Belegschaft eigentlich gar nicht reicht.
Trotz der Freude über dieses tolle Engagement ist der Freude an der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und mir unser kritik- und konfliktbehaftetes Miteinander leider nicht zuträglich. Da mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube.
Stets habe ich alles gegeben, was mir möglich war – nach bestem Wissen und Gewissen. Bis zu 80 Stunden die Woche bin ich im Einsatz – und jede Stunde war ist wert. Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass ich dafür einen hohen persönlichen Tribut habe zollen müssen. So habe ich meine Familie und meine Freunde in den vergangenen Jahren ganz erheblich vernachlässigt. Dies ist ein Preis, den zu zahlen ich mit Amtsantritt bereit war. Heute, hier und jetzt, möchte ich meinen Eindruck nicht verhehlen, dass der erforderliche hohe persönliche Einsatz und die erfüllende persönliche Zufriedenheit in keinem gesunden Verhältnis mehr stehen.
Sehr geehrter Herr Bürgervorsteher, meine Damen und Herren, nach intensiver Abwägung aller Impulse, Reaktionen und Faktoren habe ich mich entschieden, mich für eine Fortsetzung des Bürgermeisteramts in Henstedt-Ulzburg nicht zu bewerben.
Meine Entscheidung soll Ihnen die Möglichkeit für einen weiteren Anlauf zur Erneuerung geben. Als Gebot der Fairness teile ich Ihnen das Ergebnis meiner reiflichen Überlegungen auch bereits heute mit. Dies eröffnet möglichen weiteren Interessenten, ihren Hut nun doch noch in den Ring zu werfen, ohne gegen den Amtsinhaber antreten zu müssen. Frau Schmidt und allen weiteren – wenngleich noch zu findenden – Kandidatinnen und Kandidaten wünsche ich an dieser Stelle alles Gute und die notwendige Kraft für die nächsten Monate bis zur Wahl – und im Ergebnis die beste Entscheidung für unser schönes Henstedt-Ulzburg.
Meinen Schritt bedaure ich sehr. Insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger, die mir bis heute so viel Zuspruch geben. Aufgrund dieser breiten Unterstützung aus unserer Gemeinde hatte ich mich selbstverständlich auch lange auf eine zweite Amtszeit eingestellt. Meine Entscheidung, nicht wieder anzutreten, ist somit auch erst in den letzten Wochen final gereift.
Wie Sie wissen, bin ich als hauptamtlicher Bürgermeister verpflichtet, mich für eine Wiederwahl zur Verfügung zu stellen, sollte die Gemeindevertretung dies verlangen. Nicht verpflichtet bin ich hingegen, eigeninitiativ wieder anzutreten. Zur Verfügung stellen werde ich mich deshalb selbstverständlich. Genauso selbstverständlich werde ich meine Aufgabe in Henstedt-Ulzburg bis zum letzten Arbeitstag mit voller Kraft zum Abschluss bringen. Eine kollegiale, umfängliche Übergabe an meine Nachfolgerin oder meinem Nachfolger sichere ich bereits an dieser Stelle zu.
Meine Damen und Herren, es gibt einen Sinnspruch, der meine Entscheidung treffend beschreibt: „Man muss seinen Weg gehen – aber auch den Mut haben, seine Richtung zu ändern.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen schönen Jahreswechsel.
Vielen Dank!
pm
17. Dezember 2019
Den Schritt bzw. die Entscheidung von Herrn Bauer ist nur zu verständlich und eine gute Entscheidung für ihn. Allerdings jammern über eine 80-Std.-Woche mit Vernachlässigung von Familie an erster Stelle und Freundeskreis unangebracht. Ein Bgm.-Job ist keine 40-Std. -Woche. Das sollte man vorher wissen und sich ggf. dazu nicht wählen lassen. Auch die ehrenamtlichen GV haben – meistens mit Job – auch eine Menge Fehlzeiten bei Familie und Freunde und Probleme im Job.
Einige Themen hat er übernommen. Das Thema Doppik zum Beispiel und blieb ohne Finale. Umsetzung des IGEK nach Fertigstellung ist zusammen mit Umsetzung auch eine große Zukunftsaufgabe. Der alte Bürgerhaushalt von ca. 2014 wurde kaum bzw. nicht umgesetzt. Wir werden sehen, was aus dem neuen Anlauf dank der Freizeit der Wähler wird.
Dafür gab es Gutachten sehr reichlich – aber keine sichtbaren Lösungen.
Dazu gehörte auch u.a. ein Gutachten zum Thema Wohnen. Das nicht nur durch den demographischen Wandel und dem Rentenniveau hier Mangel an bezahlbaren Wohnraum fehlt war schon lange absehbar und bekannt. Die jetzt von ihm genannte Zahle von ca. 500 WE überrascht mich doch.
Früher gab es hier keine „Tafel“ – warum wohl. Keine Antwort seitens CDU samt FDP mit BfB zu erwarten. Dazu gehört auch preiswerter Wohnraum.
Hier jubelte man schon bei einer Quote von 13 % (Am Burgwall) und keine Quote am BBR bei Neubau von Wohnungen mit TG, die wegen Zentrumsnähe nicht preiswert wären,
Doch so lange CDU, FDP und BfB hier zusammenhalten ist es für einen Bgm. schwierig.
Allerdings hätte er mal einen Arbeitskreis aus Verwaltung, GV und Investoren etablieren müssen. Dazu muss er allerdings erste einmal aktiv werden und Investoren suchen und finden. Die Bau-Parteien werden ihm dabei nicht helfen.
Mal hätte sich ja mal ein Beispiel an das wachsende Norderstedt (in Sachen Gewerbe, preisweter Wohnraum und höherer Steuereinnahmen orientieren können).
Nicht nur in Sachen neue Straßen als Entlastung und gewisse Ortszentrumsumgehung.
Schön, daß das Thema Klimaschutz bei ihm angekommen ist. Und gleichzeitig wird im Gebiet Westerwohld ein neues Gewerbegebiet mit versiegelten Flächen auf die Startrampe geschoben.
Angetreten ist Herr Bauer mit dem Satz nicht mehr Logistik um dann die Kehrwende (schlecht getarnt als Weiterentwicklung und versiegelten Flächen) anzukurbeln und im Schnellzug-Tempo durchdie Instanzen zu jagen. Dabei wird dann auch die teure ferne Anwaltskanzleit eingeschaltet. Vergessen wird mal wieder das Thema Ausgleichsflächen. Das ist nun Gerichtsthema. Ca. 2.200 Wähler wollten dazu mal etwas mitentscheiden – ausgebremst auch mit von der Politik-Mehrheit.
Sein Super-Team hat ihm verschwieigen, daß zahlreiche Ausgleichsflächen noch nicht realisiert wurden – es bedurfte einer Aktion seitens der WHU – nicht der Grünen. Für die überfällige Realisierung nur eine unkonkrete Auskunft, obwohl das schon längst fällig war.
Nicht zu vergessen die Spitzenleistung seines Bauamtes die TG solange sanierungsbedürftig werden zu lassen um dann dafür ca. € 280.000,00 vom Steuerzahler benötigt wurden – personelle Konsequenzen gab es nicht. Zeitigner wäre preiswerter gewesen – hat er selbst bei einem Pressetermin mal verkündetö
Das Problem KiTa bedurfte erst einer Aktion verärgerter Mütter. Das Problem und Mangel war bekannt – wenn man gute Leute hat. Warum eine Lösung erst im Rahmen der Bürgerbeteiligung und nicht früher ?
Während einer Amtszeit wurden keine Gemeindestraßen saniert und Radweg auch nicht.
Jetzt das als Zukunftsausgabe der Nachfolge zuzuschieben wenig fair.
Die Anwohner der Wilstedter Straße haben ein Recht auf Lösung der Problematik. Wenn man als Bgm. Aktenkenntnis hat muss man auch aktiv werden wenn das eigene Bauaumt schweigt und nicht unternimmt. Die Wähler wurden nur vertröstet.
Ausbau Radweg: die Kopfstein-Pflasterschwellen „An der Alsterquelle“ zu beiseitigen war der Gemeinde wegen Kosten in Höhe von ca. € 80.000,00 zu teuer – also keine sichere Nutzung.
Aber für „Am Bahnbogen“ waren bzw sind jetzt auf einmal ca. € 250.000,00 kein Problem.
Nun ja, „An der Alsterquelle“ (auch Klein-Blankenese vom Rhen genannt) – da will man Vertreter aus örtlicher Politik und Wirtschaft nicht verärgern. Es könnte ja ein weiterer Schleichweg für die Norderstedter Straße werden um die Kreuzung Marktplatz Rhen zu umfahren.
Das hier der ÖPNV rückständig ist weiß jeder. Warum er hier nicht aktiv wurde entzieht sich meiner Kenntnis. Hier gehört allerdings der HVV mit den bundesweiten höchsten Preisen zum Mitspieler, zusammen mit dem VHH.
Die Neugestaltung des Beckersberggeländes eine gute Idee dank Ideen-Wettbewerb. Doch was kostet das die Gemeinde weiß man nicht.
Das Millionen-Thema „Alstergymnasium“ ist auch keine Objekt aus der Portokasse. Und alle Kredite kosten Zinsen, variabel zu betrachten über Jahrzehnte.
Pläne sind gut, aber sie müssen bezahlbar seinl Und wer solche Dinge möchte, der muss auch wissen wie sie bezahlt werden sollen. Kein Mensch geht in den Laden zum Einkaufen von schönen Dingen ohne zu wisen wovon und wie er zahlen soll.
Die GV-Sitzungen wären kürzer, wenn die Finanzierungsfrage geklärt ist. Sonst belastet es nur die Verwaltung und bleibt unerledigt liegen – wegen Überfrachtung mit Aufgaben.
Mehr Gewerbesteuer wäre schön, die erzielt man weder durch Logistik noch durch Niederlassungen ferner Unternehmen.
Ja, es gibt viel zu tun – hoffentlich nicht mit der alten Weisheit : am Besten liegen lassen in der Verwaltung.
Wie man hier dank Flächenmangel Ladestationen für die E-Autos etablieren soll mit Ladezeiten von aktuell 2 – 3 Stunden bis zur Vollaufladung – bin gespannt wie das mit wenige Parkfläche vor den Häusern laufen soll. Beispiel u.a. Lindenstraße. Da kommt aus der Politik einstweilen nichts. Zuletzt wurden ja Parkplätze vor Neubauten im Sinne der Investoren reduziert.
Als Beamter fällt Herr Bauer finanziell nicht in ein schwarzes Loch. Nur das Einkommen reduziert sicht ein wenig. Ober sich hier im Ort noch künftig wohl fühlt wird sich zeigen. Denn viele enttäusche Wähler, die die Nase vom Parteiklüngel voll hatten, mögen ihn nicht besonders.
Mal sehen, wo und wann wir hier Herrn Bauer wiedersehen – seinen etwas unrühmlichen Vorgänge hat er ja in Sachen Dammstücken freundlich die Hand geschüttelt mit Hinweis auf das Gemeindejubiläum im Sommer 2020.
Das Amt des Bürgermeisters ist schwierig – fürwahr.
Das war unter Volker Dornquast noch anders. Der konnte dank einer starken Partei im Rücken Verwaltungshandeln durchsetzen. Als er jedoch merkte, dass die Bürger der starken Partei nicht mehr folgen wollte, wurde das Terrain schwierig. Ergebnis: Er trat nicht mehr zur Wiederwahl an – Flucht gewissermaßen.
Sein Nachfolger (von dem kleinen Intermezzo mal abgesehen) erkannte die Problematik nicht, jedenfalls nicht sofort. Er hielt es eher mit dem, was er kannte aus bisheriger Tätigkeit, dem Grundsatz von Befehl und Gehorsam. Jetzt weiß er auch, dass auch solch Vorgehen mit den gewählten Vertretern nicht klappt. Hinzu kommt, dass während einer weiteren Wahlperiode die Folgen seines REWE-tuns sichtbar werden. Und das ist für einen Bürgermeister immer ganz schlecht.
Und jetzt ist mal wieder Flucht angesagt.
Was aber kommt in Zukunft? Wäre schön, wenn wir einen Kandidaten präsentiert bekommen, der zwar einen „breiten Rücken“ hat, jedoch keine Herrscherallüren an den Tag legt.
Ich wage gar nicht, davon zu träumen, was wir alles Schönes haben könnten. Ich bin schon zufrieden, dass wir n i c h t genau das bekommen, was wir n i c h t wollen, wie z. B. Logistiker oder neue Straßen quer durchs Gemeindegebiet.
Ich glaube, dass ein Bürgermeisteramt in HU generell eine schwierige Beschäftigung ist. Zum einen ist die Gesellschaft immer fordernder, aber auch geteilter. Dadurch entsteht eine Parteienvielfalt, deren Vertreter immer weniger dazu bereit sind, sich miteinander zu arrangieren – auch, weil es deren Wähler genau so fordern. Sonst wird die nächste Partei, oder ein neuer Ortsverband gegründet.
Fakten sind längst nicht mehr Fakten, sondern werden je nach Gusto dazu erklärt und entsprechend genutzt. Auch die Bereitschaft, eine geeinte Faktenbasis zu finden, und auf deren Basis kompromissgeprägte Entscheidungen zu fällen, wird immer kleiner. In HU gibt es (man mag sagen, „glücklicherweise“) parteiübergreifend immer wieder Überläufer für die Schaffung von Mehrheiten in Sachfragen, aber wie steht es dann mit der Verlässlichkeit? Als Amtsinhaber einer so großen Verwaltung muss man mit Vertretern von Parteien (bei uns sind das ja „nur“ sechs) im Vorwege von Entscheidungen entsprechende Gespräche führen. Was sind die aber wert, wenn die einzelnen Vertreter der Parteien im freien Flug unterwegs sind? Im Nachhinein werden diese (aber auch andere) internen Schwächen von den Parteien aber stets in der Schuldigkeit der Verwaltung zugeschoben. Und ihrem Vorsteher.
Wir haben unzählige Beispiele für verkorkste Entwicklungen in unserer Gemeinde. Weil sie aber in Zeiten unglaublicher Dynamik auch nur noch schwer vorhersehbar sind. Erst mit dem Sommer des letzten Jahres wurde allen vollends bewusst, dass es auch bei uns deutlich spürbare Auswirkungen des Klimawandels gibt. Messungen etc. gibt es aber seit Jahrzehnten, und Auswirkungen des Klimas sind in Europa längst sichtbar. Nun aber erwartet die Gesellschaft schnelle Lösungen, wohlwissend, dass die Forderung an sich schon schwierig umsetzbar ist. Am Ende wird also der Politik, den Verwaltungen die Schuld zugesprochen. Und wie es in Zeiten eines wachsenden Egoismus ist, ausschließlich dort. Das Muster kann man auf Anforderungen aus dem demographische Wandel, Infrastrukturen, Digitalisierungen etc. weit ausbreiten. Die anderen sind verantwortlich. Dazu kommen immer knappere Kassen, Unternehmen mit Hilferufen, unabschätzbare Zukunftsszenarien, übergeordnete Verwaltungsauflagen / politische Machtstrukturen usw. Und in diesem Sumpf darf man dann auch noch mit guten und nicht so guten Politikvertretern rumdiskutieren (Stichwort: Straßenname an Kita Dammstücken, ohne Worte).
Das ist schon eine verfahrene Kiste. Und die Vorgehensweise von Herrn Bauer war die richtige: Ohne klares Bekenntnis der Politik konnte er sich einfach nicht noch einmal bewerben. Sein Entschluss war somit der einzig mögliche, auch wenn ich es ausgesprochen bedauere. Er hat einen riesigen Vorteil: Er kam unbelastet ins Amt, musste sich keinen Parteiinteressen schon per Antritt verpflichten, konnte in der Verwaltung vorbehaltlos in die Analyse einsteigen. Und daraus lernen. Das fängt mit einem neuen Bürgermeister wieder alles von vorne an. Wahrscheinlich als Lieblingskandidat einer oder mehrerer Parteien aufgestellt, und damit zumindest zu einem Teil fremdbestimmt in ihren / seinen Handlungen.
Ich stimme nicht ein in das fröhliche Tuten des Horns der Freude über Herrn Bauers Entschluss. Ich finde die Tatsache an sich schlichtweg schade. Und es stimmt mich für die Zukunft einfach pessimistisch, wenn ein Amtsinhaber mit seinem Background so resigniert hat, dass er trotz vorher verkündeter Lust auf das Amt letztlich doch die Segel zusammenrollt. Kein guter Tag für unsere Gemeinde, fürwahr nicht.
Ich persönlich vermute, dass ein Teil der Probleme zwischen Bürgermeister/Verwaltung und Parteien-Vertreter auch in der Tatsache zu suchen ist, dass Herr Bauer parteilos ist.
Ich persönlich finde das charmant, aber die Einbettung in politische Fraktionen mag helfen, um stabile Mehrheiten zur Durchsetzung von Entscheidungen zu erhalten.
Ich will mit diesen Zeilen weder dem einen noch dem anderen Kandidaten einen Vorzug geben, sondern eher einmal laut darüber nachdenken…
Mit der Lancierung des in Fockbek gerade in der Wahl gescheiterten BGM-Kandidaten ( Herr Diehr ) wird durch einen CDU- Spangengriff in der GV das in SH verfolgte politische Ideal einer direkten Wahl des hauptamtlichen Ortsbürgermeisters durch die Bürger geradezu auf den Kopf gestellt werden.
Ein solches Vorgehen stellt sich für mich schon jetzt als Fall eines illegitimen politischen Manipulationsversuchs des Bürgerwillens unserer Gemeinde dar.
Ich finde, das ist eine sehr ehrenhafte Erklärung des Amtsinhabers Herrn Stefan Bauer. Man hätte könnte sie als perfekt und völlig angemessen erklären können, wenn der kleine Schlenker-vorbehalt im drittletzten Absatz der Erklärung zusätzlich noch gefehlt hätte.
Mir hat bei Herrn Bauer immer ein nach außen getragener Wille zur Führung, – zur persönlichen politischen Richtungshaltung gefehlt, und ich habe das als Bürger auch, wo ich konnte, ihm gegenüber und öffentlich geäußert.
Abgesehen von meiner Einschätzung der Erklärung von Herrn Bauer finde ich, daß im 50ten Jahr der Entstehung der Großgemeinde unser Dorf nicht für lange 8 Jahre mit einer Person ins Rennen um das Bürgermeisteramt gehen kann, die keine ganz klaren und konkrete Vorstellungen hat, wie sie die Herausforderungen, vor denen die Gemeinde steht, und zwar an vorderster persönlicher Stelle mit lösen wird.
Drei ziemlich locker gehaltene Vorstellungstermine unter einem Gesprächsmoderator voreingenommen wie gehabt, aber von der Gemeindeverwaltung wieder dazu erkoren, reichen dafür bei weitem nicht aus.
Offensichtlich gehört zu diesen Herausforderungen ganz besonders, das Verhältnis von ehrenamtlichen Gemeindepolitikern und hauptamtlicher Verwaltung zu klären. Das müssen möglicherweise wir Bürger selbst in einem neuen Vertreter-Wahlakt versuchen zu bewerkstelligen.
Scheitert der nächste Bürgermeister/Bürgermeisterin doch an sich selbst, sollte er/sie von uns rechtzeitig abgewählt werden.
Acht Jahre eines Scheiterns wären für die Zukunft unserer Stadt, deren Lage dann prekär werden könnte, einfach zu lang.
P.S. : Ich finde, angesichts der Lage sollten wir die Bürgermeisterwahl in H.U. um ein halbes Jahr verschieben.- Der drittletzte Absatz der Erklärung von Herrn Bauer hätte dann doch einen praktisch anerkennenswerten Sinn.