Kaum hatte die Uhr zehn geschlagen, da strömten auch schon neugierig um sich blickende Schüler und ihre Eltern ins Bürgerhaus. Raus aus dem nasskalten Schmuddelwetter und hinein in ein Dorado der „unbegrenzten Möglichkeiten“. Zum sechsten Mal hatten Henstedt-Ulzburg Marketing und die HHG an diesem Sonntag gemeinsam zur Berufsinformationsmesse geladen. Da gute Auszubildende inzwischen Mangelware geworden sind, wird sich heute mehr denn je um sie bemüht.
32 Firmen aus Henstedt-Ulzburg und Umgebung hatten daher keine Mühe gescheut, um das Interesse der jungen Leute zu wecken, die gerade ihre mehr oder weniger guten Zeugnisse verdaut hatten. Was besonders auffiel: Sämtliche Chefs hatten ihre eigenen Azubis hinter ihren Stand gestellt, um ihnen die Chance zu geben, auf Augenhöhe mit den künftigen Lehrlingen zu plaudern, Fragen zu beantworten und hautnah über eigene Erfahrungen zu berichten. Was übrigens hervorragend funktionierte.
Gleich am Eingang fesselte die Jugendlichen ein ganz besonderer Blickfang: ein schneeweißer Citroen C-Zero, hundertprozentiges Elektro-Auto, das sich durchaus im Kleinwagenbereich behauptet. „Es steht für Innovationsfähigkeit, saubere Technik und Kreativität“, schwärmt Oke Schwertfeger vom gleichnamigen Autohaus und macht damit die Vorstellung von „schmutzig, laut und dreckig“ zunichte. „Dieser Wagen hat einen großen Spaßfaktor und wird einfach nur an- und ausgeschaltet. Zu hören ist dann nur noch das leise Schnurren der Reifen.“ Ein Novum, das den Beruf des Automechanikers in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Großer Aufmerksamkeit erfreute sich der Stand der Barmer Ersatzkasse mit Olaf Lade, Kaufmann im Gesundheitswesen. Immer wieder fanden sich zahlreiche Interessenten ein, die nicht nur vom Gewinnspiel mit tollen Preisen wie USB-Sticks, DFB-Fußbällen und Fun-Arena-Gutscheinen begeistert waren, sondern auch vom Ausbildungsprogramm der BEK. Einige Schüler nutzten sogar die Gelegenheit, sich bereits hier für ein mehrwöchiges Praktikum zu bewerben.
Die Discounter Aldi, Penny und Lidl warben ebenfalls um neue Azubis als Einzelhandelskaufleute und Verkäufer. Die beiden jungen Damen von den Volksbanken und Raiffeisenbanken eröffneten den künftigen Azubis noch bessere Perspektiven. „Das Bankwesen ist sehr begehrt, weil es eine fundierte Ausbildung und viele interessante Drei-Tage-Seminare bietet. Drei Jahre dauert die Ausbildung oder auch weniger, das hängt ganz von den Noten ab.“ Es gibt hier viele Weiterbildungsmöglichkeiten wie zum Bankfachwirt oder zum Bachelor – sowohl für Mädchen als auch für Jungen.
Begeisterte Zustimmung sowohl von Schülern als auch von den begleitenden Eltern fanden die drei halbstündigen Vorträge von Business-Coach und Berufungsfinder Gabriele David. Unter dem Titel „Warum Arbeit Spaß machen muss“ ging es um das Erkennen persönlicher Stärken und Vorlieben, verdrängte Berufswünsche und die Hoffnung auf den Traumjob, der den Eltern zuliebe geopfert wurde und der schließlich in Resignation mündet: „Dann eben irgendwas mit Büro und Geldverdienen – Hauptsache ein Job“. „Wer sich jedoch für seine Arbeit mit Freude engagiert, lebt gesünder“, rief die junge Berufungsfinderin, die selbst aus einem lukrativen Job in der Werbung ausgestiegen ist, um Menschen zu ihrem Traumjob zu verhelfen. „Burn-out ist nicht die Folge von zu viel Arbeit, sondern von ungeliebter Arbeit.“ Am Ende meinte eine Mutter: „Ich hätte noch stundenlang weiter zuhören können. Das waren tatsächlich ganz neue Erkenntnisse. Auch für meinen Mann und seinen Job.“
Dass die Bundeswehr nach wie vor ein begehrter Arbeitgeber ist, zeigt sich an den Wartezeiten für Azubis. „Unter den Bewerbern sind überraschend viele Mädchen, obwohl sie damit rechnen müssen, dass auf militärischer Ebene auch Auslandseinsätze auf sie zukommen“, sagt Hauptbootsmann Thomas Ziegler, nach 20 Jahren bereits ein alter Hase bei der Bundeswehr mit Standort in Kiel, aber auch Segeberg, Stormarn und Schleswig.
Als kleines Highlight galt der Auftritt der „Models“, die Arbeitskleidung aus dem Modehaus Lenffer vorführten, wobei sich die Mehrzahl der Outfits auf Outdoor-Bekleidung bezog, vom Cap bis zu den Sicherheitsschuhen. Dass die Jungen und Mädel trotzdem schick darin aussahen, bewies der begeisterte Applaus der Gleichaltrigen. Attraktiver Kontrast zur rustikalen Arbeitskleidung: elegante Kostüme und Hosenanzüge mit Bluse oder Rollkragenpulli – zum Vorstellungsgespäch ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Bewerbung.
H-UN
3. Februar 2014
Die Arbeitskleidung ist aus dem Hause SORE 4 und nicht von Lentfer-Moden.
Danke fürs Interesse.
Der Vortrag von Frau David war absolute klasse. Toll aufgemacht, witzig, spritzig, motivierend,
interessant, anregend und auch für alte Hasen informativ.