AKN-Liegenbleiber wird von S-Bahn aus dem Weg geschoben

Pendlerpech am Donnerstagmorgen. Ausgerechnet der beliebte Direktzug der AKN zum Hamburger Hauptbahnhof gab seinen Geist auf. Der Hybridwagen blieb kurz hinter Eidelstedt liegen und legte dann für rund eine Stunde den S-Bahnverkehr der Linien S3 und S21 lahm.

Fahrgäste des betroffenen AKN-Zuges, die zusammen mit Fahrkartenkontrolleuren während der Pannenhilfe – eine S-Bahn schob die defekte AKN auf ein Abstellgleis – im Zug ausharren mussten, sprachen gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten von einem unroutinierten Krisenmanagement. Informationen habe es nur auf hartnäckige Nachfragen von Passagieren gegeben.

Die AKN war am Abend nicht mehr für eine Stellungnahme erreichbar.

cm

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4 thoughts on "AKN-Liegenbleiber wird von S-Bahn aus dem Weg geschoben"

  1. Ich saß in dem besagten Zug. Die diskutierten dann erstmal herzhaft, wie man nach dem Schleppen die Kupplungen wieder gelöst bekommt (wo muss welche Bremse gelöst oder angezogen werden usw.). Man hätte ja schon gedacht, daß so ein Fall mal in Betracht gezogen sein sollte und eine Vorgehensweise (vor-)definiert sein sollte, was man dann wie macht… sicher wurden letztlich spontane Lösungen gefunden, aber es sieht eben nicht danach aus, das im Fall eines Fehlers im System eine Handlungsanweisung in der Schublade liegt.

    Da hilft nur eins: Zur S-Bahn upgraden. Dann hätten wir erstmal frische Fahrzeuge, und die Wahrscheinlichkeit für solche Pannen sinkt tendenziell.

    Ich hatte vor der Wahl übrigens bei Abgeordnetenwatch unseren Grünen-Kandidaten gefragt, welche Verkehrspolitik sie priorisieren. Erwartbare Antwort: A20 nur bis zur A7, dafür lieber ÖPNV vorrangig ausbauen.

    Nun ist es mit der A20 ja so gekommen, ergo dürften wir ja nun mit der S-Bahn per 2017 rechnen, oder? Das wäre für H-U keine schlechte Konstellation…
    Falls nicht, sollten wir uns unbedingt rechtzeitig daran erinnern, denn 2017 können wir sie dann als Wähler gleich wieder „feuern“ 😉
    Denn die neue Legislaturperiode dauert ja nun wohl 5 Jahre.

    1. Da brauchen Sie gar nicht lange zu warten – es sind längst Fakten geschaffen worden. Die S-Bahn nach Henstedt-Ulzburg ist für die nächsten Jahrzehnte vom Tisch, wenn nicht gerade morgen der Himmel auf die Erde fällt.

      Im AKN-Aufsichtsrat wurde vor zwei Monaten von den Eigentümern Schleswig-Holstein und Hamburg beschlossen: Die AKN schafft als Ersatz für die 70er-Jahre-Karren nach 40 Jahren Betrieb neue Züge an. Und zwar Diesel. Aller Wahrscheinlichkeit nicht S-Bahn-tauglich.

      Der Druck und die einmalige Chance, die ohnehin fällige Ersetzung der Züge gleich mit dem Ausbau zur S-Bahn zu verbinden, ist weggefallen. Es wird nichts mehr passieren an der Linie A1, wenn der aktuelle Ausbau abgeschlossen ist. Die Neuzüge halten 25 bis 40 Jahre.
      Durchfahrten zum Hauptbahnhof wären mit nicht S-Bahn-tauglichen Zügen natürlich auch technisch nicht mehr möglich und würden nicht mehr nur am fehlenden Willen Hamburgs scheitern.

      „Erwartbare Antwort: A20 nur bis zur A7, dafür lieber ÖPNV vorrangig ausbauen. Nun ist es mit der A20 ja so gekommen, ergo dürften wir ja nun mit der S-Bahn per 2017 rechnen, oder? Das wäre für H-U keine schlechte Konstellation…“

      Die Projekte für den Ausbau sehen so aus:

      – Die S-Bahn Hamburg wird nach Kellinghusen und Itzehoe verlängert.
      – Auf der anderen Seite wird die S-Bahn bis Bad Oldesloe verlängert.
      – Zwischen Hamburg und Kiel wird für den Regionalexpress ein 30-Minuten-Takt eingeführt und die Fahrzeit von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof an die 60 Minuten angenähert.
      – Die Grünen werden die Kieler Regio-S-Bahn sicher fördern.
      – Ebenso möchte Lübeck eine S-Bahn haben.
      – Die Bahnstrecke Lübeck-Kiel wird ausgebaut und auf eine Fahrzeit von unter 60 Minuten verbessert.

      Das sind alles Projekte, die ebenso in der Pipeline liegen und bei denen der Zug – im Gegensatz zur S-Bahn nach Ulzburg – eben nicht abgefahren ist. Aus dem Pool werden die Grünen schon 1-2 Projekte rausfischen und beschleunigen.

      1. PS: Hier finden Sie die Aussagen aus dem Koalitionsvertrag noch einmal kompakt:

        http://www.nahverkehrhamburg.de/regionalbahn/416-was-verspricht-die-daenen-ampel-fuer-den-verkehr-im-norden#disqus_thread

        Was den Punkt zur AKN angeht – also die mögliche Einführung einer S-Bahn nach Kaltenkirchen, die ab Eidelstedt mit Dieselantrieb weiterfährt: Das ist m.E. schlicht Träumerei, die pro forma im Koalitionsvertrag steckt.

        Es wären auch dafür neue Züge nötig, die deutlich teurer ausfielen als die „Standardware“, die laut Aufsichtsratbeschluss beschafft werden soll. Diese Züge müssten nämlich erst einmal entwickelt werden. Und ganz wichtig: Soll die S21 nach wie vor bis Kaltenkirchen fahren, dann muss ja auch die ganze S21 mit diesen Zügen ausgestattet werden. Auch zwischen Bergedorf und der Hamburger Innenstadt müssten die neuen Hybridzüge fahren. (Dort natürlich mit Strom, doch der Zug muss auch mit Diesel fahren können, er soll ja noch später auf seiner Fahrt nach Kaltenkirchen rollen).

        Auch die S-Bahn Hamburg beschafft aber gerade neue Züge und hat schon den ersten Schritt der Beschaffung ausgeschrieben. Bis 2018 müssen die da sein. Natürlich plant man dort auch mit Zügen für die aktuelle S21. Und natürlich ist der Hybridantrieb dafür gar kein Thema.

        Wenn wirklich großes politisches Interesse an der S-Bahn nach Kaltenkirchen besteht, dann würde man sicher eine Lösung finden können. Wenn nicht, dann gibt es – wie Sie vielleicht erahnen – extrem viele technische kostspielige Hindernisse, an denen man leider, leider, leider scheitern kann.

        Die nachhaltig preisgünstigste und sinnvollste Lösung für die AKN wäre die Elektrifizierung. Und die Elektrifizierung ist mit der Neubeschaffung der Wagen für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte abgeblasen. Aus Kostengründen. Alles andere ist, mit Verlaub, Politiker-Geblubber.

  2. Völlig mangelhafte Information im Störungsfall kennt man leider von der AKN. Vor Jahren klappte das deutlich besser. Dann kam das Führungschaos und damit ging dieser Bereich den Bach runter.

    Heute ist die Linie, dass es weder manuelle Durchsagen auf den Bahnhöfen noch Sondertexte auf den Anzeigern (wo vorhanden) gibt. Also: einfach gar nichts. Selbst wenn der Zug mal 30 Minuten Verspätung hat. In den Zügen gibt es nur Durchsagen, wenn der Lokführer darauf Lust hat.

    Was das Krisenmanagement heute angeht: der Zug bleibt auch nicht jeden Tag liegen 🙂 In Anbetracht der Schritte, die nötig sind, damit die S-Bahn die AKN schieben kann, ging es relativ schnell. (Die AKN stand kurz hinter Eidelstedt auf dem Gleis stadteinwärts. Nachdem feststand, dass die AKN feststand, musste also im Berufsverkehr eine leere (!) S-Bahn geholt werden, die das Gleis von der nächsten Weiche am Diebsteich aus falsch herum Richtung Eidelstedt fuhr.) Das alles muss zwischen S-Bahn-Betriebszentrale, AKN-Zentrale und dem Personal vor Ort koordiniert werden.

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