Förster Bohne vom Rantzauer Forst: Borkenkäfer frisst alle Fichten auf, pflanze jetzt Eichen und Buchen

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Gestapelte Fichten im Rantzauer Forst

Comeback der deutschen Eiche im Rantzauer Forst. Förster Sebastian Bohne will aus dem Nadelwald einen Mischwald machen. Er wolle Eichen, Buchen sowie Douglasien nachpflanzen, zum Teil sei das auch schon geschehen, sagte der Beamte den HU-Nachrichten.

Hintergrund des Waldumbaus: Der vergangene Trockensommer hat zu einem Gemetzel beim Fichtenbestand geführt. Die Bäume waren in so schlechter Verfassung, dass sie dem Borkenkäfer nichts entgegenzusetzen hatten. Förster Bohne: „Wir hatten im letzten Jahr die schlimmste Borkenkäferkalamität, seit ich denken kann, wir rechnen aber im nächsten Jahr mit einer weiter anhaltenden Katastrophe.“ Die extrem hohe Borkenkäfer-Population werde im Frühjahr ausfliegen und könnte den restlichen Fichten den Garaus machen, sagt Bohne. Und weiter: „Die gehen zu zehntausenden auf die Bäume los, bohren sich in sie rein und unterbrechen die Zufuhr von den Wurzeln zur Krone, die Fichte verdurstet regelrecht.“

Was vielleicht nicht jeder weiß – alle anderen Baumarten müssen sich vor dem Killerkäfer keine Sorgen machen, das Tier ignoriert sie. Der Förster: „Der geht tatsächlich nur in die Fichte. Der Borkenkäfer den wir da haben, das ist der Buchdrucker und der Kupferstecher, das sind die beiden Arten, die auf die Fichte spezialisiert sind.“

So ganz ohne Gegenwehr sollen sich Buchdrucker und Kupferstecher aber nicht über die noch verbliebenen Fichten hermachen. In der Försterei wird überlegt, ob man den Tieren mit Fallen zuleibe rückt. Bohne: „Das ist ein Lockstoff, der den Käfern sagt, jetzt alle hierherkommen, wir wollen den Baum auffressen.“ Neben dem Lockstoff würde aber auch eine tödliche Überraschung die Tierchen erwarten – Insektizide. Bohne: „Deswegen bräuchten wir dafür eine Sondergenehmigung, weil wir eigentlich grundsätzlich nicht mehr begiften.“ Daneben hat der Förster aber auch noch zwei natürliche Bekämpfer an seiner Seite. Einer mit einem spitzen Schnabel und einer mit sechs Beinen: Specht und Ameisenbuntkäfer. Bohne: „Der Specht frisst die Larven raus und der Ameisenbuntkäfer ist auf Borkenkäfer spezialisiert.“ Das Problem beim Buntkäfer: Der ist so versessen auf seine Beute, dass er den Kupferstechern bis in die Fallen hinterher krabbelt und dort gleich mit vergiftet wird…

Deswegen lautet zukünftig die Devise: Zurück zur Natur, Schluss mit der Fichten-Monokultur. So wie in dem Wald, der an der nordöstlichen Grenze der Gemeinde steht: dem Forst Endern. Das sei ein Mischwald mit hohem Laubwaldanteil, sagt Bohne, der die Dürreperiode viel besser verkraftet habe. Auch dort seien zwar Fichten vom Borkenkäfer befallen worden, aber nicht in dem Ausmaß wie im Rantzauer Forst. Bohne: „Im Endern konnte sich der Borkenkäfer wegen des hohen Laubwaldanteils nicht so stark vermehren.“

Wer jetzt dagegen durch den Rantzauer Forst in Ulzburg-Süd spaziert, der sieht großflächige Rodungen.  Bohne: „Es blutet mir in der Seele, da hat man nun jahrzehntelang, die Fichten großgezogen, und dann kommt so ein Sommer und alles liegt danieder, das ist schon traurig.“

Übrigens: Wer denkt, die Förstereien machen wegen der vielen gefällten Bäume jetzt ein gutes Geschäft, der irrt. Bohne: „Der Fichtenpreis ist im Keller, weil natürlich viel zu viel Fichten-Holz auf dem Markt ist.“ Das kommt selbst aus Skandinavien. Bohne: „Ich habe z.B. einen Kollegen in Schweden, der hat auch die Borkenkäferproblematik.“

Christian Meeder

29. Januar 2019

3 thoughts on "Förster Bohne vom Rantzauer Forst: Borkenkäfer frisst alle Fichten auf, pflanze jetzt Eichen und Buchen"

    1. Moin Herr Bergmann,

      ein schöner Spruch, aber haben Sie auch einen Spruch, wo dann das ganze Bauholz herkommen soll? Außer der Douglasie kommt da nicht mehr viel in Frage – und die mögen „Die Grünen“ genau so wenig, weil sie bei uns vor 200 Jahren noch nicht heimisch war…

      Herzlichen Gruß

      Tile Abel

      1. Auch moin,
        der Spruch hat seinen Ursprung im Schwarzwald. Da hat man den ursprünglichen Mischwald ausgerottet, weil man Bedarf sah nach Gebrauchsholz. Nur hat man das Risiko nicht bedacht und so kam es, dass immer mehr Verluste entstanden sind durch Windbruch oder Borkenkäfer.
        Man hat sich besonnen und pflanzt wieder das, was vorher war und freut sich jetzt schon auf die Erträge, die einkommen durch teuer zu verkaufendes Qualitätsholz. Den „Schrott“, so bezeichneten die Forstleute die Fichten, kann man sich ja auch in der DDR oder weiter im Osten kaufen.
        Sie sehen, meine „Quelle“ ist schon ziemlich alt, umsomehr wundert es mich doch, dass diese Erkenntnisse bis nach S.-H. noch nicht durchgedrungen sind.
        Aber gut, meine Infos stammen aus der Leitung der staatlichen Forstverwaltung in Freiburg i. B., vielleicht hat man sich umentschieden und pflanzt jetzt wieder Fichten. So richtig glauben mag ich das aber auch nicht.

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