Der Verein „Strassentiger Nord“ hilft frei lebenden Katzen und braucht selbst Hilfe

Es sieht aus wie in einer ganz normalen Katzenpension: Etwa 20 Tiere zirkulieren hier in drei Räumen plus Flur, haben einen separaten Toilettenraum und Schalen mit Trockenfutter. Überall liegt ein Spielzeug, stehen Regale zum Turnen, liegen Decken in Kuschelecken. Sie schauen neugierig aus einem Körbchen oder einem Karton heraus, oder sie balgen sich um ein Leckerli, springen auf die verschiedenen Kratzbäume oder verstecken sich in kleinen Höhlen – oder sie haben sich in einen schützenden Transportkorb zurückgezogen, mit einem Tuch abgedeckt, um ihre Ruhe zu haben. Dennoch handelt es sich nicht um den vorübergehenden Aufenthalt im Katzenhotel, bis Herrchen oder Frauchen wiederkommt,  sondern um frei lebende Katzen, die ihr vorläufiges Zuhause bei den „Strassentigern Nord e.V.“ gefunden haben.

Jüngste Umfragen haben ergeben, dass die Katze das beliebteste Haustier der Deutschen ist. Damit haben die Samtpfoten sogar dem Hund, dem besten Freund des Menschen, den Rang abgelaufen. Wie aber ist es dann möglich, dass in Deutschland zwei Millionen Katzen auf der Straße leben, völlig sich selbst überlassen, ungeschützt und teilweise krank? Weil der größte Teil von ihnen auf Bauern- und Reiterhöfen Unterschlupf gefunden hat, aber auch nach einem Umzug einfach von der Familie zurückgelassen wurde. Und natürlich ist auch nur ein kleiner Teil kastriert, sodass sich die Tiere unkontrolliert vermehren konnten. Schon fast südländische Verhältnisse.

„Schon seit Jahrzehnten hat es immer wohlmeinende  Privatpersonen gegeben, die sich um diese Tiere gekümmert haben, ihnen Futter gaben oder sie zum Tierarzt brachten, wenn sie verletzt waren“, weiß Tanja Beu. Aber das alles  konnte ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Sie wollte, dass es eine gezielte Betreuung gibt – unter dem Dach eines gemeinnützig anerkannten Vereins. So gründete die Bürokauffrau  vor einem Jahr mit der Betriebswirtin Claudia Keck den Verein „Strassentiger Nord“, der Mitglied im Deutschen Tierschutzbund ist und dessen Pflegestelle sich in Norderstedt befindet. „Wir arbeiten selbstverständlich mit dem Tierheim Westerwohld in Henstedt-Ulzburg zusammen, und wenn es sich um ein Fundtier handelt – wir haben ein eigenes Microchip-Lesegerät – geht die Katze sofort nach Westerwohld“, sagt Claudia Keck.

Finanziert wird die ehrenamtliche Arbeit von Spenden, da die Kosten immer weiter steigen. Dafür stehen unter anderem Spendenboxen bei Netto, Edeka und real in Henstedt-Ulzburg und in der näheren Umgebung. Neben den Ausgaben für Futter und Katzenstreu schlagen die Kosten für Kastration und Impfungen nach der Gebührenordnung für Tierarztrechnungen (GOT) besonders zu Buche. „Zum Glück fühlen sich neben Privatleuten auch viele Firmen angesprochen, uns zu unterstützen“, sagt Vorsitzende Tanja Beu. „Das reicht von zehn bis 500 Euro.“ Aber noch stehen etwa 50 Katzen auf der Liste, die draußen auf den Höfen frei geboren wurden und demnächst auch kastriert werden müssen.

Deshalb fürchten die beiden Frauen, die noch von drei Helfern unterstützt werden, dass sie das alles auf die Dauer nicht allein bewältigen können. Zwar konnten sie im ersten Jahr ihres Bestehens 150 Tiere kastrieren lassen und fast 60 Katzen in ein liebevolles Zuhause vermitteln. Aber es werden doch immer mehr, die ihre Hilfe brauchen. „In vielen deutschen Städten und Gemeinden wie in Bremen, Paderborn und Düsseldorf gibt es bereits eine Kennzeichen- und Kastrationspflicht“, sagt Tanja Beu. „Das würden auch wir uns wünschen. Unser Hauptthema ist daher Aufklärung und Unterstützung bei der Kastration freilebender und verwildeter Katzen. Wir sind dankbar für jede Spende.“ Und noch ein Tipp für Katzenbesitzer: Das Chippen ist vor allem für Freigängerkatzen notwendig. Es kostet beim Tierarzt um die 30 Euro.

In der Pflegestelle der „Strassentiger e.V.“ haben sich die Katzen inzwischen so gut erholt, dass sie nicht nur gesund sind, sondern auch äußerst gepflegt aussehen – also reif für ein neues Zuhause. Während die schmusigen Geschwister Mausi und Michi (etwa sieben Monate) nur zu zweit abzugeben sind, würde die liebebedürftige Katze Lisa, etwa drei Jahre, die sich derzeit lieber allein in einem  Raum aufhält, so gern Mittelpunkt für jemand sein, der keine andere Katze neben ihr hat.

Und wer die Damen Beu und Keck in ihrem lobenswerten Tun finanziell unterstützen möchte, kann neben Futterspenden auch einen Geldbetrag auf das Vereinskonto der Sparkasse Südholstein, Konto-Nr. 510052384, BLZ 23051030 überweisen. Sie sind zu erreichen unter der Rufnummer 040-555 55 309 und im Internet über www.strassentiger-nord.de, wo auch ausführliche Informationen zu finden sind. Und noch eine Bitte der beiden: „Sprechen Sie uns an, wenn Sie von herrenlosen Katzen wissen. Machen Sie andere Tierfreunde auf das Katzenproblem aufmerksam, damit dieses Elend endlich eingedämmt wird.“

Gabriele David

18. Dezember 2011

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