Rathaus: Bazillus Schuld am Rindertod

Rinder im Kiebitzparadies, Archivfoto
Rinder im Kiebitzparadies, Archivfoto

Freispruch für die Straßenbrühe. Bazillen sollen Schuld sein am Rindersterben. Das erklärte gestern Rathaus-Umweltfrau Petra Walz. Das Rindersterben sei durch Clostridien verursacht worden, sagte Walz, das seien Bakterien die sich im Weideboden befinden. Insbesondere in feuchten Wintern würden die ein Problem darstellen, beim Rindersterben habe es sich demnach um einen natürlichen Vorgang gehandelt, so Walz weiter, die Bakterien seien klar nachgewiesen worden.

Wie berichtet waren im Herbst fünf Rinder im sogenannten Kiebitzparadies verendet, der Landwirt, dem die Kühe gehören, hatte Straßendreck als Todesursache vermutet. Dazu muss man wissen: In das Naturland werden Oberflächenabwässer vom Autobahnzubringer und von Gewerbeflächen eingeleitet.

Bazillen also statt Straßenbrühe? Bürgermeister Bauer drückte den HU-Nachrichten nach der Sitzung einen Tierarztbericht in die Hand, darin macht Pathologe Dr. Walter Biesenbach eine Infektion mit Clostridien für den Tod der Tiere verantwortlich. Die Keime hätten die Tiere beim Essen und Trinken zu sich genommen, die Erkrankung werde als Pararauschbrand bezeichnet, gegen die es eine Impfung gebe.

Für die Ortsentscheider ist die Bazillen-Schuld eine gute Sache. Am Abend soll der endgültige Rewe-Ansiedlungsbeschluss gefasst werden. Die Oberflächenabwässer des Rewe-Areals sollen ebenfalls in das Naturgebiet gespült werden. Jetzt wo es einen Freispruch für die Straßenbrühe gibt, werden die Freizeitpolitiker der Einleitung einmal mehr zustimmen. Einen WHU-Antrag, dass auf dem Rewe-Grundstück eine Vorklärung stattfinden muss, hatten CDU und SPD zuletzt abgelehnt.

Christian Meeder

20. März 2018

13 thoughts on "Rathaus: Bazillus Schuld am Rindertod"

  1. Vielleicht sollte die Gülleausbringung der Bauern verringert werden. Nur mal als Anregung.
    Und was ist mit den anderen Oberflächenabwässer aus dem Gewerbegebiet, ich finde es nicht gut immer alles dem Reweprojekt in die Schuhe zu schieben

    1. Es gab ja die zunächst naheliegende Vermutung, das es vom Schmutzwasser von dem A7-Zubringer kam. Da kann Rewe natürlich noch nicht beteiligt sein.
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      Aber wenn Rewe erstmal da ist, werden ja riesige Flächen versiegelt, deren Schmutzwasser dann auch dort hin fließen würde. Deshalb war es schon fragwürdig von den Befürwortern, das einfach trotzdem schon mal durchzuwinken, neulich beim Umwelt- und Planungsausschuss. Hätte man auch erstmal abwarten können, aber nun war es ja doch was anderes. Daher der Zusammenhang mit Rewe.
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      Nun wird man dort wohl geimpfte Rinder stationieren, dann noch die Krähen umsiedeln (mit Pech näher ran an unsere Gärten) und den Fuchs erschießen ( http://ulzburger-nachrichten.de/?p=40503 ). Damit der Kiebitz endlich wegzieht. Sollte man wohl fertig haben, bevor man endgültig entscheidet. Aber heute fällt dann nun die Klappe erstmal.
      Schade für uns alle.

    2. @Herr Daub: Mit der Gülle besteht ein großes Problem, dessen unsere Gesellschaft sich annehmen muss. Es auf die Bauern abzuwälzen, ist nicht richtig. Der hohe Fleischkonsum, gekoppelt mit einem durch die Verbraucher getriebenem niedrigen Preisniveau, ist das eigentliche Problem. Um damit noch über die Runden zu kommen, müssen die Landwirte große Mengen produzieren, was viel Gülle verursacht, und das Zeug muss irgendwo hin. Gekauft wird Fleisch vor allem in den Lebensmittelketten, die u. a. auch deshalb neue Verteilerläger bauen müssen, weil der Pro-Kopf-Konsum massiv ansteigt (alle Ketten erweitern sich in der Nähe von Ballungszentren, bei uns sind es „nur“ zwei davon). Am Ende ist die Gesellschaft dafür verantwortlich, und muss auch mit den negativen Effekten leben. Das gilt auch für WHU-Politiker und deren Wähler, es sei denn, die haben eine gesamtheitliche Lösung aller Aspekte parat. Ansonsten fehlt entweder das komplexe Denken, oder man beschränkt sich auf Besserwisserei.
      Der beste Politiker zu diesem Thema ist meiner Meinung nach übrigens ein gewisser Herr Robert Habeck, einfach klasse, mit welchem Realismus er zu der Sache steht, und dennoch Dinge verändern will. Sowas vermisse ich noch in unserem Ort (P.S.: Bin kein Grüner).

      1. Ist es nicht völlig egal, ob Sie „ein Grüner“ sind oder nicht? Entweder man versteht Ihren Beitrag oder nicht.

        1. @Herr Kirmse: Richtig, meine parteiliche Präferenz ist egal. Wollte nur hervorheben, dass meine Anmerkung zu Herrn Habeck nichts damit zu tun hat. Damit will ich mich von all den nervenden Schreiberlingen absetzen, die hier ständig auf „vernünftige Bürgermeinung“ mimen, und tatsächlich eigentlich Werbung für die WHU machen wollen.
          Anmerkung: Bin auch nicht gegen die WHU 😉

      2. „Am Ende ist die Gesellschaft dafür verantwortlich, und muss auch mit den negativen Effekten leben. Das gilt auch für WHU-Politiker und deren Wähler, es sei denn, die haben eine gesamtheitliche Lösung aller Aspekte parat.“
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        Einspruch: Gesellschaft=das große Ganze, wir=Henstedt-Ulzburg, WHU=reiner Fokus auf unsere Gemeinde
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        Wir brauchen die ganzheitliche Lösung für Henstedt-Ulzburg und sehen keine Pflicht, für die Gesamtgesellschaft die Bürden zu tragen, sei es nun Siedlungsdruck in HH oder die nicht abstreitbare Notwendigkeit, irgendwo Strommasten, Umspannwerke oder eben Logistikzentren hinzubauen.
        Henstedt-Ulzburg hat diverse Logistikbetriebe und mit Netto auch eins von den unangenehmen mit Flächenwirkung an Bord. Und den ganzen Stromnetz-Schlamassel dazu. Jetzt muss auch mal was wertschöpfendes her. Die Lage ist sicher nicht das Problem, eher wohl die vertrieblichen Talente bei der Wirtschaftsförderung. Nur am Telefon abwarten, was einem so zuläuft, führt dann eben zu Logistikmonstern, die will keiner haben.
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        Henstedt-Ulzburg ist nicht das Gorleben der Flächenlogistik. Und die WHU wird das Spiel „Reise nach Jerusalem“ nicht mitspielen, wenn die Regel lautet: Wer zu lahm beim Akquirieren von produzierendem Gewerbe ist, nimmt dann die LKW-Hölle.

        1. So so, die WHU agiert also mit Scheuklappen? Was interessieren mich Bundesursachen, ich kümmer mich nur um kommunale Symptome? So denken hoffentlich die Wenigsten in der WHU!

          1. Was wir hier diskutieren, nennt sich kommunale Selbstverwaltung. Folgerichtig werden Kommunalpolitiker allein durch Wähler gewählt, die auch Einwohner sind. Insofern kann man nur hoffen, das alle Wahlkandidaten entweder die Interessen von Henstedt-Ulzburg glasklar im Fokus ihres Handelns haben, oder ihren U-Boot-Status in Bezug auf ihre Vertretungsabsicht außergemeindlicher Interessen erkennbar kommunizieren. Natürlich müssen wir keine Gegensätze zwischen uns und anderen Gemeinden oder der Landespolitik unnötig konstruieren. Aber wo sie sichtbar werden, sollte man klare Kante zeigen. Wenn man gleichzeitig Landtagsabgeordneter und Gemeindevertreter ist oder unter einem Landesverband seiner Partei aufgehängt ist, mag dies manchmal hilfreich sein. Aber eine übergeordnete Strategie der Art „irgendwo muß der ganze unbeliebte Kram ja hin: Henstedt-Ulzburg ist auserkoren. Sorry, Pech gehabt…“ sollte man jedenfalls mit einem Kommunalmandat nicht unterstützen.
            Da hat es die WHU sicherlich leichter. 100% Henstedt-Ulzburg halt.

              1. OK, hier stark zusammen gefasst: Ja, es gibt Herausforderungen, die gelöst werden müssen. Und nein, aus einer Kommune heraus können und wollen wir keine Probleme lösen, die nicht auf die Kommune begrenzt sind.
                Dafür gibt es Landes- und Bundespolitik, Europapolitik, Gewerkschaften etc. pp.

                Unseren hausgemachten Verkehr müssen wir selbst managen. Den zusätzlichen, der sich aus gesamtgesellschaftlichem Konsumverhalten ergibt, nicht.

              2. Naja meinte Herr Blau das nicht?! Wenn ein kommunales Problem keine kommunale Ursache hat, ist doch jede kommunale Meinungsäußerung dazu Populismus, weil das Problem so nicht gelöst werden kann.
                Von Verkehr war überhaupt keine Rede, aber vermutlich meinten Sie das als Gleichnis.

  2. Heute Abend kann man sehen, was die Wahlprogramme in Punkto „Verkehr“ taugen. Wer da schreibt, man wolle den Verkehr reduzieren/aus der Ortsdurchfahrt fernhalten usw., und dann aber für Rewe stimmt, den müsste man fragen, welche gute Fee angerufen werden soll, um die LKW dann später wieder wegzuzaubern. Hat man nur die Mittel von dieser Welt zur Hand, wird man zur Vermeidung von Extraverkehr neigen. Und somit dagegen stimmen.
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    Die Umgehungsstraße ist übrigens kein glaubwürdiges Mittel. Denn die wäre sehr teuer. Und da wir auch noch die Sanierung (oder eher den Neubau) des Alstergymnasiums im Hinterkopf haben müssen, somit illusorisch.
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    Um zu einer Wahlentscheidung zu gelangen, gibt es heute Abend im Rathaus somit ein erstklassiges Anschauungsszenario, im Sinne von top oder hopp.

  3. Clostridien fallen auch nicht vom Himmel, sie vermehren sich aber nahezu explosionsartig in Gülle und Biogasanlagen. Ungeklärte Industrie-Oberflächenwässer haben in Naturschutzgebieten ebenfalls nichts zu suchen. „Absetzbecken“ sind keine Klärung, auch wenn sie mit einer Ölabscheidung ausgerüstet sind.
    Nun ist die besagte Einleitungsfläche aber gar kein Naturschutzgebiet, sie ist eine „Ausgleichfläche“. Deren Schutz endet(e?) nach sieben Jahren, danach kann sie neu überplant werden.
    Dann zuckt der Bürgermeister eben mit den Schultern, widmet die nötigen Mittel um und schafft andernorts eine neue Ausgleichfläche dafür. Sieht man ja ohne Doppik nicht so schnell… Allerdings fehlen dann gegen Ende des Jahres Mittel, die eigentlich anders eingeplant waren.

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