Höhere Dosis CO2 für die Kinder der Lütten School

Die Lütte School an der Abschiedskoppel.
Die Lütte School an der Abschiedskoppel.

Immer wieder haben die Henstedt-Ulzburger Nachrichten über zu trockene Luft in der ‚Lütten School‘ in Ulzburg-Süd berichtet, jetzt gibt es eine neue Idee um für mehr Luftfeuchtigkeit in der Grundschule zu sorgen. Die Gemeinde will die Frischluftzufuhr drosseln.

Lars Möller, im Rathaus für die gemeindlichen Gebäude zuständig, kündigte eine Erhöhung des zulässigen CO2-Gehalts in der Raumluft an. CO2 wird beim Atmen freigesetzt, die CO2-Konzentration steigt in Klassenräumen mit vielen Schülern schnell an. Erst wenn der neue höhere Grenzwert erreicht ist, soll nun die Lüftungsanlage anspringen und frische Winterluft ins Gebäude pumpen.

Dazu muss man wissen: Das Gebäude ist als sogenanntes Passivhaus luftdicht verpackt, muss deswegen maschinell mit Frischluft versorgt werden. Das Problem im Winter: kalte Luft ist von Hause aus trocken, pumpt man die nun in die Schule, sinkt dadurch im Gebäude die Luftfeuchtigkeit, verschärft also das Trockenluftproblem weiter. Deswegen soll die Frischluftzufuhr nun  gedrosselt werden. Zusätzlich soll die Temperatur in der Schule um 2 Grad auf unter 20 Grad abgesenkt werden.

Verwaltungsmann Möller warb im Ausschuss erfolgreich dafür, die Ergebnisse der neuen Maßnahme abzuwarten, bevor weitergehende Schritte ergriffen werden, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Auf den Tischen im Ratssaal hatte ein WHU-Antrag gelegen, der die Installation einer Befeuchtungsanlage forderte. Die Wählervereinigung zog ihren Antrag nach der Intervention von Möller zurück.

Uwe Köhlmann-Thater, der für die WHU den Antrag eingebracht hatte: „Ich hab letztendlich auch zugestimmt, dass wir die neue Messreihe abwarten. Mir wäre aber lieber gewesen, wir hätten gleich eine vernünftige Lösung gefunden. Tatsache ist ja, das die Anlage die seinerzeit installiert worden ist keine Klima – , sondern eine reine Lüftungsanlage ist. Der Befeuchtungsanteil wurde damals weggelassen.“

cm

2. Dezember 2016

16 thoughts on "Höhere Dosis CO2 für die Kinder der Lütten School"

  1. Herr Willsch,
    mit Verlaub, dass wichtige Detail (vertragliche Vereinbarung) wurde bereits „angesprochen“ (sh. bt. Ausführung der Verwaltung zur Luftfeuchtigkeit). Und zur Absenkung der Raumtemperatur kann der Mieter glaube ich weitestgehend selbst entscheiden.

  2. Die Thematik ist nicht neu!

    Schon 1858 hat sich Max von Pettenkofer mit dem Luftwechsel in Wohngebäuden beschäftigt.

    Mit dem CO2-Gehalt steigt auch das Ansteckungsrisiko
    Inzwischen haben verschiedene Untersuchungen eine weitere Annahme Pettenkofers bestätigt: CO2 ist ein Indikator für die Qualität der Innenraumluft in den Räumen insgesamt. Wo es viel CO2 gibt, werden auch besonders viele Keime gefunden. Die amerikanischen Wissenschaftler Rudnick und Milton zum Beispiel untersuchten 2003, wie hoch das Grippe Ansteckungsrisiko in einem Klassenraum ist. 30 Personen waren vier Stunden lang im Klassenraum, eine Person hatte akut Grippe. Das Ergebnis: Bei 1.000 ppm CO2 steckten sich fünf Personen an, bei 2.000 ppm waren es zwölf und bei 3.000 ppm sogar 15.

    Die UPA-Mitglieder haben für sich abgewogen (Sie sitzen allerdings auch nicht im Klassenraum). Nur was sagen die Schüler bzw. ihre Eltern, die Lehrkräfte und Kita-Mitarbeiterinnen? Wurde mit denen gesprochen?

    Eine Lösung, in der ein Problem zu Lasten eines anderen verändert wird (Luftfeuchtigkeit / Raumtemperatur), ist auch keine Lösung.

    Was überwiegt: die Gesundheits- oder die Geld-Frage?

    Leider wird auch nicht auf den bisherigen und zukünftigen Zeitablauf eingegangen. Soll man tatsächlich auf weitere Erkenntnisse bis August 2017 oder später warten?

    1. Ich befürchte, die Erhöhung der CO2-Werte ist ein Schnellschuss, bei dem die Auswirkungen nicht wirklich berücksichtigt worden sind.
      Allerdings wird es wohl einen positiven Effekt geben: Die sehr hohen Energiekosten des Gebäudes werden wohl sinken, da die Belüftungsanlage erst ab einem bestimmten CO2-Wert in den Räumen Frischluft ansaugt, erwärmt und dann in den Klassenraum weiterleitet. Diese Intervalle werden dadurch natürlich verlängert und durch die Absenkung der Temperatur wird auch weniger Energie für das Aufheizen der Luft benötigt.

  3. Wenn ich mich nicht irre, ist die Gemeinde gar nicht Eigentümer der Lütten School, sondern nur „Mieter“.
    Deshalb frage ich mich, warum in der ganzen Debatte, dieses kleine, aber doch wie ich meine, wichtige Detail keine Betrachtung findet?

  4. Es darf noch einmal in Erinnerung gerufen werden:

    Vor 3 Jahren hieß es: „Klima-Problem an der Lütte-School ungelöst“:

    „Es gebe halt jetzt nur Schwierigkeiten, weil die Frage der Luftfeuchtigkeit nicht eindeutig im Vertrag geregelt sei, so Mohr. Kleinigkeiten gebe es aber immer zu regeln.“

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    Das Wohl der Kinder ist sehr wichtig!!!

    Die Frage sei daher erlaubt, warum schaltet man dann nicht den „Turbo-Gang“ ein?

    Warum die großen Zeitabstände?

    Das Problem ist seit Jahren bekannt und bisher nicht gelöst!

    Die ersten Messungen nach Aufstellung der Zimmerpflanzen endeten am 25.02.2016 – Tagungspunkt des UPA am 14.11.2016 ( am 12.09.2016 wegen Zeitüberschreitung nicht behandelt) – Bericht der zweiten Messreihe erst im oder nach August 2017.

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    Wird mit der Absenkung der Raumtemperatur nicht der Mindestwert nach der Arbeitsstättenverordnung unterschritten ( siehe Grundschule Rhen – durchschnittliche Raumtemperatur von 18,6 °C )?

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    Gab es nicht auch andere Gründe als die Zimmertemperatur, warum das Projekt mit den Zimmerpflanzen bisher nicht erfolgreich war? Sollte man diese dann nicht auch benennen?

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    P.S.: Befeuchtungsanlagen beinhalten auch Risiken, besonders wenn man diese nicht richtig händelt. Dann sind diese eine „Virenschleuder“ und es kann u. a. zu Schimmelbildungen kommen.

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    „sau-teure Befeuchtungsanlage ….“

    Für die Bekämpfung des Jakobskreuzkraut wurden 46.000 Euro veranschlagt, obwohl lt. NABU keine unmittelbare Gefahr für die Weidetiere besteht!

  5. Es ist schon faszinierend …. gerade das Wohl der Kinder ist der Gemeinde und auch dem Umwelt- und Planungsausschuss über alle Parteien hinweg sehr wichtig. Wer sich auch nur ansatzweise für Fakten interessiert, der weiß sehr wohl, daß eine Befeuchtungsanlage nicht nur sehr teuer ist, sondern vor allem auch typische eigene Gefahren mit sich bringt: Schimmelbildung.
    Genau das haben die Ulzburger-Nachrichten in ihrem Artikel leider unterschlagen; dabei war genau das das entscheidende Argument, warum zumindest ich für die FDP im Umwelt- und Planungsausschuss einer neuen Messreihe nach Veränderung der Frischluftzufuhr zugestimmt habe.
    Es ist für mich keine gute Alternative, eine sau-teure Befeuchtungsanlage einzubauen, nur um nachher festzustellen, daß wir jetzt ein Schimmelproblem haben und ggf die Schule gar nicht mehr nutzen können.
    Aber am Ende kämpfen wir hier mit dem Dämm- und Passivhauswahn der letzten Jahre, der uns diese Situation eingebrockt hat. Dämmen auf Teufel komm raus, dafür gibt’s Sauerstoff- und Frischluftmangel, Schimmel, massiven Mehrverbrauch an Elektrizität für die ganze Steuerungs- und Regelungstechnik und am Ende einen Riesen-Berg an Dämmmaterial, das inzwischen als umweltgefährdender Sondermüll gilt.
    Nur am Rande: die Lütte School war 2007 das erste öffentliche Gebäude in Schleswig-Holstein, das in Passivbauweise entstanden ist.

    1. Wenn dem UPA das Wohl der Kinder so am Herzen liegt, frage ich Sie, warum Sie und auch alle anderen es bis heute nicht geschafft haben, eine nachhaltige Lösung für das Problem zu finden!
      Im übrigen hat die Erhöhung der CO2-Werte auch eine höhere Keimbelastung der bereits bestehenden Belüftung zur Folge. Ich hoffe, das eine entsprechende Reinigung und Wartung eingeplant ist.

      1. Der Frage von Frau Meyer kann ich mich nur anschließen. Die Schule ist Baujahr 2007 – steht also bald 10 Jahre! Da darf man schon infrage stellen, welchen Stellenwert die Gesundheit der Kinder grundsätzlich hat. Leider passt es aber auch zu anderen Fakten wie die lange Zeit zur Regulierung der armseligen Küche in Kita / Kiga, oder das Abbügeln der näheren Untersuchung für den geplanten Sportplatzbelag. Ich jedenfalls finde es nicht nebensächlich, wenn sich (junge) Sportler möglicherweise giftige Teilchen in unter die Haut grätschen. Zwar sollte keine grundsätzliche Domänisierung der ursprünglichen Entscheidung erfolgen, aber genauso wenig darf das grundsätzliche Festhalten daran aus Kostengründen geben. Ein bißchen mehr Mühe in diesen Fällen bitte!

        1. Da ich HEUTE (2016) abwägen muss, eine klare Aussage: lieber 2 Grad kälter als Schimmelsporen, Viren und Bakterien in der Luft. Das wäre wirklich das allerletzte, was wir brauchen können.
          Die Fachleute der Verwaltung haben mehrere Vorschläge gemacht, und wenn ich wie zum Thema „Alstergymnasium“ auch nur mir dem Gedanken „abreissen und als konventionelles Gebäude neu bauen“ komme, ist das auch keinem recht.
          Fragen Sie bitte die damaligen Mitglieder der Gemeindevertretung (2006 / 2007), ob oder wieso die Probleme mit Passivhäusern nicht vorhersehbar waren. Den Bau als Passivhaus zu erstellen, war damals ein politischer Beschluss. Die Kinder leiden darunter, die Lehrer leiden darunter, und die Gemeinde als Schulträger leidet auch darunter.
          Wenn Sie wissen, wie das Problem ohne gefährliche Nebenwirkungen zu lösen ist – ich freue mich auf Anregungen. Aber einfach nur Geld ohne Nachzudenken auf das Problem zu werfen, hilft auch nicht weiter.
          Die Alternative ist: die Schule schliessen.
          Noch ein paar Fakten: die meisten Publikationen gehen davon aus, dass als ideales Raumklima in Arbeitsräumen eine Temperatur von 20 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 40-60% herrscht. Nach DIN 1946-2 wird als oberster CO2-Grenzwert 1500 ppm angegeben, wirklich gut sind 1000ppm und weniger. Die aktuellen Messergebnisse finden Sie bei https://www.henstedt-ulzburg.sitzung-online.de/ri/vo020.asp?VOLFDNR=2854 . Im Ergebnis: die Werte in der Schulzeit in der Grundschule Rhen (44% Luftfeuchtigkeit bei 18,6 Grad) und der Lütten School (32 % bei 21,6 Grad) zeigen das Problem zahlenmässig. Wenn die Temperatur sinkt, dann erhöht sich aber die Luftfeuchtigkeit. Daher ist es nur logisch, auch in der Lütten School die Temperatur anzupassen. Auch an der Grundschule Rhen klagt niemand über Frieren. Grünpflanzen sind immer gut für das Raumklima, in erster Linie erhöhen sie aber den Sauerstoffgehalt.

          1. Wenn Sie die beiden Schulen vergleichen, vergleichen Sie leider Äpfel mit Birnen. Dad Gebäude auf dem Rhen ist ca. 40 Jahre alt und in konventioneller Bauweise errichtet. Die Lütte School ist aber-wie Sie selbst schreiben- ein Passivhaus. Luft kann weder rein noch raus. Insofern können Sie die Ergebnisse aufgrund der völlig verschiedenen Voraussetzungen wohl kaum miteinander vergleichen.
            Oder wurde die Schule auf dem Rhen duch Sanierungen dem Passivhaus-Standard angepasst?

            1. Hallo Frau Meyer, ich stimme Ihnen zu, jedoch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, das unser Bürgermeister oder die Gemeindevertreter nicht für ein gesundes Klima in der Schule sind. Nur wie kann man dieses Problem lösen? Abreißen und neu bauen? Befeuchtungsanlage einbauen und hinterher feststellen, das es eine Bakterienschleuder ist und die Schüler und Lehrer krank werden? oder erst einmal nach kurzfristigen Lösung suchen? ich bin der Meinung, das wir da auf den richtigen Weg sind, nur die Entschlussfreudigkeit unserer Gemeinde lässt zu wünschen übrig, da dieses Thema ja schon sehr lange bekannt ist.

  6. Das Schul(Gebäude)wesen scheint immer wieder Gegenstand solcher Irrungen und Wirrungen zu sein. Hätte nie gedacht, das es so eine Raketenwissenschaft ist. Für ein Gutachten als Schubladenbodenunterlage gibt man zehntausende € aus, aber für den schadstoffarmen Belag hat man das nicht übrig?

  7. Hallo, irgendwie ist das richtig gruselig. Warum bekommt man Gefühl, dass der Gemeinde das Wohl unserer Kinder nicht wichtig ist. Anstatt die Lüftungsanlage zu erweitern, wird seit Jahren experimentiert. Und die leidtragenden sind die schwächsten in der Gesellschaft, die Kinder. Traurig 😢

  8. Wurde bei den ganzen Gedankenspielen zum Thema Luftfeuchtigkeit auch bedacht, dass sich eine Erhöhung des CO2-Gehaltes auch negativ auf das Leistungsvermögen von Schülern und Lehrern auswirkt? Wir kennen das doch alle: Sauerstoffmangel macht müde und die Konzentration lässt rapide nach. Was ist damit gewonnen?

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