HU-Nachrichten in der Para: Je älter wir werden, desto morscher werden unsere Knochen

Sie begeisterte ihre Zuhörer mit fundiertem Wissen über Schulterprobleme: Frau Dr. Astrid Thiemann, Chirurgin und leitende Oberärztin in der Paracelsus-Klinik
Sie begeisterte ihre Zuhörer mit fundiertem Wissen über Schulterprobleme:
Frau Dr. Astrid Thiemann, Chirurgin und leitende Oberärztin in der Paracelsus-Klinik

Die Ärzte der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg, bekannt für ihre gut besuchten Vorträge über chirurgische Eingriffe in ihrem Haus, konnten sich auch diesmal über ein zahlreich erschienenes Publikum freuen: Alle 60 Plätze im Konferenzraum waren besetzt – dank eines Themas, das immer mehr Menschen betrifft und interessiert: die Schulter, die so oft Probleme macht.

Referentin war Dr. Astrid Thiemann, Chirurgin und leitende Oberärztin, die als Assistenzärztin hier angefangen hatte und im nächsten Jahr 20 Jahre in der Paracelsus-Klinik arbeitet. Wie es schien, waren sämtliche Zuhörer selbst von Schulterproblemen geplagt, die sich an diesem Abend Aufschluss über ihr schmerzhaftes Leiden erhofften. Begleitet von einer farbigen Bildpräsentation an zwei Bildschirmen erklärte die Medizinerin ausführlich und anschaulich die diversen Schäden, die wir unserer Schulter zufügen – durch Stürze, Verrenkungen und andere Verletzungen.

Anatomische Folien zeigten dagegen die Struktur der Schulter, die als Kugelgelenk in alle Richtungen bewegt werden kann. So muss eine gesunde Schulter eine extreme Beweglichkeit haben, um sie um 360 Grad bewegen zu können. Zwar muskelgeführt, aber mit Oberarmknorpel und Sehnen, die in die Gelenke eingreifen. „Es ist eine Vielzahl von Bändern und Sehnen, die das alles zusammenhält“, erkläte Dr. Thiemann. „Dabei macht der Schleimbeutel oft die meisten Probleme.“ Es handelt sich also um ein sehr kompliziertes Gelenk, das gern Beschwerden macht. „Da bleibt für uns immer nur die Frage: Wo hakt es, wo tut es weh, seit wann gibt es die Probleme?“ Ist der Patient eingeschränkt bei der Hausarbeit oder beim Schreiben am Computer, quälen ihn Schmerzen beim Kämmen oder beim Wäscheaufhängen?

Ältere Leute haben besonders oft mit Schulterschmerzen zu kämpfen: Rheuma, Arteriosklerose, Hals- und Brustwirbelsäule – alles tut weh, weil alles zusammenhängt. Dazu kommt der Verschleiß im Alter, Osteoporose und Arthrose. Und weil man sich im Alter immer weniger bewegt, kommt es dazu, dass sich auch die Schulter immer schwerer bewegen lässt.

Um herauszufinden, was für Ursachen die Schmerzen haben, gibt es inzwischen viele Test-Variationen. Da gibt die Röntgenaufnahme zuerst Aufschluss über den Grund der Schmerzen. Das MRT dagegen bietet genaueste Untersuchungsmöglichkeiten. Wie z.B. bei einer Luxation, der ausgekugelten Schulter. Schon ab dem 40. Lebensjahr beginnt der Verschleiß und hat meist die Kalkschulter oder Schleimbeutelentzündungen zur Folge. Ab 60 kann es zu einem Oberarmkopfbruch kommen, was nicht immer gleich operiert werden muss, sondern konservativ behandelt werden kann. Die minimalinvasive bzw. Schlüsselloch-OP geht mit einer Antibiotik-Schmerztherapie einher. Auch Akupunktur hilft in diesem Fall, wird aber von der Kasse nicht übernommen, ebenso wie Stoßwellen- oder Ultraschall-Therapie, weil die Kassen nicht sicher sind, ob diese teuren Behandlungen überhaupt helfen. „Da tut sich ein Graben auf zwischen den Krankenhausärzten und den niedergelassenen Ärzten. Auch Marcumar wird für die Mediziner immer mehr zum Problem. „Die Menschen werden älter, haben Herzschrittmacher, Stents und künstliche Gelenke. Das macht die Behandlung immer komplizierter.“

Arthrose ist nicht heilbar, sondern schreitet langsam voran. Ebenso lässt sich auch der Knorpel nicht wieder aufbauen. Dazu die Medizinerin: „Da sitzen die Leute morgens um 4 Uhr in der Notfallambulanz, weinend vor Schmerz, weil sie es nicht mehr aushalten können. Da reicht es schon, dass die kranke Schulter im Schlaf überhitzt wurde oder man sich draufgelegt hat – die Folge sind meist unerträgliche Schmerzen. Wir geben dann Rheumamittel wie Voltaren, Ibuprofen oder Diclofenac.“ Aber das hilft natürlich auch nur vorübergehend.

Gezeigt wurden eindrucksvolle Bilder, die während einer Kalkschulter-OP gemacht wurden. Bei der Entfernung des Kalks stiegen weiße Wolken auf, die dann abgesaugt wurden. Dazu Dr. Thieme:„Wir verschleißen alle – jeder Dritte hat bereits einen Riss in der Schulter, ohne es zu merken. Erst wenn er bei bestimmten Bewegungen Schmerzen bekommt, ist es Zeit, etwas dagegen zu tun. Je älter wir werden, desto morscher werden unsere Knochen. Aber zum Glück werden die Prothesen immer besser, ebenso wie die Röntgenbilder und die MRT-Aufnahmen immer genauer werden, selbst bei fortgeschrittener Arthrose.“

Der Vortrag von Dr. Thiemann war längst zu Ende, als ein großer Teil der Besucher sie immer noch belagerte, um eine Antwort auf die eigenen Schulterprobleme zu bekommen. Und weil die Ärztin die Not der gequälten Patienten zur Genüge kannte, stand sie auch allen noch fast eine Stunde mit guten Ratschlägen zur Verfügung. Dabei war ihr Vortrag so komplex, umfassend und auch für Laien gut so verständlich, dass eigentlich alles gesagt war. Aber offenbar strahlte sie soviel Vertrauen aus, dass ihre Zuhörer noch bis zum letzten Augenblick von ihrem Wissen profitieren wollten.

Die gute Nachricht zum Schluss: Für alle, die an diesem Abend keinen Platz mehr bekommen haben (und andere Interessierte), findet der Vortrag erneut im Konferenzsaal der Paracelsus-Klinik statt. Und zwar am Mittwoch, 28. September um 18 Uhr. Danach folgt am 12. Oktober ein weiterer Vortrag, bei dem es um unsere Füße geht.

Gabriele David

19. August 2016

6 thoughts on "HU-Nachrichten in der Para: Je älter wir werden, desto morscher werden unsere Knochen"

  1. Hallo,
    ich habe 07.2014 ein Teilimplantat ins linke Knie und 11.2014 ein komplettes Knieimpalntat rechts bekommen. Alles hat super geklappt, ich kann jetzt schmerzfrei gehen und wieder arbeiten. OP und Reha ( St-Peter und Bad Bramstedt ) waren gut
    Ich bin zufrieden und kann empfehlen, jedenfalls Chirugie………..

  2. Leider … Leider … Ich hatte vergangenes Jahr eine Fuss-OP in der Para. Die Ärzte zwar super nett aber die Pfleger chronisch überlastet und mittlerweile mehr Probleme als vorher. Neee … für eine Empfehlung reicht das nicht.

  3. …..nach einer Verkehrsunfall mit dem Fahrrad, wiel ein Autofahrer mich „übersehen“ hatte auf dem einseitigen Radweg (Befund Schulterprellung – Therapie: Arm warmhalten – ich in der ersten Phase nicht geröngt, in der zweiten Phase stärkere Schmerztabletten nahc Röntgen – aber ohne Befund, in der 3. Phase Empfehlung zum MRT – Termin bitte selbst „irgendwo“ besorgen. Wartezeit hier im Norden min. 4 Wochen – bis dahin Superschmerzmittel als Therapie.
    Das Ambulanzteam, besonders eine vermutlich indische Ärztin – extrem unhöflich in der Nachtrschicht. Der Arzt in der Frühschicht dank langen Warten zwar ausgeschlafen aber aller andere als freundlich.
    Mit viel Glück 4 Tage später MRT-Termin – Diagnose: Gelenkentzündung durch warmhalten und Unfall. Noch Fragen, wo ich nächstes Mal mit vollem Bewußtsein mich hinbringen lasse ???

  4. Zitat: „Ab 60 kann es zu einem Oberarmkopfbruch kommen, was nicht immer gleich operiert werden muss, sondern konservativ behandelt werden kann“. Dieser Satz hat mich „vom Hocker gehauen“. Hat die Klinik nichts dazugelernt? Genau das wurde bei mir in dieser Klinik praktiziert, mit dem Erfolg einer Notoperation in dem BUK HH-Boberg, die leider nach einem 1/4 Jahr nichts mehr retten konnte, dass mir eine Endoprothese eingesetzt werden musste.

  5. Nur zur Info to whom it may concern :
    Das „ominöse“ Lied ist weder verboten noch ein SA-Lied.
    Der damals 17jährige Pfadfinder Hans Baumann schrieb 1930 das Marschlied „Es zittern die morschen Knochen“ für ein katholisches Liederbuch.

  6. Dann können wir ja wieder singen: “ Es zittern die morschen Knochen “ ! Wie einst unsere Eltern bzw. Großeltern.

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