Widerstand gegen die Stromtrasse

Volles Bürgerhaus
Volles Bürgerhaus bei der Einwohnerversammlung am Dienstag

Gejohle, Pfiffe, Protestplakate – eindrucksvoller Protest heute von 400 Henstedt-Ulzburgern im Bürgerhaus und eine klare Botschaft für die angereiste siebenköpfige Tennet-Mannschaft: Keine Starkstromleitung über Henstedt-Rhen und den Waldkindergarten in Ulzburg-Süd. Bürgermeister Stefan Bauer unter Riesenapplaus bei der Einwohnerversammlung zur Ostküstenleitung: „Für mich ist es ein Unding, das Planungsverantwortliche überhaupt auf die Idee kommen, eine Trasse durch die größte Gemeinde Schleswig-Holsteins zu bauen.“

Wie groß sind die Chancen, den Leitungsbau doch noch zu verhindern? In jedem Fall ist es nicht unmöglich. Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Landesumweltministerium: „Noch sind Änderungen möglich, wenn gute Argumente da sind.“ Nestle machte insbesondere Hoffnung auf eine Erdverkabelung.

Mehr Stromtrassennews am Mittwoch bei den HU-Nachrichten.

cm

30. Juni 2015

2 thoughts on "Widerstand gegen die Stromtrasse"

  1. Herr Bürgervorsteher Schmidt hat mit allem Nachdruck den Protest und Widerstand der (gesamten?) Einwohnerschaft HU (400 sind nur ca. 2% der Wahlberechtigten) deutlich gemacht. Das ist allgemein verständlich, richtig und notwendig, aber mir etwas zu undifferenziert, ebenso die Missfallensäußerungen eines Teils des Publikums mit Pfiffen, Gejohle und unsachlichen Zwischenrufen sowie Plakate mit „sehr gehaltvollen Aufschriften“ wie “ Tennet du Schnacker, mach dich vom Acker“. Das sind keine überzeugenden, fundierten Gegenargumente aus denen man Alternativen entwickeln könnte. Das für Tennet arbeitende Planungsbüro Bendtfeld ist renommiert und hat für mich die planungs- und immissionsschutzrechtlichen Grundlagen im Rahmen einer umfänglichen Gesamtabwägung aller Schutzgüter und Aspekte klar und eindeutig abgearbeitet und dargestellt. Es geht hier wohlgemerkt noch nicht um eine Detailplanung für das Planfeststellungsverfahren.
    Meine Bedenken hinsichtlich der von Tennet dargestellten nur 20%igen Auslastung der Leitung wurden von der Staatssekretärin ausgeräumt, da aktuell nicht mehr mit einer elektrischen Leistung von 540MW, sondern mit der doppelten Leistung gerechnet wird und die Leitung, wie alle anderen Leitungen im Gesamtsystem, bei netzbedingten Teilausfällen durch Unwetter etc. diese Ausfälle kompensieren müssen. Die elektrische Versorgung ist die wichtigste Daseinsvorsorge für Wohnen und Wirtschaft.
    Als HU-Bürger gefällt mir grundsätzlich die Leitung auch nicht, aber als Realist ist mir klar, dass eine Aufrüstung einer Bestandsleitung einer neuen Leitung anderenorts vorzuziehen ist. Betroffenheiten gibt es bei jeder Maßnahme in unserer dicht besiedelten Region. Es ist doch illusionär davon auszugehen, dass betroffene Bürger einer neuen Leitung dieser zustimmen würden, wenn in HU die Bestandsleitung künftig entfallen würde. Und gerichtsfest wäre diese Entscheidung auf keinen Fall, da ein eindeutiger Abwägungsfehler gegeben wäre.
    Eine Frage sollte noch zur Diskussion gestellt werden:
    Wie glaubwürdig ist eigentlich die Politik in HU hinsichtlich Hochspannungsleitungen und Verkehrslärm im Spannungsfeld von Wohnen, Kita und Natur, also des Schutzgutes Mensch; denn das Schutzgut Mensch steht auch unmittelbar im Kontext des Schutzgutes Natur.
    Vor wenigen Monaten wollte noch ein nicht unerheblicher Teil der Gemeindevertretung eine Machbarkeitsstudie für eine Planung einer Westumgehung mit ökologischer Zerstörung der Pinnauniederung und Zerschneidung des Waldkindergartens in Auftrag geben. Das ist vorläufig nur zurückgestellt worden.
    Vor ein paar Jahren sollte eine Großsiedlung am Beckershof entstehen, Umgang mit der Natur? Fehlanzeige.
    Ausweisung von Wohnen nördlich Habichtsstraße u n t e r einer Hochspannungsleitung.
    Ausweisung von Wohnen im Rhinkatenweg, Salzweg (beiderseits), Beckersbergwiese (Planung), nördlich und südlich Dammstücken n e b e n einer Hochspannungsleitung.
    Ausweisung von Wohnen gegenüber der Einmündung Kadener Chaussee und Wagenhubergelände an Hauptverkehrstraßen mit einem DTV von über 20000Kfz/24h mit entsprechendem Lärmpegel.
    Die Hinweise einer Fraktion der GV auf die sich abzeichnende politische Problematik der Hochspannungsleitung wurde monatelang von der Verwaltung und einer Mehrheit der GV ignoriert, bis Widerstände in der Einwohnerschaft deutlich erkennbar wurden, um dann schnell umzuschalten und auf den „Zug des Protestes“ aufzuspringen. Ich versuche dieses politische Umdenken positiv zu sehen und hoffe auf künftige Weit- und Einsicht bei der Wahrung des Schutzgutes Mensch bei allen gemeindlichen Planungen.

    1. Besser hätte man es nicht ausdrücken können!
      Das Thema mit der „Waldvernichtung zugunsten einer Umgehung“ ist ja noch nicht einmal lange her. Was jetzt passiert, ist vermutlich reiner Opportumismus der Beteiligten, um sich durch lautstarkes Mithupen von Schuld reinzuwaschen. Ein kleines Indiz hierzu: Wenn die geplanten Plakate hätten aufgehängt werden sollen, hätte man sie auch ohne die DHL irgendwie rüberbekommen – es kostet halt Mühe und wohl auch zusätzliches Kleingeld. DAS hätte ein Unternehmen in der freien Marktwirtschaft an dieser Stelle auf jeden Fall gemacht, um diesen Vergleich doch noch einmal zu bemühen. Da war anscheinend kein richtiger Treiber dahinter. Fehlendes Treiben ist meist auf fehlende Motivation zurück zu führen.

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